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SZ + Großenhain

Amazon darf von 7 bis 22 Uhr durch Lampertswalde fahren

Mit knapper Mehrheit stimmte der Gemeinderat der Erweiterung um zwei Abendstunden zu. Die Versprechen des Logistikers gibt es bisher nur mündlich.

Von Kathrin Krüger
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Auf dem ehemaligen BHG-Gelände an der Bahnhofstraße in Lampertswalde entstehen 377 Stellplätze für Amazon-Fahrzeuge. Die Baugenehmigung wurde bereits im Dezember 2023 beschlossen.
Auf dem ehemaligen BHG-Gelände an der Bahnhofstraße in Lampertswalde entstehen 377 Stellplätze für Amazon-Fahrzeuge. Die Baugenehmigung wurde bereits im Dezember 2023 beschlossen. © Norbert Millauer

Lampertswalde. 12,5 Millionen Euro hat Logistiker Amazon in den fünf Jahren seines Bestehens im Ort investiert. Das sagte der seit Frühjahr neue Standortleiter Stefan Martin in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. 50.000 Pakete werden täglich ausgeliefert. Allein 3,5 Millionen Euro fließen in einen neuen Parkplatz an der Bahnhofstraße, auf dem ehemaligen BHG-Gelände. 377 Fahrzeugstellflächen werden von der Firma Bothur aus Großenhain angelegt. Seit dem Frühsommer läuft der Abriss der alten Lagerhalle. Die Amazon-Fahrzeuge sollen laut Bürgermeister René Venus mit jeweils bis zu 750 Ein- bzw. Ausfahrten werktäglich zwischen 7 und 22 Uhr verkehren. Bisher hatte der Gemeinderat nur einer Betriebszeit bis 20 Uhr zugestimmt. Die Baugenehmigung war vom Rat zu Jahresende 2023 beschlossen worden.

Doch an den zwei Stunden mehr, die Amazon nun beantragt, entzündete sich in der aktuellen Sitzung nochmals eine grundsätzliche Diskussion. Obwohl Amazon von Hauptfahrzeiten in zyklischen Wellen ab 9.30 Uhr Abfahrt und von etwa 17 Uhr bis 22 Uhr Rückkehr spricht, sehen die Lampertswalder vor allem mögliche Gefahren auf dem Schulweg zur Grundschule. Und Rückstau von der Bundesstraße. Die Fahrzeuge sollen links über die Bahnhofsstraße ausfahren und das Amazon-Gelände über die B98 erreichen. Sie könnten allerdings auch rechts herum durch den Ort oder in Richtung A13 bei Schönborn fahren. Gemeinderat Bernd Richter bemängelt, dass zu einem Informationsgespräch mit Amazon am 31. Juli nur ausgewählte Räte und andere Vertreter eingeladen wurden. "Diese Info hätte an alle gehen müssen", findet auch Rätin Manja Wenzel.

Gemeinderat Dierk Bade hatte in einer früheren Sitzung den Beschluss, die zwei Stunden zu genehmigen, nochmal zurückstellen lassen. Jetzt schlägt er eine Tempo-30 Begrenzung auf der Bahnhofsstraße vor. Der Fußweg solle zur Sicherheit auch von Radfahrern genutzt werden können. Außerdem will Amazon geschwindigkeitshemmende Schwellen für die Fahrbahn. Die Lieferfahrzeuge, die alle selbstständige Unternehmen sind und aus dem Amazon-Gelände zur Bahnhofsstraße entfernt werden sollen, beziffert Standortleiter Martin mit 235. Eine Vergrößerung des Standortes an sich sei nicht geplant. Stefan Martin nennt 400 bis 500 Touren in eingeschränkten Zeiträumen. "Die Autos werden sich nicht alle immer gleichzeitig bewegen", verspricht er. Auch sei kein Kreuzen des Bahnübergangs geplant. Dennoch sind diese Aussagen bisher nicht schriftlich bestätigt.

Bernd Richter zeigte sich deshalb "beunruhigt und skeptisch". Außerdem sei damit auch Grünfläche im Ort verschwunden. Tatsächlich wurden laut Architekt Dirk Bauer, der seit 2019 für Amazon Lampertswalde tätig ist, entsprechend dem Bebauungsplan 20 Bäume gefällt. Dafür würden aber neue und auch Sträucher gepflanzt. Eine Dreiviertelmillion Euro kostete laut Bauer die Altlastensanierung. Da seien so einige Sachen auf dem Grundstück verschüttet worden, sagt er. Architekt Richter antwortete auch auf eine Anfrage von Feuerwehrchef Thomas Kind. Der hatte gehört, dass auf der Parkfläche auch Ladesäulen für Elektroautos erstellt werden. Kind erkundigte sich nach den Anforderungen.

Tatsächlich sollen Ladestationen gebaut werden, denn bis 2030 soll die Amazonflotte auf E-Fahrzeuge umgerüstet werden. Man wisse aber noch nicht, wann die Fahrzeuge kommen, so Dirk Bauer. Es werde deshalb ein Löschwasserreservoir mit vorgehalten. Einen Brunnen gäbe es außerdem. Mehrere Anwohner äußerten sich dennoch skeptisch. Bei den Amazonfahrzeugen ist in Lampertswalde gar von der "weißen Pest" die Rede, obwohl viele Bürger andererseits die Dienstleistung gern und oft in Anspruch nehmen.

"Das ist nicht durchdacht, wir sind die Leittragenden", warf ein Lampertswalder den Gemeinderäten vor. Er sei enttäuscht von der oberflächlichen Behandlung. Trotzdem wurde das emotionale Thema mit einem knappen Beschluss für Amazon beendet. Fünf Ja-, vier Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen - so das Abstimmungsergebnis.