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Größtes Wolfsrudel Sachsens lebt in der Oberlausitz

Das Landesumweltamt hat neue Zahlen für den Wolfsbestand in Sachsen veröffentlicht. Sie dürften den Kritikern Auftrieb geben.

Von Sebastian Beutler
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Wölfe gehören mittlerweile wieder zu Sachsen. Im Freistaat zählen die Behörden 41 Wolfsterritorien.
Wölfe gehören mittlerweile wieder zu Sachsen. Im Freistaat zählen die Behörden 41 Wolfsterritorien. © Fotograf: Archiv Naturschutz LfULG / F.Richter

Die Landkreise Bautzen und Görlitz bleiben der Schwerpunkt des Wolfsvorkommens in Sachsen. Das geht aus vorläufigen Zahlen über den Wolfsbestand hervor, die am Dienstag das Sächsische Landesumweltamt veröffentlicht hat. Insgesamt sind für Sachsen 41 Territorien mit 34 Wolfsrudeln, fünf Wolfspaaren und zwei Einzeltieren beim Monitoring für das vergangene Wolfsjahr nachgewiesen worden. Wolfsjahre reichen immer vom 1. Mai bis zum 30. April des nachfolgenden Jahres und orientieren sich am biologischen Wolfsjahr: von der Geburt der Welpen bis zum Ende des ersten Lebensjahres.

Im Wolfsjahr 2022/2023 zählte Sachsen noch 38 Rudel, fünf Paare und zwei Einzeltiere.

Trotz des leichten Rückgangs bleibt Sachsen damit auch in Deutschland eines der Bundesländer mit der höchsten Rudeldichte, zumal sie sich auch noch in der Oberlausitz konzentrieren. Hier finden sich 32 der 41 sächsischen Wolfsterritorien. Knapp jedes fünfte Wolfsrudel in Deutschland lebt in Sachsen. Insgesamt geben die Behörden für das gesamte Bundesgebiet 185 Rudel mit 45 Paaren, 22 Einzeltieren und 639 Welpen in 169 Rudeln an.

Im Detail gab es im Freistaat aber auch gravierende Veränderungen. Hier die wichtigsten:

Oberlausitz: Zwei neue Wolfsrudel im Süden, vier Rudel im Norden verschwunden

Das Landesumweltamt beobachtet in den Kreisen Bautzen und Görlitz die höchste Dynamik beim Wolfsbestand. So haben sich im südlichen Kreis Görlitz die Wolfsrudel Kottmarwald und Nonnenwald neu etabliert. Das Rudel im Kottmarwald gibt es vermutlich sogar bereits seit über einem Jahr. Bislang waren die Behörden davon nicht ausgegangen. Doch mittlerweile konnten sie hier jetzt zwei Welpen nachweisen, sodass es doch bereits im vergangenen Wolfsjahr zu einer Paarbildung gekommen sein muss.

Im Norden des Kreises Görlitz ist das Territorium Reichwalde dazugekommen. Gleichzeitig konnten die Wolfsterritorien Linz, Milkel, Tautewalde und Trebus nicht mehr nachgewiesen werden. Durch das Verschwinden von Rudeln ist es auch zur Verschiebung anderer bestehender Territorien gekommen. Ein Beispiel dafür sind die Territorien Daubitz II und Noeser Heide zwischen Niesky und Weißwasser. Sie sind im Laufe des Jahres verschmolzen. Die miteinander verwandten Fähen dieser Territorien hatten sich beide mit demselben Rüden gepaart, der sich um die Welpen beider Fähen kümmerte. Mit elf Welpen ist es das zahlenmäßig größte Wolfsterritorium in Sachsen.

Im Landkreis Bautzen ist der Status des Territoriums Ralbitz noch unklar.

Kreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge: neues Rudel Polenztal mit Welpen

Das Territorium Massenei ist verschwunden und wurde durch das Rudel Polenztal neu besetzt. In diesem Rudel wurde ein Welpe nachgewiesen. Im Süden des Kreises hat sich zudem das Rudel Harte als grenzüberschreitendes Territorium zu Tschechien etabliert.

Westen Sachsen: Rudel im Colditzer Forst verschwunden

Hier ist das Rudel Colditzer Forst verschwunden.

Wie geht es weiter?

Bis zum Herbst werden das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland nun die endgültigen Zahlen für das Monitoringjahr 2023/2024 aufbereiten. Beide Institutionen überwachen seit Jahren im Auftrag des Landesumweltamtes das Wolfsvorkommen in Sachsen. Bei den endgültigen Zahlen kann es noch zu Veränderungen kommen. Das Wolfsmonitoring wiederum bildet eine wichtige Grundlage für das sächsische Wolfsmanagement.

Die Wiederansiedlung des Wolfes ist umstritten, vor allem wenn es wieder zu Schafsrissen kommt. In der Oberlausitz gibt es mittlerweile auf breiter Front Forderungen, den Rudelbestand durch gezielten Abschuss - auch ohne Schadensfälle - zu regulieren.

Im Frühjahr hatte das Landesumweltamt über vier Fälle seit Mai 2023 berichtet, in denen Wölfe in Sachsen illegal geschossen wurden oder an präparierten Fleischködern elend zugrunde gegangen waren. Das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen. Bislang sind in Sachsen aber noch nie derartige Fälle aufgeklärt worden.