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SZ + Hoyerswerda

Altech baut an seinem Versuchswerk

In Pumpe wird jetzt die Technik zur Herstellung neuartigen Anoden-Materials installiert.

Von Mirko Kolodziej
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Altech-COO Carsten Baumeister (rechts) bespricht den aktuellen Stand des Anlagen-Aufbaus mit Alessandra Fabbri (links) und Andree Schäfer (Zweiter von links) von der Firma Küttner sowie Sven Schulze (Zweiter von rechts) vom Unternehmen Weber.
Altech-COO Carsten Baumeister (rechts) bespricht den aktuellen Stand des Anlagen-Aufbaus mit Alessandra Fabbri (links) und Andree Schäfer (Zweiter von links) von der Firma Küttner sowie Sven Schulze (Zweiter von rechts) vom Unternehmen Weber. © Foto: Mirko Kolodziej

Schwarze Pumpe. Stellen Sie sich ein Sandkorn vor, das mit einer Hülle aus einem anderen Stoff zu ummanteln ist! In diesen Bereichen von Mikro- und Nanometern bewegt sich ein Vorhaben der Altech Industries Germany GmbH in Schwarze Pumpe. Die Materialpartikel, aus denen Anoden für Fahrzeug-Akkus bestehen, sollen einen Überzug aus Aluminiumoxid bekommen, um die Energiespeicher langlebiger und leistungsfähiger zu machen. Altech hat seiner Erfindung den Namen Silumina Anodes gegeben.

Als das TAGEBLATT zu Jahresbeginn titelte „Was wir 2023 gerne vermelden würden“, war darunter auch die Wunsch-Schlagzeile „Testproduktion in Pumpe startet – Das Unternehmen Altech will mit beschichteten Akku-Anoden für höhere Speicherkapazitäten den Markt für Elektro-Fahrzeuge erobern“. Inzwischen ist klar, dass das Versuchswerk, das in der Werkhalle des Gründer- und Gewerbezentrums Dock³ Lausitz entsteht, noch im ersten Quartal hochgefahren werden soll.

Schon Anfang November haben die Ingenieure, Techniker und Handwerker unter anderem der Anlagenbauer Küttner, Weber und Actemium mit dem Aufbau der notwendigen Technik begonnen. „Wir sind jetzt beim ersten Industrialisierungsschritt“, sagt Carsten Baumeister. Der Hoyerswerdaer ist Altechs Chief Operating Officer (COO), leitet also die entsprechenden Unternehmens-Aktivitäten. Das in Australien entwickelte Verfahren, mit dem in einem dortigen Altech-Labor ungefähr zehn Kilogramm Silumnia-Anodes-Material im Jahr hergestellt werden können, soll in einem ersten Schritt in Schwarze Pumpe mit größerem Technikpark bis zu 30 Tonnen jährlich bringen.

Dazu entsteht auf gut 50 Quadratmetern die sogenannte Nassstrecke, in der mittels mehrerer Schritte eines chemischen Prozesses das Material für die besagte Ummantelung erzeugt wird. Viermal so groß ist der Bereich der Calzimierung, in dem die Beschichtung erfolgt. Zudem ist hier auch ein Labor-Container platziert, um sowohl das Material wie auch fertige Akku-Zellen prüfen zu können. Später sollen die Labor-Geräte in ein Forschungs- und Entwicklungszentrum integriert werden. Denn Altech will schon im nächsten Jahr an der Südstraße mit dem Bau des Silumina-Anodes-Hauptwerkes beginnen.

Am Gespräch zur Industriepark-Erweiterung vorige Woche bei Ministerpräsident Michael Kretschmer (rechts) nahmen auch Altech-Vertreter teil.
Am Gespräch zur Industriepark-Erweiterung vorige Woche bei Ministerpräsident Michael Kretschmer (rechts) nahmen auch Altech-Vertreter teil. © Foto: Sächsische Staatskanzlei

Dieses soll in einem weiteren Schritt für rund 10.000 Jahrestonnen reichen. Eine entsprechende Umsetzungsstudie läuft derzeit. Während Altech aktuell mit einer achtköpfigen Belegschaft am Aufbau des Versuchswerkes arbeitet und Carsten Baumeister dafür noch auf der Suche nach einem Schichtleiter sowie zwei Anlagenfahrern ist, wird für das Hauptwerk von einem Bedarf an 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgegangen. Doch auch die besagten 10.000 Jahrestonnen sollen noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Laut Expertenschätzung hat allein ein VW-Projekt einen Bedarf an Anodenmaterial von 30.000 Tonnen pro Jahr, und Carsten Baumeister sagt über das im vorigen Jahr in Schwarze Pumpe erworbene Grundstück: „Rein rechnerisch reicht der Platz für Anlagen zur Erzeugung von 100.000 Tonnen.“Gleichzeitig arbeitet der COO mit seinem Team an der Vorbereitung der Produktion eines Erzeugnisses namens cerenergy. Denn Altech hat vor, gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für keramische Technologien und Systeme in Schwarze Pumpe zusätzlich Energiespeicher auf Salz-Basis zur industriellen, stationären Nutzung herzustellen. Es war kein Zufall, dass Baumeister und Altech-Vorstand Uwe Ahrens Spreetals Bürgermeister Manfred Heine (parteilos) gleich in der ersten Woche des Jahres zu einem Termin in Dresden begleiteten. Am Tisch von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ging es um die geplante Süderweiterung des Industrieparks.

Am Gespräch nahmen auch Vertreter von Wirtschafts-, Umwelt- und Regionalentwicklungsministerium, von der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung, Landrat Udo Witschas (CDU) und seine Beigeordnete Romy Reinisch sowie ein Fraunhofer-Vertreter teil. Ohne ins Detail gehen zu wollen, sagt Baumeister, es sei ein konstruktiver Termin gewesen. Und Heine ergänzt, er sei positiv gestimmt: „Die Staatskanzlei fühlt sich berufen, die Ansiedlungspläne federführend voranzutreiben.“

Indessen ist der Fokus aber zunächst auf Silumina Anodes gerichtet. Ende Januar fliegt Carsten Baumeister mit seinen Leuten zur Schulung nach Australien, um dann hier vor Ort in Schwarze Pumpe das Versuchswerk an den Start zu bringen.