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Großenhainer Malermeister: "Weiter ranklotzen und an einem Strang ziehen"

Sven Seurig macht sonst mit Bauprojekten von sich reden. Nun bekennt er Farbe in eigener Sache und kandidiert erstmals mit dem Mandat der FDP für den Stadtrat.

Von Catharina Karlshaus
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Malermeister Sven Seurig ist Großenhainer und hat sich nach eigenem Bekunden immer schon für das Werden und Wachsen seiner Heimatstadt interessiert. Nun stellt er sich im Juni zur Wahl für den Stadtrat.
Malermeister Sven Seurig ist Großenhainer und hat sich nach eigenem Bekunden immer schon für das Werden und Wachsen seiner Heimatstadt interessiert. Nun stellt er sich im Juni zur Wahl für den Stadtrat. © Daniel Schäfer

Großenhain. Um Worte war er nie verlegen. Und auch an diesem Dienstag im Mai erweist sich Sven Seurig als angenehmer Gesprächspartner. Bewandert in der Geschichte seiner Heimatstadt, wissend um die Probleme von einst und jetzt, bringt der Großenhainer die Sachen stets freundlich, aber ohne Umschweife doch schnell auf den Punkt. Die Ärmel seiner Arbeitskleidung hochgekrempelt, bilden Gestik, Mimik und all das, was dem 58-Jährigen auf der Seele brennt, eine unübersehbare Einheit.

Der Maler- und Lackiermeister, welcher seit Jahren mit der aufwendigen Sanierung von besonders heruntergekommenen Großenhainer Häusern von sich reden macht, will es nochmal wissen. Möchte gewissermaßen ein neues persönliches Projekt angehen, als stets politisch interessierter Mensch und bekennender FDP-Wähler selbst mit anpacken. Erstmalig stellt sich der Vater von Bergkeller-Inhaber Stephan Seurig und Großvater zweier Enkelkinder für die Freien Demokraten zur Wahl - im Doppelpack.

  • Mehr als 23.000 Menschen aus Sachsen haben an der Umfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung teilgenommen. Entwickelt und ausgewertet wurde der Sachsen-Kompass unter wissenschaftlicher Begleitung und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher". Dabei wurde darauf geachtet, dass die Ergebnisse belastbar sind. Wo es aus kleinen Orten/Stadtteilen nicht ausreichend Antworten für belastbare Aussagen auf Gemeinde-/Stadtteilebene gab, wurden Nachbargemeinden teils gemeinsam ausgewertet. Alle Ergebnisse finden Sie auf saechsische.de/sachsenkompass

Warum kandiert er für die FDP?

Weshalb er am 9. Juni antritt und seinen Hut darüber hinaus zur Landtagswahl am 1. September in den Ring wirft, könne er selbst gar nicht so schnell beantworten. "Aber glauben Sie mir, natürlich habe ich mir dabei etwas gedacht", versichert Sven Seurig und lacht. Seit drei Jahren wäre er Mitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP). Genau dann, als das politische Schiff der gelb-grünen ins Trudeln geraten sei, habe er sich erst recht zu ihr bekennen wollen. Er, der weder heimlicher Sympathisant mit der Alternative für Deutschland (AfD) oder Freund rechten Gedankengutes wäre, wolle auch jetzt deutlich zeigen, dass es noch mehr gebe, als links und rechts. Dass sich der Großenhainer zuweilen sagen lassen müsse, er wäre der sogenannten "Reichenpartei" beigetreten, habe er dabei bis heute gern in Kauf genommen.

Was indes nicht bedeuten solle, dass ihn derlei Aussagen nicht nachdenklich machten. Ganz im Gegenteil! "Es läuft etwas gewaltig schief in unserem Land und die Stimmung ist lange nicht so schlecht gewesen! Aus vielen Gesprächen mit hiesigen Unternehmern und Handwerkern weiß ich, dass die Grenzen dessen, was Verstand, Berufserfahrung und nicht zuletzt wirtschaftliche Belastbarkeit ertragen können, längst erreicht sind", bekennt Sven Seurig.

Wie er betont, bestehe für ihn die Gefahr, dass bürgerlich-liberale Prinzipien aus der Mitte der Gesellschaft Stück für Stück verloren gingen. Es mangele in der jetzigen Bundesregierung an kompetenten Entscheidungsträgern mit Sachverstand, Lebenserfahrung und Weitsicht vom Format der einstigen FDP-Politiker Hans-Dietrich-Genscher oder Guido Westerwelle.

