Großdobritz. Naturbelassene Orangen aus Kalabrien sind der Renner und ein Geheimtipp in zahlreichen privaten Verkaufsstellen in der Adventszeit. Ob im alten Konsum Reinersdorf oder an der Feuerwehr in Kmehlen, in Langebrück und Bärnsdorf, bei der Freien Werkschule im Meißen, der Herzensbäckerei Pegenau bei Klipphausen oder ihm Wohnprojekt Jahnishausen - die Früchte der Kooperative Nelson Mandela aus Gioiosa Ionica schmecken rund 500 Kunden. Die Belieferung durch Maurizio Zavaglia startete als Direktvermarktung schon im Winter 2017. Die Nachfrage wurde von Jahr zu Jahr größer.

Ein Freundes- und Bekanntenkreis um Steffi Weickert aus Großdobritz managt den Absatz, der bis nach Dresden oder Ottendorf-Ockrilla reicht. Lieferungen gibt es selbst bis Berlin, Leipzig und Chemnitz. Mehrere Lkw-Ladungen wurden jeden Winter - bis in die Osterzeit hinein - nach Deutschland gebracht. "Was als Scheunenverkauf bei mir begann, soll nun auf stabile, rechtssichere Füße gestellt werden", sagt Ludwig Jüschke, Zimmerer aus Großdobritz. Er fungiert als Vorstand der neuen Genossenschaft, die sich mit 20 Gründungsmitgliedern gerade auf seinem Hof gründete. 100 Euro - das ist mindestens die Einlage, die jeder in die Genossenschaft einbringt. Neue Unterstützer kamen hinzu, die die Arbeit auf mehr Schultern verteilen helfen.

Die Mitstreiter können abenteuerliche Geschichten erzählen, wie der Verkauf aus der italienischen Kooperative in Deutschland bisher bewerkstelligt wird. Über Whatsapp finden sich die Abnehmer und erfahren von den Verkaufsterminen. In Reinersdorf im alten Konsum bei Bernd Pfützner herrschte vorigen Winter bis ins Frühjahr hinein reger Betrieb. Dieses Jahr kommen die Ehrenamtler auch auf den Weihnachtsmarkt nach Großenhain und mieten am 7. und 8. Dezember eine Wechselhütte. Großenhains Wirtschaftsförderer Tom Quenstedt ist auch Mitglied der Genossenschaft geworden. Frank Kussauer, der vor Jahren das alte Großenhainer Gefängnis als Pension betrieb, leistete die organisatorische Vorbereitung für die Vereinigung.

• Hier lesen Sie mehr lokale Nachrichten aus Riesa und Großenhain.

Mit Gründung der Großdobritzer Genossenschaft legen sich die Ehrenamtler nun auch eine Homepage zu und wollen mehr Werbung mit Flyern machen. "Für uns ist nicht nur der Verkauf der Orangen, des Olivenöls oder der Zitronen wichtig, sondern vor allem die Unterstützung der gemeinnützigen Kooperative in Italien", sagt Steffi Weickert. Sie hatte nach einem Aufenthalt in Kalabrien die Verbindung hergestellt. Die dortige gemeinnützige Kooperative gibt straffällig gewordenen Menschen und Flüchtlingen eine Erwerbsmöglichkeit. "Wir wollen faire Entlohnung unterstützen in einem Gebiet, wo es mafiöse Strukturen gibt", sind sich die Großdobritzer Genossenschaftler einig. Eine Hilfe für dort und ein Markt für hier - das ist der Zweck der neuen Handelsgesellschaft.