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Hoyerswerda
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Die Laufschuhe trugen ihn bis knapp vor die 100

Mit dem Hoyerswerdaer Karl-Heinz Noack ist jetzt ein Vorbild für viele hiesige Sportfreunde verstorben.

Von Mirko Kolodziej
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Karl-Heinz Noack
Karl-Heinz Noack © Archivfoto: Hagen Linke

Hoyerswerda. Als Karl-Heinz Noack vor reichlich 24 Jahren in einem Interview gefragt wurde, was sein Lebensziel sei, antwortete er: „Gesund bleiben. Vielleicht werde ich sogar hundert Jahre alt.“ Er hat sich dem mit Disziplin, Hartnäckigkeit und Humor zumindest genähert. Mit 96 Jahren ist der Hoyerswerdaer Ausnahmesportler jetzt gestorben. Der Mann aus dem WK I zog sich noch in einem Alter seine Laufschuhe an, das vielen überhaupt nicht vergönnt ist und in dem andere höchstens Kreuzworträtsel lösen.

Karl-Heinz Noack, geboren 1928 in Scheckthal, hat das Laufen sozusagen zur zweiten Karriere gemacht. Ursprünglich war er Militärmusiker bei der NVA. Gemessen an seiner Lebensspanne hat er durchaus noch als junger Mann mit dem Laufsport begonnen, aber so ein richtiger Leistungssportler wurde er erst mit 65. Es war 1993, als er sich in Berlin nämlich an seinen ersten Marathon wagte. Er sollte die 42,195 Kilometer in den folgenden Jahren noch 42 mal bewältigen – unter anderem in Rostock, in Prag oder in Athen. „Sport ist keine Sache des Alters, sondern eine Sache des Kopfes“, pflegte er zu sagen.

Der Dauerläufer, unterwegs für den Niederlausitzer Läuferbund Cottbus, sammelte auch Edelmetall ein. Noack holte Altersklassen-Europameister- und Vizeweltmeistertitel. Er spulte Trainingsrunde um Trainingsrunde ab, war bei Wind und Wetter etwa auf dem Radweg zum Knappensee oder am Scheibe-See unterwegs. Allein für das Jahr 1999 waren 2.400 Laufkilometer registriert. Volks- war dabei ebenso wichtig wie Wettkampfsport. Kaum einmal verpasste Karl-Heinz-Noack zum Beispiel einen Hoyerswerdaer Neujahrslauf. Noch in diesem Januar drehte er dabei im Sportforum eine Stadionrunde, wenn auch etwas langsamer als früher. Das Alter forderte dann eben doch seinen Tribut – allerdings eben relativ spät. Zum 89. Geburtstag hatte er sich einen Fallschirmsprung gewünscht; seine Familie machte ihm die Freude.

Nicht wenigen Leuten in der Stadtregion Hoyerswerda war Karl-Heinz Noack beispielgebend. So kommentiert Alexander Sommer vom 1. SV Leichtathletik die Nachricht von Noacks Ableben bei Hoyte24 mit den Worten: „Er war mir eine große Inspiration.“ Genau so hatte es sich der über viele Jahre älteste Dauerläufer der Stadt, der 2022 vom Lauftreff Lausitz in seine Marathon Hall of Fame aufgenommen wurde, auch gewünscht. „Ich will als positives Beispiel Vorbild sein“, sagte er im Jahr 2000 im eingangs erwähnten Interview.