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SZ + Hoyerswerda

Mehr Inklusion gewünscht: „Wir sind ja auch nur Menschen“

Im Mehrgenerationenhaus Bernsdorf ist derzeit eine Ausstellung zum Thema Inklusion unter dem Titel „Weil Vielfalt gemeinsam fetzt“ zu sehen.

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Lukas (l.) – hier mit seiner Mutter zu sehen – ist einer der Protagonisten der Ausstellung zu denen auch die Grundschülerin Helene (r.) gehört – hier mit MGH-Mitarbeiterin Elisabeth Glaschker.
Lukas (l.) – hier mit seiner Mutter zu sehen – ist einer der Protagonisten der Ausstellung zu denen auch die Grundschülerin Helene (r.) gehört – hier mit MGH-Mitarbeiterin Elisabeth Glaschker. © Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Bernsdorf. Lukas’ Lächeln wirkt ansteckend. Der sympathische Jugendliche spricht an diesem Nachmittag offen über seine Kleinwüchsigkeit. Wegen dieser genetischen Krankheit hat der 14-Jährige eine übergroße Zunge, eine Hornhauttrübung und er kann seine Arme und Beine nicht richtig austrecken.

„Das Körperliche ist bei mir etwas problematisch. Aber ich muss sagen, dass ich ansonsten gut damit leben kann. Ich finde es nur sehr unangebracht, wenn Leute auf der Straße dumm gucken. Ich finde, man sollte uns, wie normale Menschen behandeln. Wir alle haben uns das nicht ausgesucht, wir sind ja auch nur Menschen“, meint Lukas, der bei solchen Situationen auch mit seinen Emotionen zu kämpfen hat. Ähnlich geht es seiner Mutter Anke Becker, die dann nur schwer ihre Tränen unterdrücken kann.

Dabei möchten Lukas und seine Familie einfach nur ein möglichst normales Leben führen und auch so von der Außenwelt behandelt werden. „Ich bin auch manchmal traurig, weil ich nicht so wie die anderen bin“, erzählt der 14-Jährige, der später gerne Mediengestalter werden möchte und sich einen guten Job sowie eine gesunde Beziehung wünscht.

Momentan ist Lukas auf der Suche nach neuen Freundschaften in Hoyerswerda oder der näheren Umgebung, da seine Kumpels, die genau wie er die Körperbehindertenschule besuchen, sehr weit weg wohnen. „Wer mich kennenlernen möchte, kann sich gern im MGH Bernsdorf melden“, meint der Hoyerswerdaer.

Die Geschichte von Lukas und von weiteren 21 Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Krankheiten sind derzeit im Mehrgenerationenhaus innerhalb einer Wanderausstellung zu sehen. Unter dem Motto „Inklusion – Weil Vielfalt gemeinsam fetzt“ kommen Frauen, Männer und Kinder zu Wort, um für das Thema in Form von erwünschter Normalität zu sensibilisieren und Aufklärungsarbeit über Krankheiten zu leisten.

Mehr inklusive WGs gewünscht

Lara aus Dresden berichtet über ihre Diagnose Multiple Sklerose. Helene aus Lauta leidet an der Krankheit Achromatopsie die unter anderem mit einer sehr geringen Sehleistung, Lichtempfindlichkeit und Augenzittern einhergeht. Die Grundschülerin kann zudem keine Farben sehen. Bis die Diagnose gestellt werden konnte, war es für Helene und ihre Familie ein langer Weg mit vielen Arztbesuchen.

Auch Rene und Max aus Dresden erzählen ihre Geschichte und wünschen sich, dass es in Ostdeutschland mehr Inklusiv–Wohngemeinschaften gibt. Bei diesem Modell wohnen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.

Die Wanderausstellung unter Trägerschaft der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Sachsen soll etwas Positives transportieren, nicht auf die Behinderung fokussieren und zeigen, dass Vielfalt auch in dieser Hinsicht die Gesellschaft bereichert. Die Exposition ist noch bis zum 27. September jeweils montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr im Mehrgenerationenhaus zu sehen.

Innerhalb der Aktion, bei der es auch eine Fach-Kinoveranstaltung mit dem Film „Systemsprenger“ mit Pädagogen und Erziehern sowie einem gemeinsamen Klimafrühstück gab, findet im MGH am Montag dem 23. September, von 15 bis 19 Uhr ein Poetry Slam statt. Bei diesem literarischen Wettbewerb werden selbstverfasste Texte in einer bestimmten Zeit vorgetragen und es werden auch Wort-Künstler dabei sein. Kaddi Cutz, Olli Schumann, Felicitas Friedrich und Johannes Keim werden zum Thema „Vielfalt“ sprechen. Um auch die jüngste Generation in ihrer Selbstbestimmung zu befähigen und Inklusion zu fördern findet am Sonntag, dem 29. September, im MGH zudem der 1. Kinderflohmarkt statt.

Weitere Informationen:

Mehrgenerationenhaus Bernsdorf, Eisenwerkstraße 1d,
Tel. 0176 49221104, mail [email protected]