Unrealistische Maßnahmen durch vornehmlich grüne Politiker würden ohne Rücksicht auf die langfristigen Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort vorangetrieben. Gleich nun, ob Heizungsgesetz, die Energiewende oder der massive Fachkräftemangel: Laut Sven Seurig werde gegen die mehrheitliche Meinung der Bevölkerung agiert.

Etwas, das der Großenhainer mit reichlich DDR-Erfahrung nicht länger tatenlos hinnehmen wolle. Schließlich ginge es darum, sich schon auf kommunaler Ebene Gehör zu verschaffen und im Sinne der Einwohnerschaft dabei zu helfen, städtische Angelegenheiten ins richtige Fahrwasser zu bringen. "Ich bin noch nie jemanden in den Hintern gekrochen und habe sicherlich auch nicht das Talent, salomonisch drum herumzureden. Aber ich kann anpacken und mich für etwas starkmachen. Deshalb bewerbe ich mich um einen Sitz im Großenhainer Stadtrat!"

Was sind Kernaussagen des Wahlprogramms?

Sollten ihm die Röderstädter ihr Vertrauen schenken, werde er allerdings nicht mit dem berühmt-berüchtigten Aktenordner voller kurz- oder mittelfristig gesteckter Ziele in den Ratssaal schreiten. Ganz abgesehen davon, dass angesichts von nur zwei Bewerbern, - neben Sven Seurig kandidiert noch Techniker Berthold Pursche - welche im FDP-Ortsverband Meißen organisiert sind, kein umfangreiches Wahlprogramm niedergeschrieben worden sei.

Praktiker Sven Seurig hat dennoch sofort parat, was ihm beim Gedanken an Großenhain und seine Ortsteile umtreibe. Das Herz ginge ihm auf, wenn er daran denke, was in den über drei Jahrzehnten gelungen wäre, hier aufzubauen. "Die Häuser und die Straßen waren 1989 in einem komplett ruinösen Zustand. Großenhain hat alles richtig gemacht, Fördermitteltöpfe ausgeschöpft, um eine Stadt mit gehobenen Lebensstandard zu schaffen, in der es sich lohnt, sich niederzulassen", erklärt Sven Seurig.

Eine Strategie, die trotz klammer Kassen und der häufig auftretenden Lethargie in den kommenden Jahren unbedingt fortgesetzt werden müsse. Auch jetzt müsse weiter rangeklotzt werden und durchaus parteienübergreifend im Sinne der Großenhainer Sache an einem Strang gezogen werden. Die erfolgreiche Entwicklung des Industriegebietes Flugplatz-Nord sei für ihn deshalb eine wichtige Komponente, um langfristig Arbeitsplätze zu schaffen.

"Dabei steht für mich nicht im Vordergrund, ob sich nun ein riesiges Unternehmen ansiedelt oder mehrere mittelständische und kleine Betriebe. Ausschlaggebend ist nur, dass wirtschaftliche Ansiedlung passiert, da diese Großenhain mit Gewerbesteuereinnahmen und Strahlkraft für Geschäfte, Gastronomie, Schulen und Kindertagesstätten mit sich bringen wird", betont Sven Seurig.

Darüber hinaus möchte er die Grundsteuerreform genau im Blick behalten. Sollte sie sich in Form von höheren Hebesätzen belastend für die Großenhainer auswirken, wolle er sich für eine Absenkung starkmachen. Und trotz des eventuellen politischen Ehrenamtes weiterhin das tun, was ihm immer noch Freude bereite. Ganz im Sinne seines Parteikollegen Christian Lindner, der als Wirtschaftsminister auf Bundesebene momentan für eine Rentenreform wirbt, arbeite er nämlich gern. Wenn es seine Gesundheit zulasse, bis 70 habe er sich vorgenommen.

"Aber in welcher Form, das muss man eben sehen und dafür könnte eine Aufweichung der starren Rentenregelungen durchaus sorgen", gibt Sven Seurig zu bedenken. Allerdings werde das gewiss nicht im Großenhainer Stadtrat entschieden - und dort wolle er schließlich erstmal hin.