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Hochwasser in Görlitz und Zittau: Überschwemmungen an Lausitzer Neiße nicht mehr ausgeschlossen

Von Wanderausflügen ins Riesengebirge raten die Behörden dringend ab. An der Lausitzer Neiße gilt ebenfalls Hochwasserwarnung.

Von Marc Hörcher & Klaus-Peter Längert
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Passanten mit Regenschirmen schauen bei starkem Regen in Görlitz auf die Neiße beim Viadukt nahe der Obermühle.
Passanten mit Regenschirmen schauen bei starkem Regen in Görlitz auf die Neiße beim Viadukt nahe der Obermühle. © Martin Schneider

Für den Landkreis Görlitz besteht nach wie vor eine Hochwasserwarnung des Görlitzer Landratsamts. Demnach kann es bis zunächst Dienstag, 17. September, zu lokalem Hochwasser nach Starkregen kommen. An dieser Warnung hielt das Landratsamt auch am Freitag weiter fest. Für weite Teile des Landkreises Görlitz sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) Stand Freitagvormittag "markantes Wetter" voraus. Markantes Wetter definiert der DWD so: "Die erwartete Wetterentwicklung ist nicht ungewöhnlich, aber gefährlich. Es können vereinzelt oder örtlich Schäden auftreten. Informieren Sie sich regelmäßig über die Wetterentwicklung, seien Sie vorsichtig und vermeiden Sie riskantes Verhalten." Markantes Wetter entspricht Warnstufe 2 von 4, von Unwetterwarnungen spricht der DWD ab Stufe 3.

Der DWD sagt außerdem bis Sonnabendmittag von der Oberlausitz bis zum Erzgebirge Dauerregen wechselnder Intensität mit Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter voraus, in Staulagen des Osterzgebirges und Lausitzer Berglandes 50 bis örtlich 90 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden (Unwetter).

Das Landeshochwasserzentrum Sachsen hat sowohl für die Neiße in Görlitz als auch für die Neiße in Zittau bereits eine Wasserwarnung herausgegeben. Sie rechnet jeweils ab der Nacht zum Sonnabend mit Hochwasser. Für Zittau geht der Freistaat aktuell mindestens von Hochwasseralarmstufe 2 aus.

Bis zum Sonnabendmittag sind der Behörde zufolge im sächsischen Teil des Einzugsgebiets der Lausitzer Neiße und Ihrer Zu- und Nebenflüsse zwischen 50 und 80 mm Niederschlag zu erwarten. Die größten Niederschlagsmengen werden im Isergebirge zu verzeichnen sein; hier seien Mengen auch über 150 mm nicht auszuschließen. Von Sonnabendmittag bis Sonntagmittag werde es sich zunächst beruhigen. Ab Sonntagmittag setze wieder Dauerregen ein. Dabei seien noch einmal "relevante Regenmengen" zu erwarten, welche nicht so hoch wie die der vorangegangenen 24 Stunden ausfallen werden. Allerdings treffen diese dann auf erhöhte Bodenfeuchte und Fließgewässer mit bereits erhöhter Wasserführung.

An den Hochwassermeldepegeln im Flussgebiet der Lausitzer Neiße wird sich die Wasserführung ab Freitag deutlich erhöhen. Ab Sonnabend sei dann mit Hochwasser zu rechnen. Im weiteren Verlauf sei ebenfalls ab morgen mit dem Erreichen eines ersten Scheitels, beginnend bei den kleineren Gewässern, zu rechnen. Die Scheitel werden nach aktuellem Sachstand im Bereich der Alarmstufe 2 erwartet. Am Pegel Zittau 1 / Lausitzer Neiße werde nach aktueller Prognose ein erster Scheitel am morgigen Sonnabend im Bereich der Alarmstufe 2 erwartet, am Pegel Görlitz in der Nacht zum Sonntag ebenfalls im Bereich der Alarmstufe 2. Auf Grund des aktuell noch schwer abschätzbaren Beitrages aus der Witka für die Neiße, sei für Görlitz das Erreichen der Alarmstufe 3 - also Überschwemmungen von Straßen und Schienen - nicht auszuschließen. Für den Pegel Prodrosche sei am Sonntag erstes Hochwasser zu erwarten.

Ab Alarmstufe 2 kommt es zu Überflutung beziehungsweise Überschwemmung land- oder forstwirtschaftlicher Flächen, Grünflächen, einschließlich Gärten und einzeln stehender Gebäude. Auch leichte Verkehrsbehinderung auf Straßen sind ab 2 Stufe zu zu erwarten, Wege müssen gesperrt werden, eingedeichte Gewässer können bis an den Deichfuß eingedeicht werden. Alarmstufe 3 bedeutet die Überschwemmung von Teilen zusammenhängender Bebauung oder überörtlicher Straßen und Schienenwege, bei Volldeichen Wasserstand etwa in halber Deichhöhe, Vernässung von Polderflächen durch Drängewasser. Die nächste Hochwasserprognose wird das Landeshochwasserzentrum am Sonnabend gegen 12 Uhr herausgeben.

