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Warum der Landkreis Görlitz zu wenig Biomüll liefert

Laut Abfallwirtschaftskonzept müsste jeder Einwohner mehr Biomüll "produzieren". Das ist aber nach heutigem Stand der Dinge gar nicht machbar. Was nun?

Von Matthias Klaus
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Sollte stärker genutzt werden: eine Biotonne in Görlitz.
Sollte stärker genutzt werden: eine Biotonne in Görlitz. © Nikolai Schmidt

Eigentlich heißt das große Thema unserer Zeit ja Abfall vermeiden. Weniger Müll, besser für die Umwelt. Im Landkreis Görlitz gibt es dazu sogar ein Abfallwirtschaftskonzept. Dort steht die Vermeidung von Abfall an erster Stelle. Allerdings: In seiner neuesten Fassung von diesem Jahr wird bemängelt: Die Einwohner des Landkreises Görlitz produzieren zu wenig Bioabfall.

Herausgefunden hat das die Biwa Consult GbR aus Freiberg. Mit der arbeitet das Landratsamt in Sachen Abfallwirtschaft zusammen, gerade wurde das neue Konzept vorgelegt. Generell wird in dem der Landkreis durchaus positiv gesehen, was die Abfallwirtschaft betrifft. Bis eben auf den Biomüll.

Zehn Kilo pro Einwohner und Jahr müsste im Landkreis Görlitz mehr an Biomüll "produziert" werden. Hintergrund dieser Zahl ist der sogenannte Kreislaufwirtschaftsplan für Bioabfälle. Der sieht vor, dass jeder Einwohner des Kreises 109 Kilo an Bioabfällen zu liefern hat, Stand 2023.

Zehn Kilo Biomüll müsste jeder Einwohner zusätzlich liefern

Ist es realistisch, dass der Landkreis dieses Ziel erreicht und wenn ja, wie? Der Landkreis, teilt Sprecherin Melanie Rohn auf SZ-Anfrage mit, liefere bereits heute sachsenweit überdurchschnittliche Bioabfallmengen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 73 Kilogramm pro Einwohner pro Jahr, der Kreis Görlitz komme auf 99,5 Kilo. "Über Jahre hinweg war dies der Spitzenwert in Sachsen und konnte erst in den letzten fünf Jahren durch den Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal übertroffen werden", so Melanie Rohn.

Eine Möglichkeit, wie mehr Bioabfälle generiert werden könnten, sieht das Abfallwirtschaftskonzept darin, Restabfallmengen, versetzt mit Bioabfall, hin zum reinen Bioabfall zu verschieben. Das allerdings, so schätzt das Landratsamt ein, werde im Kreis nicht funktionieren. Grund: Sowohl die Mengen an Bioabfällen als auch an Restmüll haben sich in den vergangenen Jahren konstant entwickelt. Deshalb sei ein anderer Trend für 2024 bis 2033 nicht zu erwarten. Mit dem Preis für die Müllabfuhr hat das Abfallwirtschaftskonzept jetzt nichts zu tun.

Mehr Biomüll ist kein realistisches Ziel für den Kreis

Das Konzept zeige aber auch, dass im Landkreis bereits ein stabiles Abfallwirtschaftssystem umgesetzt werde. "Daher wurde im Abfallwirtschaftskonzept lediglich auf das Ziel des Freistaates verwiesen und damit verdeutlicht, dass es aufgrund aktueller Prognosen kein realistisches Ziel für den Kreis ist. Es ist fraglich, ob das festgelegte Ziel überhaupt im Freistaat erreichbar ist, gerade auch mit Blick auf die Durchschnittswerte anderer Landkreise", so Melanie Rohn.

Der Landkreis sei daran interessiert, die Bioabfallmengen im Restabfall - und umgekehrt - so gering wie möglich zu halten. "Mengen durch 'Abreicherung' aus dem Restabfall zu generieren, ist ein kontinuierliches Ziel, aber nicht die alleinige Lösung, um das Ziel aus dem Kreislaufwirtschaftsplan zu erreichen. Dies würde bedeuten, dass damit auch das einwohnerspezifische Abfallaufkommen beim Restmüll sinkt", so Melanie Rohn.

Trennung Rest- und Biomüll funktioniert noch nicht

Sicherlich spielt in die Zahlen für den Bioabfall auch mit hinein, dass gerade auf den Dörfern im Landkreis ein Komposthaufen zum Haus einfach dazugehört. Auf der anderen Seite, so Melanie Rohn, werde insbesondere bei Restabfall und Bioabfall noch nicht flächendeckend konsequent getrennt. "Dabei geht es vorrangig nicht darum, Mengen für den Bioabfall zu akquirieren, sondern vielmehr eine sortenreine Erfassung zu erreichen", so die Landkreissprecherin. Gerade im Raum Weißwasser gab es jetzt eine Aktion, bei der unter anderem Biotonnen kontrolliert wurden.

Derzeit werden die erfassten Mengen an Bioabfall des Landkreises, etwa 25.000 Tonnen, in offener Mietenkompostierung an drei Standorten entsorgt. Die größte Anlage befindet sich in Laucha bei Kittlitz. Betreiber ist Veolia. Die Anlage kann rund 10.000 Tonnen aufnehmen. In Weißwasser ist der Betreiber der dortigen Anlage Betreiber NEG. Rund 6.500 Tonnen werden hier behandelt. Ein kleinerer Teil der Mengen aus dem Erfassungsgebiet der Entsorgungsgesellschaft Görlitz-Löbau-Zittau aus dem Altkreis NOL und Görlitz wird in Droben stofflich verwertet, in einer geschlossenen Kompostierung, Kapazität etwa 8.000 bis 9.000 Tonnen.