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Biotopbrücke Bieberach: Naturschützer drängen zum Umdenken

Naturschützer des BUND besuchten die Biotopbrücke Bieberach bei Ebersbach und ziehen daraus mögliche Lektionen für die Landwirtschaft.

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Blühwiesen und Totholzpyramiden gibt es in der Biotopbrücke Bieberach, einem privaten Naturschutzprojekt bei Ebersbach.
Blühwiesen und Totholzpyramiden gibt es in der Biotopbrücke Bieberach, einem privaten Naturschutzprojekt bei Ebersbach. © Kristin Richter

Ebersbach. "Ein Projekt, das Hoffnung macht", so bezeichnet Christiane Bense von der Naturschutzorganisation BUND die Biotopbrücke Bieberach in einem Bericht. Mitglieder der Meißner Ortsgruppe hatten das Naturschutzprojekt Anfang Juni zum zweiten Mal besucht und waren begeistert über den Artenreichtum. Sie drängen jedoch auch zu einem Umdenken in Landwirtschaft und Politik, welche sich an dieser Biodiversität ein Beispiel nehmen sollen.

Swen Blobel, der Hüter der Biotopbrücke, berichtete den BUND-Mitgliedern von der Entwicklung der Blühflächen und Feldhecken und der erfolgreichen Etablierung von Streuobstwiesen und Laubbauminseln. Trotzdem sei noch ein hoher Pflegeaufwand notwendig, bis sich ein natürliches Gleichgewicht eingestellt habe. Blobel berichtete außerdem über die Zunahme von Insekten und Vögeln. So konnten unter anderem Stieglitze, Singdrosseln und Neuntöter beobachtet werden, auch ein Wiedehopf wurde gesichtet und bekam eine speziell angepasste Bruthöhle.

Zu dem Projekt gehört auch eine Ackerfläche von 20 Hektar, deren Bewirtschaftung nicht nur dem Anbau von Nutzpflanzen dient, sondern auch der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit durch Humusanreicherung. Auch hier konnten durch innovative Ackerbaumethoden bereits Fortschritte nachgewiesen werden, so BUND-Mitglied Bense. Für die Naturschützer sei es beeindruckend zu beobachten, wie wieder ein vielfältiges Leben in die ausgeräumte Agrarlandschaft einziehe. Für Bense stellt sich nun die Frage, ob die Praktiken der Biotopbrücke auch für die produzierende Landwirtschaft interessant sein könnten.

Im Interesse der Landwirtschaft: Mehr Biodiversität

Bisher sei die Landwirtschaftspolitik darauf ausgerichtet, maximale Erträge zu erzielen. Dabei wären Feldraine, Hecken, Kleingewässer und Bauminseln nur störende Hindernisse und würden ausgeräumt. Auch auf dem Acker sei immer mehr Monotonie eingezogen. Dieses System sei aber nur mit energieintensivem Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln möglich und wird infolge der Klimakrise immer störanfälliger, erklärt BUND-Mitglied Bense in ihrem Bericht.

Die humusarmen und verdichteten Böden könnten Wasser und Nährstoffe kaum speichern, die großen Flächen seien Wind- und Wassererosion schutzlos ausgeliefert und der Einsatz von Pestiziden schade Menschen und Ökosystemen. Außerdem sei dieses System sehr energieintensiv und stößt große Mengen Klimagase aus, statt CO2 im Boden zu speichern. Ein Umdenken sei also dringend erforderlich.

Auf politischer Ebene gebe es greifbare Konzepte, meint Bense, und nennt als Beispiel die Empfehlung der Zukunftskommission Landwirtschaft aus dem Jahr 2021. Diese ist online unter bmuv.de zu finden. Doch es hapere an der Umsetzung. Die Bauernproteste im Frühjahr hätten in der Politik nur zu halbherzigen Reaktionen geführt. Projekte wie die Biotopbrücke seien deshalb umso wichtiger, weil sie deutlich machen, was möglich ist, wenn die richtigen Weichen gestellt werden. Es sei aber auch im Interesse der Landwirtschaft selbst, wieder mehr Biodiversität zuzulassen, weil sie nur so ihre natürlichen Produktionsgrundlagen erhalten könne, schließt Christiane Bense ihren Bericht. (SZ)