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Görlitzer Gericht verhandelt Casino-Betrug

Drei Kosovaren und ein Deutscher sollen Casinos aus Niesky, Rothenburg und Kamenz mit Tricks erleichtert haben. Vor Gericht schweigen sie.

Von Frank Thümmler
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Ein Spielcasino-Besucher spielt „Fancy Fruits“.
Ein Spielcasino-Besucher spielt „Fancy Fruits“. ©  dpa, Robert Michael

Am Dienstag hat vor dem Landgericht Görlitz gegen drei Kosovaren und einen Deutschen ein Verfahren wegen bandenmäßigen Computerbetrugs begonnen. Ihnen wird vorgeworfen, durch Ausspähen von Spielautomaten-Pins, die (natürlich unerlaubte) Aktivierung eines Spiels und Ausnutzen einer Sicherheitslücke in diesem Spiel im Herbst 2015 insgesamt rund 14 500 Euro erbeutet zu haben, 4 000 Euro in einem Kamenzer Spielcasino, 2 000 und eine Woche später noch einmal 5 500 Euro in einem Rothenburger Spielcasino und knapp 3 000 Euro in Niesky. Vor Gericht schweigen die vier Angeklagten zwischen 39 und 45 Jahren, die alle im Großraum Dresden leben, zumindest am ersten Verhandlungstag zu den Vorwürfen.

Oberstaatsanwalt Sebastian Matthieu schildert in seiner Anklage die Masche, die den vier Männern vorgeworfen wird. Sie sollen Spielhallen ausgekundschaftet haben, in denen Automaten der Firma „Bally Wulff“ aufgestellt waren, auf denen das Spiel „Fancy Fruits Quadro“ gespielt werden konnte. Dieses Spiel, so sollen es die Angeklagten gewusst haben, war manipulierbar. Darauf gab es auch Hinweise im Internet. Die Spielgerätefirma hatte eine Warnung an die Casinobetreiber herausgegeben, die das Spiel daraufhin sperrten. Die vier Angeklagten sollen aber einen Weg gekannt haben, es wieder zu aktivieren. Laut Matthieu sollen ein oder zwei der Angeklagten die Casinomitarbeiter abgelenkt haben, während ein Dritter, wissend, wo er zu finden ist, den Pin-Code des Gerätes ausspähte. Mit diesem Code konnten das Service-Menü des Spielgerätes geöffnet und das Spiel „Fancy Fruits Quadro“ wieder aktiviert werden. Danach sollen die Angeklagten die Sicherheitslücke ausnutzend das Spiel so manipuliert haben, dass die in der Anklage genannten Gewinne erzielt wurden. Der jeweilige Gewinn wurde laut Anklage umgehend eingelöst, das Geld zweimal schnell weitergegeben und weggefahren.

Dass die Verhandlung gegen die vier Männer erst mehr als drei Jahre nach den vorgeworfenen Taten beginnt, begründet Oberstaatsanwalt Sebastian Matthieu so: „Am Anfang waren es ja Anzeigen gegen unbekannt. Wir haben einfach eine Weile gebraucht, um den Gesichtern auf den Überwachungskameras Namen zuordnen zu können. Am Ende konnte uns das Landeskriminalamt helfen.“ Zu Beginn des Verfahrens wurde auch klar, dass weitere, ähnlich gelagerte Vorwürfe gegen die Angeklagten (oder mindestens einige von ihnen) an anderen Gerichten noch verhandelt werden müssen.

Ein zweites Problem: Die Ermittler mussten erst einmal verstehen lernen, wie der Computerbetrug überhaupt funktioniert, und waren dabei auf die Hilfe der Spielgerätefirma angewiesen. Auch das habe, so Matthieu, einige Zeit in Anspruch genommen. Und schließlich liege die fertige Anklage seit rund einem Jahr beim Landgericht. Neben dem ersten Verhandlungstag plant das Gericht für diesen Prozess drei weitere Termine, immer dienstags bis zum 29. Januar.

So berichtete die SZ damals von dem Betrugsvorfall