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SZ + Görlitz

Kritik vom Schiff-Betreiber: "Meine Arbeit wird nicht anerkannt - nullkommanull"

Unternehmer Stefan Menzel im SZ-Interview über seine Pläne für die Landeskrone, den Berzdorfer See und was ihn in Görlitz stört. Und er hat eine Neuigkeit zum Görliwood-Bus dabei.

Von Sebastian Beutler
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Der Görlitzer Unternehmer Stefan Menzel vor seinem elektrisch betriebenen Fahrgastschiff auf dem Berzdorfer See, um dessen Winterfahrten es jetzt einen harten Streit gab.
Der Görlitzer Unternehmer Stefan Menzel vor seinem elektrisch betriebenen Fahrgastschiff auf dem Berzdorfer See, um dessen Winterfahrten es jetzt einen harten Streit gab. © Paul Hoffmann

Der Streit um die Winterfahrten des Fahrgastschiffes von Stefan Menzel ist zwar formal mit der Genehmigung seitens des Landratsamtes Görlitz beigelegt. Doch tatsächlich bleibt vieles ungeklärt. Auch was die weiteren Vorhaben des Unternehmers in Görlitz und der Region betrifft. Wir trafen Stefan Menzel bereits am Dienstagvormittag in der Bikini-Bar zum Interview, als vor allem noch sein Schreiben an den Görlitzer OB die Debatte bestimmte. Das Gespräch autorisierte er gegenüber der SZ am Mittwochvormittag, nachdem er die Genehmigung erhalten hatte.

Herr Menzel, was hat Sie zu Ihrem Schritt am Montag bewogen, den Imbiss auf der Landeskrone zu schließen, das Bikini dichtzumachen und das Fahrgastschiff spätestens Ende März aus dem See zu holen?

Es ist aus meiner Sicht eine verkettete Gesamtsituation. Auf der Landeskrone ist die Saison weitestgehend vorbei, der eigentliche Plan, Gastronomie über den Winter zu ermöglichen, wäre mit zusätzlichem Aufwand verbunden, ohne dass Probleme wie die Befahrung der Landeskrone gelöst sind. Die Genehmigung für Winterfahrten auf dem See reicht nicht aus und ist auch nur kurz befristet, sodass mir jede Planungssicherheit fehlt. Wer denkt, dass der Menzel seinen Willen bekommen hat, kann beruhigt sein, es ist nicht an dem, sondern durch den politischen Druck von allen Seiten ist der Landkreis in seiner Position so verunsichert, dass er nichts riskieren möchte.

Die Route wird verkürzt und ist auf den Südosten des Sees begrenzt?

Genau. Für die geplanten Martinsgans- oder Glühweinfahrten, auch für die Brunchfahrten reicht diese Genehmigung vielleicht noch. Das wird man sehen, wie es ist, wenn man zwei oder drei Stunden auf diesem kleinen Stück fährt. Reine Rundfahrten können wir aber nicht anbieten. So hilft es uns nicht bei der Weiterentwicklung unseres Produktes, dafür müsste man die Dimension des Sees erfahren und mindestens bis Deutsch Ossig fahren, wie es auch der frühere Oberbürgermeister Matthias Lechner erklärt hat.

Ihre Kritiker sagen, die Rahmenbedingungen am See stehen seit mehr als einem Jahr fest, Sie haben von Anfang an gewusst, dass die Schiffssaison nur von Anfang April bis Ende Oktober dauert und alles andere schwierig werden könnte.

Ja, das ist auch so. Wir befinden uns aber auch seit Dezember 2022 in einem Antrags- und Genehmigungsverfahren, seit März 2023 auch im Austausch mit der Naturschutzbehörde. Hier gab es zwar noch keine Lösung, aber schon früh war klar, dass es wahrscheinlich sein wird, dass wir eine Ausnahmegenehmigung erhalten werden. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dieses Thema so weite Kreise zieht und Städte und Anrainer so ein Gewicht haben, sodass sie den Landkreis so beeinflussen. Natürlich trage ich das unternehmerische Risiko für meine Projekte, aber ich hätte gedacht, dass der ökologische Wert eines E-Schiffes auf dem See das wichtige Argument ist, und das auch gewürdigt und wertgeschätzt wird.

