Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Großenhain
Merken

"Auch mit 70 hab ich noch Lust, mich einzusetzen"

Harald Kühne ist Urgestein der Großenhainer Linken und will im Stadtrat in seine dritte Wahlperiode. Denn er wisse, was hier gebraucht wird.

Von Kathrin Krüger
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Harald Kühne von der Linkspartei, auf dem Topfmarkt in Großenhain. Hier hat die Partei ihr Büro.
Harald Kühne von der Linkspartei, auf dem Topfmarkt in Großenhain. Hier hat die Partei ihr Büro. © Daniel Schäfer

Großenhain. Harald Kühne wird im Oktober 70 Jahre alt. Er könnte sich zurücklehnen, könnte seinen Ruhestand genießen. Im Garten werkeln oder seinem Hobby nachgehen: der Pressearbeit, zum Beispiel für die Lebenshilfe. Mit geistig eingeschränkten Bewohnern des Hauses auf dem Heimweg erstellt er regelmäßig eine Zeitung. Doch der Angestellte, der zweitälteste Stadtrat aus der Linkspartei im jetzigen Gremium, will es nochmal wissen. Will sich nochmal fünf Jahre auf intensives ehrenamtliches Kümmern für städtische Belange einlassen. Und sich dafür weiter so manchen Abend um die Ohren schlagen. Zwei Wahlperioden hat er schon hinter sich. Jetzt kandidiert er am 9. Juni zum dritten Mal für den Stadtrat. Warum?

Warum kandiert er für die Linken?

"Ich bin kein gebürtiger Großenhainer, lebe erst seit den 60er Jahren hier, aber ich bin der Stadt sehr verbunden", sagt der Zschieschener. Verbunden ist der Abgeordnete, der bis jetzt gleichzeitig für seine Partei im Kreistag mitbestimmte, als Einziger aus dem Stadtrat, auch den LINKEN. "Ich war lange im Landtag Mitarbeiter von Brigitte Zschoche, Kerstin Lauterbach und Caren Lay", sagt Harald Kühne. Seit der Wende arbeitet er auf verschiedenen politischen Ebenen. Und sagt von sich, er stehe im Stoff. Und das seien vor allem Sozialthemen.

"Wir sind eine wichtige Opposition im Großenhainer Stadtrat. Ohne uns wäre er um ein paar kritisch-konstruktive Stimmen ärmer", so der erfahrene Kommunalpolitiker. Mit Kerstin Lauterbach bildet er derzeit eine Zweimann-Fraktion. Kühne engagierte sich im Verwaltungs- und im Kulturausschuss des Stadtrates. Für die Kommunalwahl tritt die Partei mit sechs Bewerbern an.

Was sind Kernaussagen des Wahlprogramms?

Kinderfreundlichkeit ist ein Kernthema für den Großenhainer. Wie in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern möchte seine Partei auch in Sachsen die Kita-Gebühren abschaffen bzw. wenigstens den Anteil des Freistaates erhöhen. In Großenhain hält sich Harald Kühne zugute, die Erhöhung der Betreuungskosten aktuell mit verhindert zu haben.

An den Infoständen, die seine Partei nicht nur vor den Wahlen veranstalte, wie Harald Kühne betont, kämen oft 1.000 weitere kleine Dinge zur Sprache. Oder auch in den Sozialsprechstunden am Topfmarkt: Schlaglöcher, Dreckecken, ein bedarfsgerechter Stadtbus. "Ich kämpfe auch für eine Aufwertung und Erreichbarkeit des kulturellen Angebotes in Zabeltitz und zum Alberttreff, zum Beispiel durch Einrichtung eines Kulturbusses", sagt der Großenhainer. Wie sich die Lage beim öffentlichen Nahverkehr darstellt, ist dem Kreisrat freilich bewusst.

In der nächsten Legislaturperiode des Stadtrates sei auch eine sozial gerechte Umsetzung der neuen Grundsteuer ein geplanter Schwerpunkt. Außerdem ein ausgewogenes Straßenverkehrskonzept, einschließlich Radwege und Straßenbeleuchtung sowie ein gerechter Winterdienst. Hier sieht Harald Kühne weiter Handlungsbedarf. "Da machen wir jedes Jahr Druck, damit eine Gleichbehandlung aller wieder möglich wird", sagt er. Auch mehr Bänke in einigen Stadtgebieten, eine gleichwertige Entwicklung aller Orts- und Stadtteile oder eine sinnvolle Nutzung des Topfmarktes in Großenhain sind für Harald Kühne Wähleraufträge. Da die Stadt Eigentümerin sei, sollte sie den Platz befestigen, um die Staubbelastung zu mindern.

Eine der Kernaussagen des Wahlprogramms der Linken ist das Industriegebiet Großenhain-Nord: der Flugplatz. "Wir sind froh, dass es kein Militärgebiet geworden ist, aber der kürzliche Besuch des Ministerpräsidenten im Stadtrat hat mich nicht begeistert", gesteht Harald Kühne. Michael Kretschmer habe den Großenhainern "Honig ums Maul geschmiert". Doch kurz danach sei Oberbürgermeister Sven Mißbach zu einem wichtigen Wirtschaftstreffen der Bürgermeister in Radebeul nicht eingeladen gewesen.

"Uns ist als Linkspartei klar, dass nur starke Unternehmen die Stadt auch künftig wirtschaftlich stärken können", sagt Harald Kühne. Ihm persönlich sind aber friedensorientierte Betriebe wichtig. Wie sich die Partei auch überhaupt für Frieden und Völkerverständigung einsetzt. Das fordert aber auch die AfD. "Wir haben hier in Großenhain kein Parteiengezänk", unterstreicht der altgediente Linkenpolitiker.

  • Weitere Kandidaten der Linken für die Stadtratswahl am 9. Juni: Kerstin Lauterbach, Christiane Mammitzsch, Marianne Gerbert, Elisabeth Enger und Eberhard Holdt