Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Görlitz

Plötzlich ein Denkmal: Görlitzer Tennis-Baude ist ein Juwel im weiten Umkreis

Der Tennisverein Görlitz kann endlich seine Tennis-Baude, eine kleine Gaststätte, sanieren. Dass er eine echte Rarität besitzt, weiß der Verein dabei erst seit Kurzem.

Von Susanne Sodan
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Christian Fietze ist der neue Präsident des TV Gelb-Weiß Görlitz. Er freut sich, dass die Tennis-Baude jetzt ein frisches  Antlitz bekommt.
Christian Fietze ist der neue Präsident des TV Gelb-Weiß Görlitz. Er freut sich, dass die Tennis-Baude jetzt ein frisches Antlitz bekommt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Es geht los, die Baude des Tennisvereins Gelb-Weiß Görlitz bekommt ein frisches Antlitz. Christian Fietze, Lutz Lungwitz und Helfer aus dem Verein haben schon Vorbereitungen getroffenen, zum Beispiel außen verlegte Rohre und Kabel entfernt. Jetzt wird die alte Farbe des Holz-Flachbaus entfernt, ein neuer Anstrich aufgetragen. Eine Sportförderung des Freistaates macht es möglich.

Christian Fietze ist seit April der neue Präsident des Tennisvereins, das Amt übernahm er von dem langjährigen Tennis-Präsidenten Helmut Stahr, der sich Anfang dieses Jahres zurückziehen wollte. Und Lutz Lungwitz hält seit 25 Jahren zusammen mit seiner Frau die Tennis-Baude am Leben - eine kleine Gaststätte auf dem Vereinsgelände.

Der alte Lack kommt ab.
Der alte Lack kommt ab. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Sie steht für die Vereinsmitglieder offen, kann aber auch von Externen gemietet werden. Fietze führt in den Gastraum und damit in "den Charme der frühen 90er Jahre", scherzt er. Kleine Reparaturen wurden immer mal wieder erledigt, aber die letzte größere Sanierung fand in den 1990er Jahren statt. Manche furnierte Innenwand ist Zeuge. Rund 200 Mitglieder hat der Görlitzer Tennisverein, zum größeren Teil Kinder und Jugendliche, erzählt Fietze. Auch die Umkleiden für die Mitglieder sind in der Baude zu finden. Zusammengefasst: gepflegt, aber offenbar sehr alt.

Für die Außensanierung musste sich der Verein auch mit der Denkmalbehörde abstimmen. Dass die Baude überhaupt ein Denkmal ist, kam auch für den Verein vor drei Jahren überraschend.

Bekanntlich ist die Görlitzer Tennisanlage alt. Das Areal mit den sechs Tennisplätzen an der Frauenburgstraße besteht seit über 100 Jahren. Christian Fietze zeigt eine historische Ansicht der Baude. Ein Bild aus einer Zeit, in der es noch Balljungen gab, "die sich einen Pfennig dazuverdienten. Die Baude entstand unseres Wissens nach in den 1930er Jahren als ein Zweckbau". Alt ist also auch sie - stand aber lange nicht unter Denkmalschutz. 2021 bekam der Verein die Mitteilung von der Denkmalschutzbehörde, dass er nun stolzer Denkmal-Eigentümer ist.

Historisches Foto der Tennis-Baude. Damals gab es noch Balljungen. Und zu DDR-Zeiten wurden die Tennisplätze zur Schlittschuhbahn.
Historisches Foto der Tennis-Baude. Damals gab es noch Balljungen. Und zu DDR-Zeiten wurden die Tennisplätze zur Schlittschuhbahn. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Denkmalschützer glücklich über den Fund

Wie es dazu kam? "Grundsätzlich kann jeder Bürger die Überprüfung eines Objektes anregen", erklärt Tobias Panke, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt Görlitz. "Bei der Tennisbaracke war es das Sachgebiet Denkmalschutz selbst, das die Prüfung anregte." Offenbar war die Baude also einem Denkmalschützer aufgefallen. "Und in der Tat", so Panke, "hat sich das Gebäude als Besonderheit herausgestellt". Es sei ein authentisches Zeugnis der Sozial-, Sport- und Kulturgeschichte von 1937 nach Vorbild des Vorgängerbaus von 1928.

Die Holzrahmbauweise mit einer sogenannten Stülpschalung macht es besonders. "Aufgrund von Überformungen und geändertem Freizeitverhalten sind solche Gebäude rar", erklärt Panke. Es sei ein glücklicher Umstand, "dass in Görlitz sich ein Objekt der Freizeitkultur so lange erhalten hat. Uns ist in Görlitz und Umkreis nichts Vergleichbares bekannt."

So groß die Freude der Denkmalschützer sein mag über den Fund, so groß ist sie nicht immer bei den Denkmalbesitzern. Denn sie müssen sich bei Sanierungen und anderen Veränderungen an die strengen Vorgaben des Denkmalschutzes halten. Was das jetzt für den Tennisverein bedeutet? Zumindest für die Außensanierung nicht allzu viel. "Es gab dazu ein Gespräch mit dem Denkmalschutz", erzählt Christian Fietze. Diffusionsoffen und kunststofffrei muss die neue Farbe sein, bei der Farbgebung einigte man sich auf den bisherigen Grau-Beige-Ton. Wie es bei der Innensanierung dann weitergeht, wird sich zeigen. Fördergelder hat der Verein schon mal auch dafür sicher.