25.000 Euro spendeten Menschen und Unternehmen bislang über die Stadtwerke-Plattform "Görlitz Crowd" für die Ukraine-Hilfe des Görlitzer Vereins Ca-Tee-Drale, und die Sammlung geht noch bis nächste Woche Montag.
Seit Russland am Morgen des 24. Februar in die Ukraine einmarschierte, rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft und der Unterstützung durch den Landkreis Görlitz. Konvois bringen Hilfsmaterial in die Ukraine, auf der Rückfahrt bringen sie Flüchtlinge an sichere Orte.
Andere bieten im Kreis Görlitz Wohnungen und Zimmer an, Dritte geben Hilfe für die vertriebenen Menschen aus der Ukraine oder deren Gastgeber. Gegenwärtig halten sich rund 1.200 Ukrainer bei Gastfamilien im Landkreis auf. Diese Zahl nannte auf SZ-Nachfrage eine Sprecherin des Görlitzer Landratsamtes am Donnerstag vergangener Woche. Mittlerweile dürften es schon wieder mehr sein.
Noch aber stehen alle ganz am Anfang eines langen Weges. Niemand weiß, wie lange der Krieg dauert, was dann kommt, wie lange die Flüchtlinge fern ihrer Heimat bleiben müssen oder wollen. Die grüne Landtagsabgeordnete Franziska Schubert mahnte am Sonntagnachmittag auf der Friedensdemo auf dem Görlitzer Marienplatz: "Wir werden diese Hilfsbereitschaft in den nächsten Monaten benötigen". Stephan Meyer, Landtagsabgeordneter der CDU, sieht in der Hilfsbereitschaft auch ein Zeichen an die Ukrainer, "dass wir Ausdauer haben." Geduld und Ausdauer sieht auch der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu als nötig an.
Alles vermeiden, was die Hilfsbereitschaft schmälert
Die Politiker stimmen die Bevölkerung nicht von ungefähr auf einen Marathon statt eines 100-Meter-Sprints ein. Auch in der Flüchtlingskrise 2015 herrschte in den ersten Tagen und Wochen Euphorie. Später kippte die Stimmung in der Bevölkerung, weil die Last zu lange von Ehrenamtlichen gestemmt werden musste, und die Behörden zu langsam die Abläufe für die Flüchtlinge regelten.
Das soll dieses Mal unter allen Umständen verhindert werden. Tatsächlich gibt es bislang nur vereinzelte Stimmen, die sich über Behörden wie das Landratsamt beschweren. Zumal alle auf ihre Erfahrungen seit 2015 zurückgreifen können, zudem ist das Flüchtlingsbüro von Franziska Schubert auf der Jakobstraße sehr hilfreich.
Die Ausländerbehörde des Kreises ist zentraler Anlaufpunkt für die Registrierung der Flüchtlinge, die im Kreis bei Gastfamilien beherbergt werden. Erst wenn sie registriert sind, haben sie auch Anrecht auf Zahlung von Lebensunterhalt und von ärztlicher Versorgung. Eine Registrierung ist aber nur möglich, wenn die Flüchtlinge im Kreis Görlitz untergebracht sind. Schon eine Bleibe in Zgorzelec macht das unmöglich.
Flüchtlinge sollen nur kurz in Notunterkunft bleiben
Noch mal anders ist die Lage für alle Flüchtlinge, die mit Zügen nach Zgorzelec kommen und dann mit dem Bus nach Görlitz gebracht werden, ohne dass sie eine Unterbringung bei einer Gastfamilie im Kreis Görlitz haben. Sie reisen meist weiter zur Erstaufnahmeeinrichtung nach Leipzig, wo sie registriert werden, um anschließend auf Kommunen und Kreise in Sachsen verteilt zu werden. Für sie hat der Kreis die Notunterkunft in der Turnhalle des Berufsschulzentrums eingerichtet, wo sie höchstens eine Nacht verbringen sollen.
Auch ansonsten ist man bemüht, schnell auf Zeichen der Überforderung zu reagieren. So hatte sich Schneiders Speisenservice im Wichernhaus bereiterklärt, Gastfamilien mittags zu versorgen. Doch Ende vergangener Woche mehrten sich Zeichen, dass auch Edwin Schneider und sein Team an den Rand des Machbaren gerieten.
Die grüne Landtagsabgeordnete Franziska Schubert schrieb daher am Wochenende in den sozialen Netzwerken: "Ich kann nur Danke sagen an 'Schneiders Speisenservice' im Wichernhaus für die riesige Leistung, so viele Leute zu versorgen." In dieser Woche hofft sie, dass die Mensen der Hochschule in Görlitz und Zittau in die Essensversorgung eingebunden werden können. "Das wäre eine echte Entlastung".