Der Pegelstand der Neiße stieg bereits den Freitag über.
Der Pegelstand der Neiße stieg bereits den Freitag über. © Martin Schneider

Veranstaltungen: Absagen und Durchhalteparolen

Weitere Veranstalter sagen Events für die nächsten Tage ab - einige aber wollen trotz des angesagten Regenwetters ihre Feiern nicht verschieben: So zum Beispiel Löbau, das am Wochenende sein 30. Stadtfest und den 170. Geburtstag des König-Friedrich-August-Turmes feiert. Auch die Altbernsdorfer Feuerwehr wird ab 14 Uhr mit ihren Feiern zum 100. Geburtstag starten, wo auch der Nachtwettkampf dazugehört. Abgesagt ist hingegen der Kreisjugendfeuerwehr-Wettkampf am Vormittag. Auch Ostritz mit seiner Aktion "Ostritz spielt" lässt sich nicht vom Wetter abschrecken und wird von 16 Uhr bvis 23 Uhr am Sonnabend die Spiele auspacken. Sollte es in den Pagoden auf dem Markt zu ungemütlich werden, zieht man in den Pfarrsaal der Katholischen Gemeinde in der Stanntigstraße 3 um.

In Niesky fällt hingegen am Sonnabend der Kreativmarkt auf dem Zinzendorfplatz aus, ebenso der Herbstmarkt im Zittauer Tierpark. Die für Sonnabend geplante Heiderundfahrt für Pferdegespanne wird wegen dem angekündigtem Dauerregen abgesagt, teilt Axel Geide vom Reit- und Fahrverein Wehrkirch Horka mit. Auch die Feier zum zehnten Geburtstag der Grundschule in Großhennersdorf wird ins nächste Jahr verschoben und das Herbstfest in Dürrhennersdorf auf das nächste Wochenende.

Unwetter in Polen und Tschechien schon da

Tschechien, Polen und Österreich erwischt das Unwetter indes heftig - dort sind bereits jetzt Orte überflutet. Von Wanderausflügen ins Riesengebirge raten die Behörden momentan dringend ab. Wie Adam Tkocz, Leiter des regionalen Bergrettungsdienstes, mitteilt, wurden auf der Schneekoppe Schneefälle mit Regen registriert. Die Temperaturen schwanken um null Grad Celsius, die gefühlte Temperatur sei jedoch deutlich kälter. Das Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft in Wroclaw warnt, dass es bis Montagmorgen im Riesengebirge und in den Sudeten mit anhaltendem Regen und Rekordmengen von 400 mm Wasser pro Quadratmeter gerechnet werden müsse, so der leitende Bergretter.

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Inzwischen laufen in der Nachbarregion die Vorbereitungen zur Verhinderung von Überschwemmungen auf Hochtouren. In sechs Gemeinden des Queisse-Beckens, im Kreis Luban (Lauban) wurde ein Krisenstab eingerichtet. Sandsäcke wurden an gefährdeten Stellen bereitgelegt. In die Stauseen von Lesna und Zlotniki wird überschüssiges Wasser eingeleitet, um eine Flutwelle abzuhalten, hieß es in einer Meldung des Fernsehsenders TVP 3 Wroclaw. Das Forstamt Swieradow (Flinsberg) hatte in den Hochwasserschutz investiert und hofft darauf, dass das die Gemeinden im Becken der Queiss absichert. Dort wurde ein spezielles System kleiner Rückhaltesysteme und Trockenseen angelegt, die sich bei großen Wassermengen mit Flutwasser füllen würden, wie ein leitender Forstbeamter sagte.

Aktuelle Wasserstände:

  • Lausitzer Neiße in Zittau: 110 cm, Tendenz steigend
  • Lausitzer Neiße in Görlitz: 171 cm, Tendenz steigend
  • Lausitzer Neiße in Podrosche: 96 cm, Tendenz steigend
  • Mandau in Großschönau: 54 cm, Tendenz steigend
  • Landwasser in Niederoderwitz: 40 cm, Tendenz steigend
  • Pließnitz in Rennersdorf: 124 cm, Tendenz steigend

Zuletzt aktualisiert am Freitag um 18 Uhr.

Bürger sollen die Wetter- und Warninformationen des Wetterdienstes unter www.dwd.de und in der DWD WarnWetter-App nutzen sowie die Informationsplattform www.hochwasserzentrum.sachsen.de. Messwerte der Pegel sind auch telefonisch unter der Rufnummer 0351 79994-400 sowie im MDR-Videotext ab Seite 530 abrufbar.