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Wie sicher sind Großenhains Brücken?

Der Einsturz der Dresdner Carolabrücke in der vergangenen Woche ließ Verantwortliche und Nutzer gleichermaßen hellhörig werden. Auch auf dem Land.

Von Thomas Riemer
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Die Schlossbrücke in Großenhain wird derzeit mit großem Aufwand saniert. Sie ist eins von 65 Bauwerken, für die die Stadt Großenhain zuständig ist.
Die Schlossbrücke in Großenhain wird derzeit mit großem Aufwand saniert. Sie ist eins von 65 Bauwerken, für die die Stadt Großenhain zuständig ist. © Norbert Millauer

Großenhain. Nach dem Drama um den teilweisen Einsturz der Carolabrücke in Dresden stellen sich viele Fragen, was den baulichen Zustand und die Sicherheit der Bauwerke angeht. Auch in Großenhain, wo nach Auskunft der Stadtverwaltung aktuell immerhin 65 Brückenbauwerke in deren Verantwortungsbereich liegen. Sächsische.de hat im Rathaus nachgefragt.

Wie oft, also in welchen Intervallen, werden die Brücken unter anderem auf Tragfähigkeit und Sicherheit kontrolliert?

Kontrollen beziehen sich auf drei wesentliche Kriterien: die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit und die Dauerhaftigkeit. Neben jährlich durchzuführenden Sichtprüfungen durch fachlich geschultes Personal der Stadtverwaltung wird jede Brücke in einem Rhythmus von sechs Jahren einer sogenannten Hauptprüfung unterzogen.

Wer führt diese Kontrollen durch?

Die Kontrollen im Rahmen der Hauptprüfungen werden in Großenhain durch ein Ingenieurbüro aus Dresden durchgeführt, das sich ausschließlich mit Brücken und anderen Ingenieurbauwerken beschäftigt. Dieses Büro arbeitet schon seit vielen Jahren mit der Stadt zusammen.

Wann und wo gab oder gibt es aktuell Befürchtungen sogenannter Ermüdungserscheinungen?

Jüngstes Beispiel ist die Schlossgrabenbrücke. Sie hatte bei einer der jüngsten Hauptprüfungen die Zustandsnote 3,4 erhalten. Das entspreche der Einstufung zum kritischen Bauwerkszustand. Insbesondere hervorgerufen durch Frost- und Tauphasen in der kalten Jahreszeit hatten sich an der Unterseite der Brückenbögen teilweise große Ziegelstücke gelöst, die Verletzungsgefahren bargen. Deshalb wurde die Brücke umgehend abgesperrt. Eine Komplettsanierung der Brücke begann im Herbst 2023 und wird demnächst abgeschlossen.

Wie viel und in welche Projekte hat Großenhain zuletzt investiert, um Brückensicherheit zu fördern?

Neben kleineren Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten wurden folgende große Brückenbaumaßnahmen zur vollen Funktionstüchtigkeit umgesetzt: die Brücke über den Schlossgraben als Komplettsanierung mit Baukosten von rund 310.000 Euro. Dann die Überführung nordwestlich des Bauhofs über den Röderneugraben als Ersatzneubau. Kosten etwa 520.000 Euro im Jahr 2021, die Brücke Rahmenplatz/Walkdamm über die Große Röder als Ersatzneubau 2014 mit Kosten von circa 180.000 Euro.

Welche Bauwerke stehen als Nächstes auf der Agenda?

Anhand der vorliegenden Prüfungsergebnisse der Hauptprüfungen muss die Brücke über den Küchengraben im Ortsteil Rostig generalüberholt werden. Die zeitliche Einordnung wird noch geprüft. Die Überführung erhielt bei der letzten Hauptprüfung die Zustandsnote 2,9 - das entspricht einem "noch ausreichenden Bauzustand". Die Standsicherheit wurde aktuell bescheinigt.