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SZ + Görlitz

Was ist da los: Vorstandsbeben beim Görlitzer Kreis-Fußballverband

Ein Verbandstag wählt Uwe Ulmer zum FVO-Vizepräsidenten. Der hatte erst im März als Geschäftsführer gekündigt. Diese Wahl hat gravierende Folgen.

Von Frank Thümmler
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Um Fußball ging es beim Verbandstag des Kreisverbandes am Freitag höchstens am Rand.
Um Fußball ging es beim Verbandstag des Kreisverbandes am Freitag höchstens am Rand. ©  dpa/Robert Michael (Symbolfoto)

Die Wahl des Vizepräsidenten des Fußballverbandes Oberlausitz am Freitagabend in Ludwigsdorf, sonst eher eine Randnotiz, war diesmal wegen ihrer Vorgeschichte mit Spannung erwartet worden. Nötig geworden war sie nach dem plötzlichen Rücktritt des damaligen Vizepräsidenten, der wohl wiederum eine Folge des zerrütteten Verhältnisses zwischen dem Geschäftsführer Uwe Ulmer und dem Präsidenten Jürgen Heinrich war. Ulmer hatte damals (als einziger festangestellter Mitarbeiter des Verbandes) gekündigt. Eine Fußballerin aus Spitzkunnersdorf, wo Uwe Ulmer Mannschaftsleiter in der ersten Frauenmannschaft ist, brachte dann mit einigen Mitstreitern ein Schreiben an alle Vereine auf den Weg, über dessen erstem Satz das Wort Misstrauensantrag gegen den Präsidenten stand, und in dem der Präsident vehement aufgefordert wurde, über das schlechte Verhältnis zwischen ehemaligem Geschäftsführer und ihm und dessen Ursachen zu reden.

Jürgen Heinrich, der bei der letzten Wahl einstimmig als FVO-Präsident wiedergewählt worden war, hatte nach kurzer Suche den vakanten Posten des Geschäftsführers neu besetzt – mit der leidenschaftlichen Fußballerin Janine Lehnhardt, die mit ihrer Ausbildung als Kauffrau Büromanagement mit einer Zusatzausbildung als Personalreferentin ganz gut zu passen scheint. Zu der gewünschten, womöglich tribunalartigen Aussprache der „Rebellen“ mit dem Präsidenten aber kam es nicht. Die Sache schien im Sand zu verlaufen.

Showdown im Streit zwischen zwei Männern

Aber ein neuer Vizepräsident musste ja noch gewählt werden. Der ehemalige Geschäftsführer Uwe Ulmer kandidierte. Aus den Reihen des FVO-Vorstandes fand sich Holger Gliesing, der Kreisehrenamtsbeauftragte, als Kandidat. Ein dritter, von dieser Vorgeschichte womöglich nicht berührter Kandidat, warf seinen Hut nicht in den Ring. Und so kam es am Freitag zu einer Art „Showdown“ im Streit zwischen dem Präsidenten Jürgen Heinrich und dem Ex-Geschäftsführer Uwe Ulmer.

Schon bei der Vorstellung der Kandidaten wurde anhand der Reaktion der anwesenden Vereinsvertreter deutlich, wohin die Reise diesmal gehen würde. Während sich Holger Gliesing auf seine eigene Vorstellung kaum vorbereitet zeigte, nach Worten rang und sich letztlich als Notlösung präsentierte (offensichtlich, um Ulmer zu verhindern), konnte Uwe Ulmer deutlich besser erklären, warum er für den Posten des Vizepräsidenten geeignet sei. Die größte Hürde: Wie sollte eine Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Männern – Ulmer als Vizepräsident und Heinrich als Präsident – funktionieren?

Diese Frage stellte Carsten Liebig, Präsident des NFV Gelb-Weiß Görlitz. Ulmer ruderte ein wenig herum, sagte, dass es jetzt ja ein anderes Verhältnis sei – auf Augenhöhe und nicht mehr Arbeitgeber zu Arbeitnehmer. Und dass auch im Vorstand ja noch fünf andere mitentscheiden. Aber schon an der Reaktion Heinrichs wurde deutlich, dass das Tischtuch zwischen beiden zerschnitten ist. „Du hast noch im Februar gesagt, dass du die Geschäftsstelle nie wieder betreten wirst und mit Heinrich nie wieder reden wirst“, warf er dem Ex-Geschäftsführer entgegen. Die Reaktion der Vereinsvertreter, die bei den Aussagen Ulmers immer wieder zustimmend klopften, ließen aus Sicht Heinrichs für die Wahl das Schlimmste befürchten. Ähnlich war es bei der zweiten Anfrage von Carsten Liebig, dessen Verein gerade zähneknirschend die Maximalsumme von 3.000 Euro für den Wechsel der Fußball-Frauen von Ludwigsdorf zum NFV gezahlt hatte, damit die Frauen auch ohne Zustimmung der Ludwigsdorfer am ersten Punktspiel für den NFV spielberechtigt sind. Ulmer ist beim SV Ludwigsdorf im Vorstand. Ob man sich nun so, mit null Gesprächsbereitschaft unter Sportfreunden, künftig die Zusammenarbeit vorstellen müsse, fragte Liebig. Uwe Ulmers Antwort, „das gehört hier nicht hin“, wurde erneut von zustimmendem Klopfen begleitet.

Die dann durchgeführte geheime Wahl der 52 anwesenden Vereine und vier Vorstandsmitglieder wurde zu einer „Backpfeife“ für den Präsidenten Jürgen Heinrich. 46 Stimmen für Ulmer, nur zehn für seinen Kandidaten Holger Gliesing. FVO-Schatzmeisterin Gabriele Scade überreichte Uwe Ulmer den vorbereiteten Blumenstrauß. Präsident Jürgen Heinrich, der offenbar sein (ehrenamtliches) Werk vieler Jahre zerstört sah, machte das Schlusswort kurz: „Ich trete mit sofortiger Wirkung zurück.“ Er überreichte ein vorbereitetes Schreiben und stürmte ohne weitere Worte aus dem Saal. Holger Gliesing folgte ihm inklusive eines Rücktritts als Kreisehrenamtsbeauftragter auf dem Fuße. Schatzmeisterin Gabriele Scade war sichtlich am Boden zerstört. Kurz war Ruhe im Saal, obwohl wohl jeder mit dieser Reaktion Heinrichs rechnen konnte.

Nächster außerordentlicher Verbandstag in Sicht

Uwe Ulmer fasste sich aber schnell, sagte, dass er damit amtierender Präsident sei und ein weiterer außerordentlicher Verbandstag notwendig sei, zu dem zeitnah eingeladen werde.Am Sonntag dann gab es bereits eine Kurzinformation auf der FVO-Homepage, die dortigen Spuren von Jürgen Heinrich und Holger Gliesing sind getilgt. Der neue amtierende Präsident sucht nun weitere Mitstreiter, die sich im FVO-Vorstand engagieren wollen. Die Hoffnung: Der eigentliche Verbandszweck, die Förderung des Fußballsports, steht dann im Mittelpunkt.