Im wahrsten Sinne über Nacht ist der Sommer verschwunden. In den zurückliegenden drei Wochen hatte eine massive Hochdrucklage über Zentral- und Nordeuropa alle Einflüsse aus dem Atlantikraum ferngehalten und für stabiles Sommerwetter gesorgt, erklärt Anja Juckeland, Meteorologin und Sprecherin beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Mehrfach hatte ein Tiefdruckgebiet aus Richtung Großbritannien versucht, dieses Hoch zu vertreiben - vorige Nacht mit Erfolg. Und von über 30 Grad, die am Sonntag in Görlitz noch herrschten, ging es hinab auf ungefähr 18 Grad am Montag. Vielleicht ist mancher aber auch erleichtert. Der zurückliegende Sommer war einmal mehr ein sehr heißer Sommer.
Trotz kühlem Start deutlich zu warm
Alle Temperaturen zwischen Juni und August zusammengerechnet, ergibt sich für Görlitz eine Sommer-Durchschnittstemperatur von 19,8 Grad. Die Sommer von 2018 und 2019 mit Mittelwerten von 20,1 und 20,3 Grad bleiben damit "ungeschlagen". Nichtsdestotrotz zählt dieser Sommer zu den wärmsten seit Beginn der Görlitzer Wetteraufzeichnungen, schätzt Anja Juckeland ein. Das "übliche" Sommermittel, das langjährige Mittel, liegt für Görlitz bei 16,7 Grad, "wir sehen also eine deutliche positive Abweichung dieses Jahr."
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Gestartet war der Sommer dabei kühl: In der zweiten Juni-Woche gingen die Temperaturen teils auf einstellige Werte zurück. Kühlster Tag in Görlitz war der 14. Juni, an dem das Thermometer auf 6,9 Grad fiel, in Erdbodennähe auf fünf Grad. Ende Juni dann hielt der Sommer Einzug: Wärmster Tag in Görlitz war der 10. Juli mit 32,9 Grad. In Bad Muskau wurden sogar 34,8 Grad gemessen, der zweithöchste Sommerwert in Sachsen 2024. In Bertsdorf-Hörnitz im Zittauer Gebirge ging es derweil am 28. August auf 32,8 Grad hinauf.
"Heiße Tage" treiben Werte nach oben
Insgesamt verbuchte die Görlitzer Wettermessstation 49 Sommertage, also Tage mit mindestens 25 Grad Celsius. Auch das kein Rekord, 2019 kamen 62 Sommertage zusammen. Interessant ist aber, schildert Anja Juckeland, dass dieser Sommer noch mal zwei mehr sogenannte heiße Tage als der Rekordsommer 2019 hatte: An 20 Tagen stiegen die Temperaturen dieses Jahr über die 30-Grad-Marke.
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Vor Jahren, Anfang 2019, hatte der Meteorologe Lothar Rücker, der lange die Görlitzer Wettermessstation betreute, beschrieben, dass statistisch eigentlich in Görlitz mit 31 Sommertagen und vier heißen Tagen im Jahr zu rechnen sei.
Trotzdem, bundesweit lagen die Sommerniederschläge fast auf dem Niveau des langjährigen Mittels von 1961 bis 1990. "Doch diese Mittelwerte verbergen extreme regionale Unterschiede", schildert der DWD. Während manche Region mit Starkniederschlägen zu kämpfen hatte, blieb es in anderen Teilen zu trocken. Die Stadt Görlitz gehörte zu den glücklichen Orten: Ohne Katastrophen kamen 222,5 Liter Niederschlag pro Quadratmeter an - sogar ein kleines bisschen mehr als üblich.
Andere Orte in den Landkreisen Görlitz und Bautzen wurden heftig von einem Unwetter vor drei Wochen getroffen. In Kodersdorf zum Beispiel sorgten Starkniederschläge für eine Schlammlawine vom Heideberg, überflutete Straßen und Grundstücke, vollgelaufene Keller.
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Deutlich weniger brachial hielt jetzt der Herbst Einzug in der Oberlausitz. "Der Temperatursturz fiel nicht ganz so heftig aus wie zunächst prognostiziert", erzählt Anja Juckeland. Schauer sind auch in den kommenden Tagen zu erwarten, am Dienstag könnten die Temperaturen auf bis zu 20 Grad steigen, "und dann gehen sie bis zum Wochenende jeden Tag um etwa ein Grad zurück."