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Damit es nicht still wird in Großenhains Straßen

Stadtretter, Initiativen und Projekte: Die Verwaltung zieht seit Jahren an verschiedenen Strippen. Nun wird auf einen Teppich und kreative Köpfe gesetzt.

Von Catharina Karlshaus
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Mittwochmittag in Großenhain: Auf dem  Frauenmarkt herrscht reges Treiben. Menschen verschiedener Generationen sind unterwegs, auch mit Zwischenstopp in den Geschäften.
Mittwochmittag in Großenhain: Auf dem Frauenmarkt herrscht reges Treiben. Menschen verschiedener Generationen sind unterwegs, auch mit Zwischenstopp in den Geschäften. © Norbert Millauer

Großenhain. Nein, vom Typ Christoph Kolumbus sind sie gewiss nicht. Zentrumsmanager Alexander Ehrke und Wirtschaftsförderer Tom Quenstedt müssen Großenhain in diesem September 2024 nicht erst beginnen zu erkunden. Sie kennen ihre Stadt nur allzu gut. Die beiden Männer wissen, wo etwas gut läuft und in welchen Bereichen es eben doch noch hapert. "Das ist wie immer im Leben. Mal klappt es besser, mal eben leider nicht so gut. Das bedeutet aber nicht, dass man deshalb den Kopf einziehen und sich nun resigniert wegducken muss", sagt Alexander Ehrke und zuckt lachend mit den Schultern.

Strategien und Konzepte zur langfristigen Belebung

In den vergangenen Wochen hatte er die Belebung der Innenstadt wieder neu in den Fokus gerückt. Zu einer besonderen Zeit: Während vor dem Kulturschloss das Projekt "Sommerflair" stimmungsvoll unter Beweis stellte, wie ein ehemaliges Verwaltungsbaby durch zwei hiesige Unternehmer erfolgreich seine eigenen Schritte gehen kann, jubelten die Menschen auf dem Hauptmarkt begeistert beim Public Viewing dank einer Initiative engagierter Röderstädter. Nach einem aufwendig organisierten Erlebnisfest der Sinne, vor dem Bauernmarkt Anfang Oktober, der nahenden Einkaufsnacht, dem traditionellen Weihnachtsmarkt und zahlreichen Veranstaltungen, welche an jedem Wochenende Großenhainer und ihre Gäste locken.

Denn dass die Menschen zu derlei Anlässen gern und häufig den Weg in die Stadt fänden, stehe auch für Alexander Ehrke und Tom Quenstedt außer Frage. "Was uns jedoch beschäftigt, ist genau jenes Thema, welches bereits von betroffenen Unternehmern wie Ronny Rühle oder der Fördergemeinschaft Großenhain aktiv mehrfach öffentlich diskutiert worden ist. Unsere Aktivitäten konzentrieren sich darauf, Konzepte und Strategien für die langfristige Belebung der Innenstadt zu entwickeln", erklärt Tom Quenstedt.

Gesucht werden mutige, tragfähige Ideen

Wie er betont, ginge es keineswegs darum, die gute Substanz des Großenhainer Zentrums inmitten von vielfältigen Geschäften, Cafés, Restaurants, einem Kino, zahlreichen aktiven Vereinen, Kunst, Kultur, Sport und nicht zuletzt dem großen Engagement der Händler und Gastronomen schlechtzureden. Und das berühmte Großenhainer Rad komplett neu zu erfinden. Etwas, das übrigens auch nicht das Ansinnen der kürzlich vor Ort gewesenen und viel zitierten Initiative "Stadtretter" aus Hanau gewesen wäre.

Vielmehr wolle man all das bewahren und in sich wandelnden Zeiten zugunsten von Internet-Handel beziehungsweise anderer Bedürfnisse auch in Großenhain lieber früher als später nach vorn orientieren. "Und nach vorn heißt in unserem Fall schon immer nicht auf der Stelle zu treten und in alten Strukturen zu verharren! Die Großenhainer haben bereits häufig bewiesen, dass sie mit kreativen, mutigen Ideen erfolgreich sein können", gibt Alexander Ehrke zu bedenken.

Wie er betont, beschäftige man sich auch nicht erst seit heute mit diesen Fragen und erinnert an die überaus erfolgreiche Teilnahme beim Innovation Camp des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes vor drei Jahren. Unter dem Motto "Umpflastern" sei für Großenhain damals das Projekt der "Freundlichen Übernahme" zur Förderung des Generationenwechsels im Einzelhandel entwickelt worden.

Neues Geschäft im alten Laden oder Neustart

Ein bewusst herbeigeführtes und von der Stadt unterstütztes Umsteigen von Alt auf Jung, was inzwischen hinter den Ladentheken immer drängender werde. Nicht zuletzt deshalb habe man sich nun noch einmal auf die Suche nach Initiativen für eine Neugründung oder Geschäftsübernahmen begeben.

Denn gewissermaßen wie die Luft zum Atmen brauche auch Großenhain frische Ideen, um weiterhin lebenswert und attraktiv zu bleiben. Damit es nicht still werde in den Straßen und Gassen, würden kreative Köpfe gesucht, die ihre Vision in der Innenstadt verwirklichen wollen. Gleich nun, ob ein bestehender Laden übernommen oder ein leer stehendes Geschäft neu ausgestaltet werden solle – wichtig wäre, dass jemand richtig von Herzen darauf Lust habe, etwas zu bewegen. Jede Vision, die Großenhain voranbringe, sei dabei herzlich willkommen.

Starthilfe: Mietzuschüsse und gutes Netzwerk

Bewerben könne man sich bis einschließlich 12. Oktober. Und zwar bestenfalls, so Tom Quenstedt, mit einer gut durchdachten und auch tatsächlich umsetzbaren Idee. Die Frage, ob sich das Vorhaben langfristig tragen werde, spiele bei der Bewertung einer Jury – sie besteht aus Unternehmern, Vertretern der Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Sven Mißbach und der gut vernetzten Beraterin und Gründercoachin Beate Josko – ebenso eine Rolle wie der Aspekt, ob das Projekt zur Attraktivität der Innenstadt beitragen könne. "Die ersten Bewerbungen sind schon eingegangen und wir rollen tatsächlich jedem den roten Teppich aus, der Großenhain eine richtig tolle Idee beschert", ermuntert Alexander Ehrke.

Und – das Mitmachen lohnt sich tatsächlich! All jene, die vielleicht bisher gezögert hätten, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, können jetzt richtig durchstarten. Wer die Jury überzeuge, habe Aussicht auf Mietzuschüsse, Dienstleistungen rund um Öffentlichkeitsarbeit sowie Werbung und die Vernetzung mit wichtigen Ansprechpartnern sowie Gewerbetreibenden in der Innenstadt. Darüber hinaus erhielten die Gewinner Schützenhilfe in den Bereichen Finanzen, Marketing, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

  • Interessierte senden ihr Projekt bis zum 12. Oktober ausschließlich per E-Mail an: [email protected]