Was sind Ihre Pläne für das elektrische Fahrgastschiff?

Das Schiff wurde für Ganzjahresbetrieb, inklusive Winterfahrten, konzipiert, es ist beheizbar. Es hat 1,8 Millionen Euro gekostet, und es ist meine Entscheidung, es dort einzusetzen, wo es generell den größten Wert stiftet. So werde ich das Schiff künftig an einem See in der Region einsetzen, wo es nicht so enge Rahmenbedingungen gibt.

Viele wundern sich über den Zeitpunkt, wo Sie den Bettel hinwerfen wollen. Denn noch vor wenigen Tagen haben Sie ja erklärt, Ihre beantragte Ausnahmegenehmigung wird vom Landkreis positiv beschieden.

Die Ausnahmegenehmigung ist eben nicht ausreichend. Ich hatte vorgeschlagen, die Winterfahrten auf ein Jahr und bis Deutsch Ossig zu genehmigen und anschließend zu schauen, welche Folgen das für den See und die Natur hat. Da hätte der Kreis sich nichts vergeben.

Aber aus den Erklärungen der Landesdirektion zu der Schiffbarkeitserklärung geht ja auch hervor, dass die gesamte Fläche des Sees von Ende Oktober bis Anfang April ruhen soll. Und zwar unabhängig davon, was konkret geplant sein könnte.

Ja, aber es gibt die Möglichkeit der Ausnahmegenehmigung. Die Fachbehörde, in dem Fall der Kreis, hatte das zu prüfen und zu entscheiden.

Manch einer hat den Eindruck, dass Sie die Stadt und den Landkreis erpressen wollen und mit Ihrer Entscheidung vom Montag mal zeigen, was alles wegfällt, wenn die Behörden nicht so spuren wie Sie das wollen?

Dem widerspreche ich. Wir hätten bereits fahren können, wenn wir die Genehmigung zum 1. November bekommen hätten, gegen die es in der Sache keine Einwände gibt. Niemand von der Verwaltung sieht, mit welchem Kostendruck der Einsatz dieses Schiffes für mich verbunden ist. Ich werde immer nur kritisiert, dass ich ja die Bedingungen von Anfang an kannte. Dabei strebe ich ja nur eine Lösung an. Alles, was ich mit dem Schreiben am Montag signalisieren wollte, war, dass Verwaltung und ich uns hinsetzen und konstruktiv zusammenarbeiten. Hätte man die Energie, die man in die Verhinderung der Winterfahrten gesteckt hat, in eine Lösung investiert, wären wir viel weiter.

Ist es vielleicht nicht aber so, dass Sie den günstigen Moment nutzen und sich einfach von Verlustgeschäften trennen: Das Schiff fährt in einem halben Jahr keine Gewinne ein, die für ein ganzes Jahr reichen, die Bikini-Bar ist nicht kostendeckend, die Landeskrone im Winter sicher auch nicht. Retten Sie also Ihr verbliebenes Geld vor weiteren Verlusten?

Nein, das stimmt nicht. Ich habe nie gesagt, dass das Schiff nicht kostendeckend ist, ich habe auch nie gesagt, dass die Bikini-Bar nicht kostendeckend ist. Auch habe ich nicht gesagt, dass die Landeskrone die Kosten nicht deckt.

Wenn das so ist, warum schließen Sie die Bikini-Bar?

Bislang war ein Umzug in das Eckgeschäft Berliner Straße/Hospitalstraße geplant gewesen, das ich bereits angemietet habe. Ich hatte vor, die Bikini-Bar an dem neuen Standort zu vergrößern und zum Frühstückslokal umzugestalten. Dieser Plan wurde auf Eis gelegt. Was bleibt, ist die Schließung zum 31. Januar.