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Jetzt wird auch in der Lübbenauer Spree wieder getauft

Getauft wird meist in der Kirche. Im Spreewald gibt es jedoch noch eine andere Tradition. Da wird der Täufling vor Ort mit Spreewasser getauft.

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Taufe in der Spree bei Lehde: Jetzt ist das wieder möglich.
Taufe in der Spree bei Lehde: Jetzt ist das wieder möglich. © Foto: Peter Becker

Von Beowulf Kayser

Lübbenau. Noch ist „Großmutters Taufkahn“ vom großen Kahnkorso beim vergangenen Lübbenauer Spreewald- und Schützenfest in aller Munde. „Ja, so ist es damals gewesen“, erzählt Spreewald-Botschafterin Marlene Jedro von dem Ereignis vor über einhundert Jahren. Auf der ersten Bank saßen die Eltern mit dem Taufbaby in einem Korb, dahinter die Paten in Spreewälder Tracht aus den verschiedenen Kirchspielen. Die Spree entlang ging es dann meist von Lehde und Leipe zur Nikolai-Kirche in Lübbenau, wo die neuen Erdenbürger vom Pfarrer getauft wurden.

Seit Anfang des neuen Jahrhunderts gibt es jedoch noch ein anderes Taufritual im Spreewald. Ab dem Jahr 1905 wurde erstmals auch außerhalb der Kirche direkt in der Spree getauft. „Dem ehemaligen Zerkwitzer Pfarrer Michael Oelmann ist zu verdanken, dass diese ursprüngliche Form der Taufe auch im Spreewald wiederbelebt wurde“, weiß Buchautor und Fotograf Peter Becker aus Raddusch. Sie erhielt damals durch den legendären Sprung von kirchlichen Würdenträgern zu Beginn des „Jahres der Taufe“ 2023 in die Spree enormen Auftrieb. „Tauch ein und lebe“ hieß damals das Motto.

In das sieben Grad kalte Wasser in Lübbenau sprangen bei der Aktion des Kirchenkreises Niederlausitz in „Dienstkleidung“ unter anderem der Superintendent Thomas Köhler aus Lübben, sein Stellvertreter Pfarrer Markus Herrbuck aus Finsterwalde und Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech aus Massen bei Finsterwalde sowie Pfarrer Martin A. Liedke aus Lübben, Pfarrer Stefan Branig aus Tröbitz und Pfarrerin Ulrike Garve aus Lübbenau.

„Wir haben jedes Jahr Spreetaufen, mal größer und mal kleiner“, sagte die Lübbenauer Pfarrerin Ulrike Garve der „SZ“. Rund um den Jahrestag wurden bisher 161 Personen zwischen vier Monate und 58 Jahre mit Spreewasser getauft. „Die größte Taufe erfolgte am ersten Juni-Wochenende mit vier Täuflingen in Lehde“, so die Pfarrerin.

Im Verlauf des Sommers wird es weitere Taufen in der Spree geben, oft auch als Einzeltaufen im familiären Rahmen, kündigte Ulrike Garve an. Die Kirchenobrigkeit sah es anfangs gar nicht so gern, wenn der Taufakt des Eintritts in ein kirchliches Leben außerhalb der geweihten Häuser stattfinden soll“, heißt es in Peter Beckers Annalen. Aber inzwischen haben sich die kirchlichen Zweifler überzeugen lassen.

Zu den Täuflingen in der Spree gehören nämlich nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene. Von den rund 3.000 Menschen bei der ersten Massentaufe der Christenheit zu Pfingsten durch Petrus sind die „Spreelinge“ jedoch noch weit entfernt. Wer Interesse an einer Spree-Taufe hat, kann sich online informieren.

www.kirche-luebbenau.de/hochzeiten-taufen/