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Hoyerswerda
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Ein Beziehungscoach für Hoyerswerda

Nora Kerll ist nach Hoyerswerda zurückgekehrt und hat ihre eigene Praxis eröffnet – in einem ganz besonderen Metier.

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Nora Kerll hat im historisch geprägten Lessinghaus, dass im Jahre 1702 entstanden ist, ihre Praxis eröffnet.
Nora Kerll hat im historisch geprägten Lessinghaus, dass im Jahre 1702 entstanden ist, ihre Praxis eröffnet. © Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Hoyerswerda. Tue mehr von dem, was dich glücklich macht: Dieser Spruch prangt in großen Buchstaben an der Wand. Der frisch renovierte und neugestaltete Raum, in dem vorher eine Anwaltskanzlei beheimatet war, strahlt Wohlfühlatmosphäre aus. Mittendrin steht Nora Kerll. Man kann sich ihrer positiven Art und optimistischen Ausstrahlung nur schwer entziehen. Von jetzt auf gleich kann sie auch eine sehr gute Zuhörerin sein, die im richtigen Moment emphatisch und professionell geschult auf die Emotionen ihres Gegenübers eingeht. „Bei mir darf jeder so sein, wie er ist und seinen Emotionen Raum und Zeit geben“, erklärt die 38-Jährige die sich auf traum-sensibles tiefenpsychologisches Coaching spezialisiert hat. Als zweifach zertifizierter Coach hilft sie einzelnen Personen aber auch Paaren oder Familien.

Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass eine durchwachsene Kindheit und der tragische Verlust eines nahestehenden Menschen sowie weitere herausfordernde Erfahrungen tiefe Spuren hinterlassen, die Menschen in ihrem Alltag wieder einholen können. Oftmals sind sich diese Personen dessen gar nicht bewusst. „Trauma-sensibles Beziehungscoaching ist mehr als nur Coaching. Wo sich herkömmliche Ansätze meist nur auf die Gegenwart beziehen und Lösungen ausschließlich im Hier und Jetzt suchen, bezieht trauma-sensibles Coaching die Vergangenheit punktuell mit ein“, sagt Nora Kerll.

Wiederkehrende Herausforderungen im Leben sowie Konflikte und Streitigkeiten mit Menschen im Umfeld seien meist Resultate von eigenen unbewussten Mustern, die oft in früheren Bindungs- und Entwicklungstraumata, also in seelischen Verletzungen begründet liegen. Diese können aufgedeckt und auf einen heilsamen Weg gebracht werden. „Meine Arbeit basiert auf der Theorie des klinischen Modells NARM und richtet sich an Klienten mit subklinischen Symptomen ohne Krankheitswert. Mein Coaching stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Dabei ist die Person Experte für ihr Leben. Und ich bin Expertin für den Prozess. Ich helfe Menschen dabei, erfüllte Beziehungen erleben zu können.“

Die Abkürzung NARM steht hierbei für das neuroaffektive Beziehungsmodell, welches fünf zentrale Ressourcen des Menschen beinhaltet. Wenn diese in Folge von Traumata nicht ausgebildet werden konnten, werden Überlebensstrategien, also bestimmte Verhaltensmuster entwickelt, um den Mangel ausgleichen zu können. Und diese spielen in der Kommunikation sowie in den Denk- und Handlungsweisen eine entscheidende Rolle und können zu Beziehungsproblemen führen.

Dass Nora Kerll wieder nach Hoyerswerda zurückgekommen und genau hier ihre Praxis eröffnet hat, hängt mit mehreren, persönlichen Ereignissen zusammen. Nach dem Abitur im damaligen Konrad-Zuse-Gymnasium zog es die Hoyerswerdaerin erst einmal in die Welt. Ob nun in Australien oder das pulsierende Großstadtpflaster in Berlin, in Frankfurt am Main oder in Rio de Janeiro – die 38-Jährige kämpfte sich durch, jobbte als Kellnerin, beschäftigte sich als Au-Pair-Mädchen sowie intensiv mit Pferden, absolvierte ein internationales Studium in Betriebswirtschaftslehre und begann für verschiedene internationale Firmen in den Bereichen Vertrieb und Coaching zu arbeiten. „Dabei spürte ich immer mehr, dass ich ein sehr gutes Gespür für Menschen habe und ihnen dabei helfen kann, ihre Potenziale wieder zu entdecken und das Beste aus ihnen herauszuholen. Diese Art auf Menschen zu blicken ist eine Berufung, nicht nur ein Beruf.“

Immer wieder seien ratsuchende Freunde und Bekannte auf sie zugekommen. Nora Kerll konnte sie auf ihrem Weg in ein erfüllteres und selbstbestimmteres Leben erfolgreich unterstützen. Dann kam Corona. In dieser Zeit zog es Nora Kerll wieder zurück in ihre Heimatstadt. Sehnsucht nach der Familie und Heimweh spielten dabei eine große Rolle. Dass sie kam, um zu bleiben ahnte die heutige vierfache (Bonus-)Mama, wie sie sich in ihrer eigenen Patchwork-Familie selbst nennt, damals freilich noch nicht. „Ich bin dann einfach geblieben, weil es sich richtig angefühlt hat.“ Mittlerweile hat sie hier wieder Fuß gefasst, ihre Praxis in einem der ältesten Häuser der Stadt eröffnet, um ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Womit wir wieder am Anfang wären: Tue mehr von dem, was dich glücklich macht.