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Großenhainer Bad: Besucherzahlen kratzen an Rekordwerten

Traditionell verabschieden sich die Stammbader von der Saison: bei zehn Grad Außentemperatur und 19 Grad im Wasser. Dennoch ist die Stimmung riesig.

Von Thomas Riemer
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Ein halbes Dutzend mutiger Stammbader wagte sich am Freitag nochmals ins Wasser des Großenhainer Naturerlebnisbades.
Ein halbes Dutzend mutiger Stammbader wagte sich am Freitag nochmals ins Wasser des Großenhainer Naturerlebnisbades. © Norbert Millauer

Großenhain. Der Anruf kam nicht überraschend. Uwe Hanneck, heimlicher Chef der Großenhainer Stammbader, lud die Medien kurzfristig für den Freitagvormittag zum letzten Schwimmen im Naturerlebnisbad (NEB) ein. Eigentlich sollte das traditionelle Abbaden ab 16 Uhr über die Bühne gehen. Doch die Wetterprognosen hatten sogar die hartnäckigsten Badefans zur Vorsicht gemahnt. "Es soll sich ja niemand erkälten oder so", begründete Uwe Hanneck die Entscheidung. Und so wagte sich gegen 10 Uhr ein halbes Dutzend Frauen und Männer nochmals ins kühle Nass. Bei zehn Grad Luft-, aber immerhin 19,3 Grad Wassertemperatur. Paradox: Noch eine Woche zuvor waren es 34 Grad, die die Leute ins Bad zogen.

Den nachmittäglichen Termin des eigentlichen Saison-Halalis ließen sich die rund 40 Stammbader dann doch nicht nehmen. Seit Mitte Mai haben sie sich fast täglich vormittags in ihrem "zweiten Zuhause" getroffen. Um zu quatschen und natürlich ein paar Bahnen zu ziehen. "Ich war gerade mal sieben Tage nicht dabei", so Uwe Hanneck. Im NEB genießen die Jahreskarten-Inhaber beinahe Kultstatus. "Es ist jeden Tag schön, wenn sie pünktlich zur Öffnung vor dem Eingang stehen und mit den Füßen scharren", sagt Schwimmmeister Martin Lehmann.

Er und sein Team haben eine keinesfalls einfache Saison hinter sich gebracht. "Es hat ganz schön geschlaucht", fasst Lehmann die Gemütslage zusammen. Letztlich gehe es ja nicht nur darum, die Sicherheit der Badegäste über die gesamte Öffnungszeit - und das an sieben Tagen die Woche - zu gewährleisten. Hinzu kämen die vielen Stunden der jeweiligen Vor- und Nachbereitung der Anlage. Insgesamt stehen seitens der NEB-Kräfte 935 Einsatzstunden zu Buche.

Die Besucherzahlen zeigen, dass die Leute diesen Einsatz honorieren. 36.005 Badelustige haben seit Saisonbeginn Mitte Mai das Naturerlebnisbad in Anspruch genommen. Das ist die dritthöchste Zahl seit dem ersten Umbau im Rahmen der Landesgartenschau 2002. Nur ein Jahr später, im ersten Jahr nach der Sanierung, sowie 2019, nach der jüngsten großen Umgestaltung, kamen mehr Gäste.

"Das war nicht nur eine gute, das war eine tolle Saison", resümiert Martin Lehmann. Natürlich waren die Gästezahlen der Witterung geschuldet. Allein in den letzten sechs Wochen "habe uns die Schulen überrannt", spielt der Chef auf den Schwimmunterricht der Großenhainer Bildungseinrichtungen an. Den Jahresrekord erreichte man am 13. August: Sagenhafte 1.288 Wasserratten kamen an diesem heißen Tag ins NEB. Die magische 1.000-er Marke wurde noch zwei weitere Male überschritten. Nachdem es im Mai dank des Wetters noch etwas zögerlich begonnen hatte, waren Juni und Juli recht gut. Im August dann kamen allein 13.351 Besucher. Und an einen solchen September wie 2024 kann sich Martin Lehmann nicht erinnern. Da suchten 4.647 Badelustige das Vergnügen. "Normal waren bislang 1.000 bis 1.300", so Lehmann.

Froh ist er, dass es so ziemlich ohne ernste Vorkommnisse vonstattenging. Ein einziges Mal mussten seine Mannen einen Rettungseinsatz leisten, "der erfolgreich war" - dank des Teams. Ein weiteres Mal musste ein Krankenwagen geholt werden - ebenfalls ohne Folgen für die Betroffenen. Letztlich waren 198 Hilfeleistungen im Bad gefragt - von einem Pflaster bis hin zu Prellungen.

Auf der Haben-Seite stehen weitere Fakten: Zwei Schwimmlehrgänge mit 32 erfolgreichen Teilnehmern zum Beispiel. Und eine Ausbildung für Rettungsschwimmer mit zehn Teilnehmern, die hoffentlich das Team im nächsten Jahr verstärken. Beides, so Martin Lehmann mit dankbarem Blick zu Oberbürgermeister Sven Mißbach, sei durch die Großenhainer Stadtverwaltung unterstützt worden - auch finanziell.

Und so hat Martin Lehmann ganz viele Dankesworte parat. Ans Rathaus, an ehrenamtliche Kräfte, die nach dem Wegfall der AgH-Maßnahmen "aus freien Stücken" zugepackt haben, an Kassen-Verstärkungen von Freiwilligen. Und natürlich auch an die Stammbader selbst, die traditionell jeweils kurz vor dem Saisonstart bei einem Arbeitseinsatz zupacken. "Wir brauchen jeden Einzelnen", macht Martin Lehmann klar.

Die Stammbader gehen nun wieder in eine schwere Zeit. Überbrücken werden sie sie mit einem Stammtisch einmal im Monat im "Klosterstübchen". Doch schon jetzt freuen sie sich vor allem aufs Bergfest auf dem Weg zur Saisoneröffnung 2025. Es soll am 15. Januar stattfinden. Natürlich im Naturerlebnisbad. Wo sonst?