Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Großenhain

Auch Schutzgebiete könnten jetzt Windräder erhalten

In Lampertswalde wird das neue TU-Gutachten an den Planungsverband kritisch betrachtet. Der Gemeinderat legt klare Regeln für eventuelle Windkraft fest.

Von Kathrin Krüger
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Einen Windpark wie hier bei Oberseifersdorf wollen die Lampertswalder verhindern. Auch Schutzgebiete sollen jetzt kein Hindernis mehr sein.
Einen Windpark wie hier bei Oberseifersdorf wollen die Lampertswalder verhindern. Auch Schutzgebiete sollen jetzt kein Hindernis mehr sein. © Matthias Weber/photoweber.de

Lampertswalde/Region. Die TU Dresden hat für den Regionalen Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge ein Fachgutachten erstellt, das sich mit dem Einfluss von Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten (LSG) befasst. Dieses Gutachten wurde jetzt im Gemeinderat Lampertswalde kritisch diskutiert. Denn die Lampertswalder sind sich einig, dass sie sich für Windkraft "so unattraktiv wie möglich" machen und keine Filetstücke ihrer Landschaft für die "Spargel" hergeben wollen. Gemeint sind der Raschützwald und das Landschaftsschutzgebiet Strauch-Ponickauer Höhenrücken. Das ist seit dem Jahr 2000 festgesetzt.

Der Bund hat zwar den Bau von Windenergieanlagen auch in Landschaftsschutzgebieten zugelassen. Für den regionalen Planungsverband hat aber der Schutz der Landschaft sowohl aus ökologischer als auch aus kultureller und sozialer Sicht einen hohen Stellenwert. Es ist jedoch absehbar, dass zur Erreichung des Zwei-Prozent-Flächenziels auch LSGs einbezogen werden müssen. Dazu wurde das Gutachten bei der Professur Landschaftsplanung der TU Dresden in Auftrag gegeben. Es soll als Fach- und Abwägungsgrundlage dienen. In dieser Ausarbeitung heißt es: "Künftig ist also durch eine "Positivplanung" mittels Ausweisung von Vorranggebieten zu definieren, wo die Verwirklichung von Windenergieanlagen privilegiert erfolgen kann."

Vor diesem Hintergrund formulierten die Lampertswalder Gemeinderäte im Einvernehmen mit der Verwaltung eigene Regeln für den etwaigen Bau von Windrädern. Der Antrag kam aus der Gemeinderatsliste Raschütz. Denn Anfragen von Windkraftbetreibern wie RWE und Leag gibt es im Gemeindegebiet schon. Auch wurden bereits Verträge mit Landeigentümern geschlossen, weiß Bürgermeister René Venus. Auf einer Beratung mit den Ortschaftsräten in Oelsnitz hatten die Gemeinderäte ein eindeutiges Votum erhalten: "Jungs, verhindert das und schützt unser Landschaftsbild", fasst Sebastian Schumann, stellvertretender Bürgermeister in Lampertswalde, zusammen.

Einstimmig beschloss der Rat deshalb folgende Vorgaben: Gebiete für Windkraftanlagen sollen mindestens eine Abstandsfläche zu Ortsinnenbereichsgebieten von 1.500 Metern haben. Das soll sowohl im neuen Flächennutzungsplan als auch im Regionalplan für die Gemeinde gelten. Als Auflage geht an die Betreiberfirmen die Forderung eines vollständigen Rückbaus von Fundamenten nach etwaigem Aufbau von Anlagen, der vertraglichen Sicherung der Rückbaukosten über fonds- und zweckgebundene Rücklage der Betreiberfirmen. Zudem soll die Höhe von Windrädern "unter Berücksichtigung der Umgebungstopografie" auf maximal 100 Meter Nabenhöhe begrenzt werden. Für die Ausweisung der zwei Prozent Gemeindefläche sind nicht zwingend zusammenhängende Flächen zu wählen. Die Lampertswalder schließen Windkraft in Waldgebieten aus und fordern einen Abstand zum LSG von 1.000 Metern.

Solche Protestplakate gegen befürchtete Naturzerstörung gibt es im Gemeindegebiet.
Solche Protestplakate gegen befürchtete Naturzerstörung gibt es im Gemeindegebiet. © privat

Zahlreiche Einwohner waren in die Ratssitzung nach Brößnitz gekommen und quittierten den Beschluss mit Beifall. Im Gemeindegebiet gibt es an einigen Stellen Protestplakate gegen Windkraftanlagen. Gemeinderat Bernd Richter schlug vor, dass die Verwaltung die Bürger unterstützt, die auf diese Weise ihren Widerstand ausdrücken wollen. Denn hier würde eine Entwicklung "für die nächsten 30 Jahre" in Gang gesetzt, hieß es aus dem Gremium. Die Lampertswalder befürchten, dass es zu fast 300 Meter hohen Windrädern auch in Schutzgebieten kommen könnte, wenn die TU-Studie im Regionalen Planungsverband angewendet wird. Gemeinderat Schumann: "35 Schutzgebiete in unserer Region würden damit für Windenergie geöffnet." Ein Großteil der Regionsfläche - konkret 44 Prozent - ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Sechs Prozent dieser unter Schutz stehenden Flächen sind für Windenergie geeignet.