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So weh tut den Waldbesitzern der Borkenkäfer

Die Schäden im Großenhainer Land sind immens. Resignation macht sich breit. Mit einem Info-Tag am Sonnabend soll ein bisschen gegengesteuert werden.

Von Thomas Riemer
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Der Borkenkäfer ist seit Jahren das Problem nicht nur n sächsischen Wäldern. Was muss, was kann gegen seine Ausbreitung getan werden. Ein Info-Tag am Sonnabend im Großenhainer Land soll Waldbesitzern Hoffnung machen, nicht aufzugeben.
Der Borkenkäfer ist seit Jahren das Problem nicht nur n sächsischen Wäldern. Was muss, was kann gegen seine Ausbreitung getan werden. Ein Info-Tag am Sonnabend im Großenhainer Land soll Waldbesitzern Hoffnung machen, nicht aufzugeben. © dpa-Zentralbild

Großenhain. Gerade erleben wir wieder einmal, wie Krisen unser Leben und unseren Alltag auf unterschiedlichste Art und Weise bestimmen. Oft kommen sie plötzlich, sind aber auch voraussehbar. Beispiel Wald: Stürme, Brände oder Borkenkäferbefall beschäftigen die Waldbesitzer sowie Forstleute nachhaltig. Gunther Schwarz, Leiter Forstrevier Strauch, hat dazu Fragen von Sächsische.de beantwortet.

Herr Schwarz, Sie haben bereits nach dem Sturm “Friederike“ 2018 vehement vor den Folgen für die Wälder durch den Borkenkäfer gewarnt. Wie ist die Situation jetzt – sechs Jahre später?

Der Orkan „Friederike“ vom Februar 2018 brachte allein in meinem Revier, das von Koselitz im Westen bis nach Lüttichau im Osten reicht, circa 40.000 Kubikmeter Sturmholz, vornehmlich Kiefer. Sturmholz heißt, dass Bäume abgeknickt oder entwurzelt wurden. Um sich die Menge vorstellen zu können: 40.000 Kubikmeter sind etwa 1.700 voll beladene Holz-Lkws mit Anhänger. Mehr oder weniger betroffen war mindestens die Hälfte der im Revier Strauch ansässigen 1.200 Waldbesitzer.

Warum die Warnung schon kurz nach „Friederike“? Sturmholz ist eine ideale Brutstätte für den Borkenkäfer. Wenn dieses Sturmholz nicht zügig beräumt wird und über den Sommer trocken-warmes Wetter herrscht, können diese Tierchen sich sehr stark vermehren.

Sechs Jahre später muss man feststellen, dass trotz immenser Kraftanstrengungen seitens der Waldbesitzer, der Forstunternehmen und der Forstbehörden - innerhalb eines Jahres konnten die großen Sturmholzmengen beräumt und aus dem Wald gebracht werden - die Sommerwitterung der letzten sechs Jahre nochmals zusätzlich 36.000 Kubikmeter sogenanntes Käferholz verursachte.

Warum ist der Borkenkäfer eigentlich so gefährlich für den Baumbestand?

Weil meist nicht nur ein Baum befallen ist, sondern sich sogenannte Käfernester bilden. Wenn man die nicht früh genug entdeckt, zerstören die Tierchen die nötige Wasserzufuhr durch ihren Fraß unterhalb der Baumrinde. Und durch die Verpuppung der Käfer potenziert sich das Problem immens. Was bedeutet: Ein einziger Käfer hat bis zu 100 Nachkommen. Und natürlich suchen sich die Käfer die "schwächsten" Bäume aus, die durch Sturmschäden und Trockenperioden bereits beschädigt sind.

Welche Baumarten sind vordringlich betroffen?

In meinem Revier vornehmlich die Kiefer, die etwa drei Viertel des Waldbestandes ausmacht. Diese Monokultur ist traditionell gewachsen, wobei Monokulturen generell anfällig für jedweden Schädlingsbefall sind. Bei der nötigen Wiederaufforstung schauen wir daher darauf, dass mehr Augenmerk auf Mischwald gelegt wird. Eiche, Birke, Hainbuche und Linde sind dafür prädestiniert. Was aber nicht bedeutet, dass die Kiefer nicht mehr gepflanzt oder verjüngt wird. Denn auch Nadelholz wird weiterhin gebraucht.

Die meisten Waldgebiete befinden sich in der Hand von Privatbetreibern. Wie kann, wie müsste man ihnen helfen? Gibt es Förder- oder Hilfsprogramme?

In meiner Funktion als sogenannter Betreuungsförster beim Staatsbetrieb Sachsenforst sehe ich mich berufen, die Waldbesitzer zu beraten. Zum Beispiel auch dazu, dass es Förder- und Hilfsprogramme zur Wiederaufforstung gibt, die bis zu 85 Prozent Zuwendung ermöglichen. Natürlich, auch das muss gesagt werden, sind gleichzeitig Eigenleistungen und -mittel einzubringen. Gefördert wird übrigens auch der Wegebau, der gerade für die Feuerwehren sehr wichtig ist.

Wie ist die aktuelle Stimmung unter den Waldbesitzern?

Leider erhärtet sich der Eindruck, dass manche von ihnen resignieren bzw. die Motivation, sich um den eigenen Wald zu kümmern, schwindet. Der eine oder andere denkt sogar über den Verkauf seiner Waldflächen nach. Jedoch gibt es immer noch viele Waldbesitzer, die nach wie vor viel Kraft und Herzblut in ihren Wald stecken.

Am 21. September laden die Untere Forstbehörde des Landkreises Meißen und der Forstbezirk Dresden des Staatsbetriebs Sachsenforst Waldbesitzer der Region zu einem Informationstag zum Thema „Wie weiter nach dem Borkenkäfer?“ ein. Worauf zielen solche Veranstaltungen?

Wir wollen die Waldbesitzer vor allem motivieren und Wege zeigen, wie es gehen könnte. Ebenso sollen die Förderrichtlinien den Waldbesitzern nähergebracht werden. Also Motivation und Fortbildung in einem - und das draußen vor Ort. Im Waldgebiet bei Strauch können die Waldbesitzer auf einer Rundwanderung an verschiedenen Stationen Möglichkeiten und Beispiele der Krisenvorsorge und –bewältigung, aber auch der Wiederaufforstung und des Waldumbaus näher kennenlernen. Im Gespräch und im Erfahrungsaustausch mit den anwesenden Waldbesitzern und Forstleuten werden alle sicherlich wichtige Hinweise und Informationen für ihren Waldbesitz erhalten.

Treffpunkt ist am 21. September 9 Uhr der „Festplatz“ in Strauch (hinter Gasthof Zum Strauch). Bitte an festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung denken! Anmeldungen telefonisch unter 0173 5649127 oder per E-Mail: [email protected]