Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Großenhain

50 Prozent des wichtigsten DDR-Treffers gehörten Erich Hamann

Beim Schönfelder Fußballabend steht die Legende ebenso Rede und Antwort wie Frieder Andrich. Beide spielten einst in Frankfurt/Oder.

Von Thomas Riemer
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Alle reden von Sparwasser: Aber Erich Hamann spielte den entscheidenden Pass zum berühmtesten Tor des DDR-Fußballs.
Alle reden von Sparwasser: Aber Erich Hamann spielte den entscheidenden Pass zum berühmtesten Tor des DDR-Fußballs. © Foto: Archiv/Michael Setzpfand

Schönfeld. Die Sommerpause ist vorbei. Das gilt auch für den Schönfelder Fußallabend. Die beliebte Podiumsdiskussion mit Moderator Uwe Karte geht am 22. August in die nächste Runde. Gesprächspartner sind diesmal Erich Hamann und Frieder Andrich.

Erich Hamann? Da wird so mancher Fußballfan aufhorchen. Denn der heute 79-Jährige trägt einen großen Anteil am wohl berühmtesten Tor einer DDR-Nationalmannschaft. 1974 war das, bei der Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik. Die beiden deutschen Staaten trafen in der Vorrunde in Hamburg aufeinander. Und Jürgen Sparwasser erzielte in der 78. Minute das einzige Tor des Spiels - für die DDR. Der Stürmer aus Magdeburg war danach in aller Munde.

Doch Sparwasser selbst sagte später einmal: „50 Prozent des Tores gehören Erich Hamann.“ Von ihm kam der entscheidende Pass, den Sparwasser eiskalt verwertete. Der WM-Ausgang ist bekannt: Die BRD erwischte durch die Niederlage die etwas leichtere Gruppe in der Zwischenrunde und wurde Weltmeister. Die DDR rangierte letztlich auf dem sechsten Platz.

Schönfelder Fußballabend, 22. August, Beginn 19 Uhr, Eintritt 13 Euro

Es war eins von drei Länderspielen Erich Hamanns für die DDR. Im November wird er 80 Jahre alt und kann auf ein bewegtes Fußballleben schauen. Er begann 1958 bei der BSG Lokomotive Pasewalk organisiert Fußball zu spielen und kam 1961 zum SC Neubrandenburg, für den er 1964/65 erstmals in der DDR-Oberliga spielte. 1966 wechselte er zu Stahl Eisenhüttenstadt, trat in die Nationale Volksarmee ein und spielte von November 1966 bis April 1967 bei der ASG Vorwärts Storkow.

Von dort wurde er zum FC Vorwärts Berlin delegiert, dem er auch nach dem Umzug nach Frankfurt/Oder bis Ende 1975 in der Oberliga die Treue hielt. Mit dem FC Vorwärts wurde Hamann 1969 DDR-Meister, ein Jahr später FDGB-Pokalsieger.

Frieder Andrich.
Frieder Andrich. © Foto: SZ/Archiv

Zum Jahreswechsel 1975/76 beendete er seine Karriere beim FC Vorwärts Frankfurt/Oder nach fast 175 Oberligapartien für die Rot-Gelben. Hamann spielte anschließend bei der BSG Traktor Groß Lindow, mit der er 1976/77 wurde und in die DDR-Liga aufstieg. Die Möglichkeit, noch einmal in der ostdeutschen Zweitklassigkeit anzutreten, nahm der ehemalige Nationalspieler nicht wahr und beendete im Sommer 1977 seine Spielerlaufbahn.

Von 1982 bis 1986 arbeitete Hamann als Trainer der Reservemannschaft des FC Vorwärts und führte diese aus der Bezirksliga in die DDR-Liga. Danach wirkte er als Assistenztrainer und zeitweise Interimstrainer bei der ersten Mannschaft. Anschließend betreute Hamann verschiedene Unterklassenvereine im Land Brandenburg und die U-21-Nationalmannschaft Vietnams.

Frieder Andrich wiederum ist ein gebürtiger Sachse, wuchs in Röderau auf. Seine Fußball-Laufbahn begann bei der BSG Chemie Riesa, von dort wechselte der heute 76-Jährige 1966 zum Ortsrivalen BSG Stahl Riesa, der zu dieser Zeit in der zweitklassigen DDR-Liga spielte. In der Saison 1967/68 war Andrich mit 25 Punktspieleinsätzen und 12 Toren maßgeblich am Aufstieg der Stahlmannschaft in die DDR-Oberliga beteiligt. In seiner ersten Oberligasaison bestritt Andrich sämtliche 26 Punktspiele, zunächst als Stürmer, später vorwiegend im Mittelfeld. Im November 1970 wurde er zum Armeedienst eingezogen, konnte aber bei der Armeesportgemeinschaft Vorwärts Cottbus weiter in der DDR-Liga Fußball spielen.

Zu Beginn der Fußballsaison 1972/73 wurde Andrich zum Oberligisten FC Vorwärts Frankfurt (Oder), delegiert. Dort hatte er einen schwierigen Start. Zunächst nur als Ergänzungsspieler eingesetzt, fand er erst vom 22. Spieltag an im Mittelfeld seine Stammposition. Bis Anfang 1977 konnte er diese behaupten und entwickelte sich zu einem torgefährlichen Mittelfeldspieler. In der Saison 1974/75 wurde er mit 13 Punktspieltoren erfolgreichster Schütze der Frankfurter. Nach dem 19. Spieltag der Saison 1976/77 wurde Andrich für ein Jahr aus dem Armeeklub ausgeschlossen, im März 1978 wieder in die Oberligamannschaft des FC Vorwärts Frankfurt aufgenommen. Am Ende der Saison mussten die Armeefußballer in die DDR-Liga absteigen. Mit 19 Toren (13 in der Liga und 6 in der Oberligaaufstiegsrunde) in 23 Saisonauftritten verhalf er den Frankfurtern zum sofortigen Wiederaufstieg und absolvierte danach noch fünf weitere Oberligaspielzeiten, in denen er auch als Abwehrspieler viele Tore erzielte.

Sein letztes Oberligaspiel absolvierte er am letzten Saisonspieltag bei der Begegnung FC Vorwärts – Dynamo Dresden 1984. Nach 14 Oberligaspielzeiten war Andrich auf insgesamt 277 Oberligaspiele gekommen, in denen er 91 Tore erzielt hatte.Für die Frankfurter absolvierte Andrich alle zehn Europapokalspiele zwischen 1974 und 1983.Nach der aktiven Laufbahn wurde er Trainer mit mehreren Stationen, zuletzt Grün-Weiß Lübben und den 1. FC Frankfurt.