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Ukraine: Tausende Euro, um traurige Bitten zu erfüllen

Am Montagabend endete die Spendenaktion "Görlitz hilft". Ein Großteil des Geldes hilft in Ternopil. Die aktuellen Bitten aus der Stadt schmerzen.

Von Susanne Sodan
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Für einen der Transporte von Enrico Deege (r.) zum Klinikum Ternopil hatte das Görlitzer Klinikum sehr viel beigetragen.
Für einen der Transporte von Enrico Deege (r.) zum Klinikum Ternopil hatte das Görlitzer Klinikum sehr viel beigetragen. © Städtisches Klinikum Görlitz

20 Uhr am Montagabend war Schluss: Nach einer Verlängerung ist die Spendenaktion "Görlitz hilft" nun beendet.

Der vorläufige Spendenstand auf der Plattform GörlitzCrowd am Montagabend lag bei über 28.700 Euro. Das Geld geht an den Verein Ca-Tee-Drale, der Hilfsgüter, vor allem Medikamente und Verbandsmaterial, für die Menschen in der Ukraine sammelt und kauft und regelmäßig an die ukrainisch-polnische Grenze fährt. Ein Großteil der medizinischen Güter ging zuletzt etwa an das Klinikum Ternopil. Zu der Stadt, auch der Stadtverwaltung, hat Enrico Deege jahrelange Verbindungen. Die Spenden werden je nach dem in Ternopil bestehenden Bedarf gesammelt oder gekauft, erklärt er.

Syrische Kinder stellten keine Fragen

Viermal waren er und andere Ehrenamtliche inzwischen an der Grenze, zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit: Enrico Deege leitet das Jugendhaus Ca-Tee-Drale. Dort findet zum Beispiel regelmäßig ein Kletterangebot statt, an dem zuletzt neben deutschen und syrischen auch ukrainische Kinder und Jugendliche teilnahmen. "Es war schon nahegehend. Die syrischen Kinder, die schon länger bei uns sind, haben eigentlich gar keine Fragen gestellt", erzählt er. "Als sie erfahren hatten, woher die neuen Kinder kamen, sind sie einfach auf sie zugegangen."

Traurige Bitten

Mehrfach holten die Görlitzer Ehrenamtlichen auch geflohene Menschen aus Ternopil an der Grenze ab. "Der nächste Transport geht kommende Woche", erzählt Enrico Deege. Doch die aktuellen Bitten aus Ternopil "machen einfach nur traurig". Die Stadtverwaltung bat jetzt um Leichensäcke und sogenannte Blutstopper, die etwa bei schweren Verwundungen verwendet werden.

Weitere Spendengelder helfen, die Transportkosten zu stemmen. Außerdem unterstützt die Ca-Tee-Drale ukrainische Flüchtlinge in Görlitz sowie ihre Gastfamilien. Etwa bei der Essensversorgung. So erhalten die geflüchteten Menschen beim Koordinationsbüro der Bündnisgrünen in Görlitz Essensmarken, mit denen sie beim Speiseservice im Wichernhaus verpflegt werden. "Ich hatte mir erhofft, dass die Struktur sich etwas breiter entwickelt", sagt Enrico Deege. Sprich: dass auch andere Versorger einsteigen.

Und die Pfadfinder Zgorzelec werden mit "Görlitz hilft" unterstützt. Sie kümmern sich zum einen um ein größeres Flüchtlingslager in einer Zgorzelecer Turnhalle, haben nun außerdem ein kleines Lager für Mütter mit Kleinkindern beim Bahnhof Moys eröffnet.

Tanzen, um zu helfen

Vor allem spendeten viele Privatpersonen für "Görlitz hilft", aber auch Unternehmen sowie Selbstständige. Mit Stand vom Montag beteiligten sich 171 Spender an der Aktion. Diese war um zwei Wochen verlängert worden. Ziel war eigentlich, bis Mitte März 5.000 Euro zu sammeln. Bis zum 15. März war aber ein Vielfaches, rund 23.000 Euro, über die Plattform GörlitzCrowd eingegangen. Gegründet wurde diese voriges Jahr von den Görlitzer Stadtwerken, um Projekte Görlitzer Vereine zu unterstützen.

"Wir merken, dass unsere Plattform zur zentralen Spendenplattform für Görlitz geworden ist", sagte Sacha Caron, Prokurist der Görlitzer Stadtwerke. „Wir wollen die Spendenbereitschaft nicht ausbremsen, nur weil die Zeit abgelaufen ist." Deshalb gab es eine Ausnahme, eine Verlängerung des Spendenzeitraumes. Nun kommen voraussichtlich noch einmal 5.000 Euro dazu: So viel Geld wurde bei einem Tanz-Flashmob in der Görlitzer Straßburg-Passage zum verkaufsoffenen Sonntag ertanzt.