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Großenhainer Landwirt setzt auf Direktvermarktung

Seit 2019 führt Daniel Krille aus Wildenhain den elterlichen Hof in Großenhain fort. Ein arbeitsreiches Unterfangen ohne Angestellte zwar, aber mit ganz viel Herzblut und Kreativität.

Von Catharina Karlshaus
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Landwirt Daniel Krille aus dem Großenhainer Ortsteil Wildenhain mit seinen Schützlingen. Anfang 2019 übernahm er den elterlichen Betrieb und setzte auf Direktvermarktung.
Landwirt Daniel Krille aus dem Großenhainer Ortsteil Wildenhain mit seinen Schützlingen. Anfang 2019 übernahm er den elterlichen Betrieb und setzte auf Direktvermarktung. © Kristin Richter

Großenhain. Er ist groß, gut gefüllt und der unbestrittene Hingucker an der Bundesstraße 98. Seitdem Daniel Krille in der vergangenen Woche an der Hauptverkehrstrasse seinen neuen Einkaufsstand platziert hat, gab es nicht nur in den sozialen Netzwerken begeisterte Kommentare. Viel Lob erntete der passionierte Landwirt, welcher bereits in der Vergangenheit an dieser Stelle schon von einem Hänger selbst erzeugte Produkte verkaufte, für den Automaten, aus dem rund um die Uhr frische Eier und Kartoffeln entnommen werden können.

Bezahlt entweder mit Karte oder Bargeld, ein erntefrisches Vergnügen. „Der Automat ist für mich eine gute Möglichkeit, frische Waren aus eigener Produktion an den Kunden zu bringen, und ich kann mir meinen Arbeitsalltag natürlich effizienter gestalten“, bekennt Daniel Krille. Wie der 47-Jährige betont, versuche er auf diese Weise, die Bedarfspalette seiner Produkte für die Kunden über das ganze Jahr abzudecken. Beginnend von Frühkartoffeln bis hin zu allen Typen, wie etwa mehlig oder fest kochend. Zwar sei das sehr viel kleinteilige Arbeit, aber eine gute Variante, die selbst angebaute Ware an die Kundschaft zu bringen.

Erfolgreicher Selbstversuch: Thomas Riemer von der Großenhainer Lokalredaktion zählte gewissermaßen zu den Kunden der ersten Automaten-Stunde.
Erfolgreicher Selbstversuch: Thomas Riemer von der Großenhainer Lokalredaktion zählte gewissermaßen zu den Kunden der ersten Automaten-Stunde. © Norbert Millauer

Der Familienvater ist niemand, der bisher bewusst von sich reden machen wollte. Auch wenn der gelernte Vermessungstechniker allen Grund dazu hätte, werkelte er bisher eher im Stillen. „Für Marketing war bis jetzt keine Zeit, dazu fehlt mir ganz einfach ein Mitarbeiter. Benötigt würde in so einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb ein Alleskönner, der auch weitere Hof-, Feld- und Vermarktungstätigkeiten eigenverantwortlich ausführen würde." Leider wäre ein solcher Mitstreiter gerade in personell dünn besetzten Zeiten wie diesen schwierig zu finden. Bedauerlich, denn die Produktpalette der Direktvermarkter sei sehr groß und man könne noch viel mehr selbst vermarkten.

Unübersehbar gibt es auf dem Hof im Großenhainer Ortsteil Wildenhain und dem dazugehörigen Land mehr als genug zu tun. Immerhin allein bewirtschaftet Daniel Krille 70 Hektar, auf denen er Zuckerrüben, Körnermais, Weizen, Gerste, Triticale, Raps, Hafer und eben jene Kartoffeln anbaut, die seit Kurzem unkompliziert im Automaten gekauft werden können. Darüber hinaus versorgt er gut siebenhundert Legehennen, einhundert Gänse und 15 Mutterkühe.

Anspruch, die Futtermittel selbst herzustellen

Ein Rund-um-die-Uhr-Job, den der Landwirtschaftsmeister nach dem Tod des Vaters 2013 zunächst im Nebenerwerb ausübte. Jeden Tag drei Stunden widmete er sich damals dem Betrieb, ein arbeitsintensives Unterfangen, was jedoch nur mit der Hilfe von Verwandten, Freunden und Kollegen zu schaffen gewesen sei. „Ich musste mir letztlich überlegen, wie es langfristig weitergehen soll, und entschied mich zum Januar 2019 ganz bewusst für den Hof“, erzählt Daniel Krille.

Eine Herzensentscheidung. Unmittelbar nach der Wende war das schon mehrere Hundert Jahre alte Anwesen wieder als landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet worden. Bedeutete praktisch: Die Ernte auf den Feldern wird verkauft oder als Futter genutzt. Mutterkühe bringen Kälber zum Weiterverkauf an Mastbetriebe zur Welt. Und damit nicht genug. „Der Anspruch ist es wirklich, einen großen Teil der Mittel selbst herzustellen! Dazu zählt im Übrigen auch das Futter für die Legehennen“, verrät Daniel Krille. Sofern verfügbar, werde neben eigenem Weizen und Mais auch regional angebautes Soja in die Futtermischung eingebracht.

Nicht jeder Betrieb verwende so viel Zeit und Aufmerksamkeit für die Herstellung des eigenen Futters. Regionaler geht es nicht! Das allein stelle in Sachsen schon eine Besonderheit dar. Zeit, die der Landwirt aber gern auf sich nehme. Zugunsten der Tiere, dessen Wohl ihm unverkennbar wichtig ist. Gerade deshalb mache er sich auch über die Erhaltung des Hofes und seiner wirtschaftlichen Grundlagen Gedanken. Als Produzent unter freiem Himmel von vielen Unwägbarkeiten beeinträchtigt, könne er sich zwar über die Erträge von 2021 und 2023 nicht beklagen. Im Gegensatz zu den drei trockenen Vorjahren seien gute Ernten eingefahren worden, was sich wirtschaftlich durchaus erfreulich niedergeschlagen habe. „Aber man spürt seit 2018 eine klare Veränderung des Klimas, das sollte jedem bewusst sein“, mahnt Daniel Krille eindringlich.

Förderprogramme unzureichend durchdacht

Nichtsdestotrotz hätten es gerade kleine Unternehmen schwer, sich angesichts stetig steigender Kosten und weitreichender gesetzlicher Forderungen stabil zu behaupten. Unzureichend durchdacht seien beispielsweise die aktuellen Rahmenbedingungen der Förderprogramme. Unternehmen, die auf Böden mit hohen Bodenpunkten produzieren, erhielten annähernd die gleiche Unterstützung wie sein Betrieb, der im sogenannten Trockengürtel auf wesentlich schlechteren Böden wirtschaftet. „Hier sollte eine der Region angepasste Förderkulisse geschaffen werden“, wünscht sich der Fachmann. Die Abhängigkeit von zum Teil sogar weltmarktorientierten Börsenpreisen für hiesige Produkte - produziert nach deutschem Standard - störe ihn schon lange.

Vor gut zwei Jahren habe er schließlich damit begonnen, nach einer praktikableren Lösung für die unbedenkliche Veräußerung seiner Produkte zu suchen. Die selbst Gefundene steht nun gut erreichbar in Wildenhain an der Straße. Eine Verkaufsmöglichkeit für den Direktvermarkter, die nicht nur viele Einheimische nutzen. Denn er ist groß, gut gefüllt und der unbestrittene Hingucker - der Automat von Landwirt Daniel Krille an der Bundesstraße 98.