An der Decke hängen Kabelrollen, manche Gipskartonplatten sind zwar verschraubt aber noch nicht gespachtelt und die Lüftungsanlagen lüften beziehungsweise entlüften auch noch nicht - Haus A des Senckenberg-Neubaus ist derzeit noch eine große Baustelle. In Zukunft sollen hier Forscher und Besucher ein- und ausgehen. Wo heute noch nackte Betonwände zu sehen sind, entsteht das Foyer für die Bibliothek.
Das Forschungsinstitut zeigt sich zumindest von außen schon bezugsfertig. Innen sieht es noch etwas anders aus. "Wir sind von der Rohbauphase in die Ausbauphase übergegangen. Danach folgt der Feinausbau", sagt Jaroslaw Golaszewski. Er ist der Leiter der Bautzener Niederlassung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB).
Bauarbeiten liegen im Zeitplan
Der Senckenberg-Bau liege nun im Zeitplan, nach Verzögerungen. Auf 8.300 Quadratmetern entsteht ein Gebäudekomplex, der die sieben Senckenberg-Einzelstandorte in Görlitz unter einem Dach zusammenfassen wird. Das Naturkundemuseum bleibt am Marienplatz.
Ende kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, 2026 die ersten Mitarbeiter nach und nach einziehen. Der Bau wird insgesamt rund 75,7 Millionen Euro kosten. Nahezu von Jahr zu Jahr hat sich die Summe erhöht, erst im vergangenen Jahr war noch von 72,6 Millionen Euro die Rede. Als das Vorhaben mehr oder weniger Gestalt annahm, 2015, schätzte man die Kosten auf reichlich 20 Millionen Euro. "Die Baukosten haben sich in den vergangenen Jahren um 30 bis 40 Prozent gesteigert", schildert Jaroslaw Golaszweski.
Fassade sorgte für Diskussionen
Dass die neue Fassade in Görlitz durchaus für Diskussionen sorgt, ist bei Senckenberg bekannt. Sie zeigt in Klinkerbauweise die einzelnen Bodenschichten - inklusive der darin lebenden Bewohner, wenn man genau auf die roten Klinker schaut. Mit Gründerzeit hat die Fassade wenig zu tun. "Das ist auch der Hauptkritikpunkt", weiß Karsten Wesche, Institutsleiter des Senckenberg Museums für Naturkunde. Aber die Fassade sei bewusst so angelegt worden. "Wir wollten keine nachgemachte Gründerzeit-Fassade. Schließlich haben wir davon in Görlitz viele schöne Originale", sagt Karsten Wesche. Von der Stadt habe es für die Fassade grünes Licht gegeben. "Sie fügt sich dennoch harmonisch in das Stadtbild ein", so Karsten Wesche.
An Bahnhofstraße und Jakobstraße mag das funktionieren, aber genau an der Ecke sticht ein Gebäude aus dem Ensemble heraus. Es befindet sich in Privatbesitz. "Dazu gehört eine Eigentümergemeinschaft, die nahezu auf der ganzen Welt verteilt ist", so Jaroslaw Golaszewski. Der Sächsische Staatsbetrieb habe das Haus kaufen wollen, ist bisher aber gescheitert. "Vielleicht klappt es ja irgendwann in Zukunft mit einem neuen Besitzer. Dann könnten wir vielleicht zumindest die Fassade passend gestalten", so der SIB-Leiter.
Senckenberg-Campus will offen sein
Karsten Wesche ist derweil begeistert von den Möglichkeiten, die der künftige Senckenberg-Campus bieten wird. Zum einen soll das Gelände so weit wie möglich für die Öffentlichkeit zugänglich sein, etwa mit Hörsaal, Seminarräumen und, und, und. Zum anderen sollen die Forscher kurze Wege haben, um beispielsweise an die botanischen Sammlungen zu kommen. "Die Büroräume sind gleich neben den Sammlungen untergebracht", schildert Karsten Wesche.
Im früheren Pferdestall, dem neuen Haus E, wird gerade die Dämmung an der Außenwand angebracht. Hier könnte es künftig ziemlich laut sein. Denn darin ist eine Werkstatt vorgesehen, unter anderem mit einer großen Säge, mit der Steine aufgebrochen werden können.
Massive Bauweise soll sparen helfen
Einen großen Vorteil sieht Karsten Wesche in der massiven Betonbauweise der Gebäude. "Damit reagieren die Häuser träger auf eventuelle Wetter- und Temperaturschwankungen. Bei einer reinen Gipskartonbauweise müssten wir immer gegenregeln, kühlen oder heizen. Der massive Bau spart Energie", erläutert er.
Am Dienstag, 6. August, können Interessierte schon mal einen Blick hinter die diskutierte Fassade und auf die Rohbaumauern im Inneren werfen. Von 17 bis 20 Uhr lädt Senckenberg zum Rundgang über die Baustelle ein, natürlich kostenlos. Dann wird auch über die künftige Nutzung des Komplexes noch einmal ausführlich informiert. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Baustelle ist nicht barrierefrei. Und: feste Schuhe anziehen!