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"Es ist wichtig mit den Leuten vor Ort zu reden, dort, wo es nach Kuhmist riecht"

Im Sommerinterview: Verwaltungschefin Manuela Gajewi aus Priestewitz und Großenhains OB Sven Mißbach treibt die tiefe Zerrissenheit in der Gesellschaft um.

Von Catharina Karlshaus
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Die Bürgermeisterin von Priestewitz, Manuela Gajewi, und der Oberbürgermeister der Röderstadt, Sven Mißbach, im gemeinsamen Sommerinterview mit Großenhains Redaktionsleiterin Catharina Karlshaus.
Die Bürgermeisterin von Priestewitz, Manuela Gajewi, und der Oberbürgermeister der Röderstadt, Sven Mißbach, im gemeinsamen Sommerinterview mit Großenhains Redaktionsleiterin Catharina Karlshaus. © Norbert Millauer

Landkreis. Vergleichsweise liegen sie in der Gunst ganz vorn. Im Sachsen-Kompass war kürzlich auch gefragt worden, wie zufrieden die Menschen mit der Arbeit ihrer Verwaltungschefs sind. Die beliebtesten Bürgermeister amtieren demnach in der Röderstadt und Priestewitz. Zwei nahbare Kommunalpolitiker, die mit ihrer Bürgernähe und dem Mut, Entscheidungen zu treffen, punkten. Sächsische.de traf sich mit Manuela Gajewi und Sven Mißbach zum gemeinsamen Gespräch.

Der Sommer 2024 scheint in jeder Hinsicht ein heißer zu sein. Welche Themen umtreiben Sie gegenwärtig im kommunalpolitischen Alltag?

Mißbach: Während man früher maximal ein oder zwei große Brocken im Jahr auf dem Schreibtisch hatte, ist es heute gefühlt jeden Monat ein neuer – schnelle und einfache Antworten auf zunehmend kompliziertere Fragen gibt es dabei nicht mehr. Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn ich in der Zeitung lese, dass große bekannte Unternehmen in schwieriges wirtschaftliches Fahrwasser geraten und weiß, wie sehr auch Großenhainer Betriebe und Handwerker mit dem Fachkräftemangel, der Bürokratie und sinkenden Einnahmen bei gleichzeitig stetig steigenden Kosten kämpfen. Probleme, die uns als Verwaltung ebenfalls nicht fremd sind.

Auch die politische Zerrissenheit im Land bereitet mir Kopfzerbrechen: Die sich häufenden Angriffe auf Mandatsträger und die Respektlosigkeit gegenüber den demokratisch gewählten Volksvertretern. Diese Entwicklungen machen ja vor der Stadtgrenze nicht einfach Halt, sondern finden immer häufiger auch ihren Weg in unser alltägliches Miteinander, in Familien und Vereine.

Gajewi: Sorge bereitet mir die aktuelle Entwicklung unserer Gesellschaft. Es fehlt immer mehr das Miteinander, das Zuhören, aber auch das Reden und Ausreden lassen, die gegenseitige Toleranz – auch bei gegensätzlichen Ansichten. Immer mehr Menschen machen sich nicht die Mühe, zu hinterfragen, ob die Schlagzeile der Überschrift tatsächlich einer Recherche standhält. Es wird als gegeben gesetzt – sofern es nur der eigenen Meinung entspricht. Dabei ist es so wichtig, sich auch mit anderen Ansichten sachlich auseinanderzusetzen. Diesen Weg zueinander muss die Gesellschaft wiederfinden, statt aufeinander loszugehen.

Herausforderung: Gegen das eigene Bauchgefühl

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