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Oberschule Reichenbach: Kein Schutz gegen Hitze und sechs Waschbecken für 334 Schüler

In Reichenbachs Oberschule muss dringend investiert werden. Schüler machten jetzt sogar im Stadtrat Druck. Doch hängt alles an Fördermitteln.

Von Constanze Junghanß
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Schulleiter Martin Cichon drängt auch auf Investitionen in seiner Reichenbacher Oberschule.
Schulleiter Martin Cichon drängt auch auf Investitionen in seiner Reichenbacher Oberschule. © Foto: SZ/Constanze Junghanß

Die Risse auf dem Betonboden sind mit Moos bewachsen, ein paar Grashalme haben sich in den Spalten angesiedelt. Beim oberen Pausenhof der Reichenbacher Oberschule besteht offensichtlicher Sanierungsbedarf. Schüler müssen über den Pausenhof laufen, um zum Unterricht zu kommen. Denn die Fachkabinette für Physik, Biologie und Chemie sind in einem anderen Gebäude, der denkmalgeschützten Uhrenschule, untergebracht. Beide Schulhäuser sind nicht weit voneinander entfernt.

Der Pausenhof als mögliche Stolperfalle. Vor zehn Jahren gab es eine Planung für die Schulhofsanierung. Getan hat sich seitdem nichts.
Der Pausenhof als mögliche Stolperfalle. Vor zehn Jahren gab es eine Planung für die Schulhofsanierung. Getan hat sich seitdem nichts. © Constanze Junghanß

Im Chemiekabinett gibt es keinen Gasanschluss

Und es gibt weitere Baustellen, die jetzt Schüler öffentlich im Stadtrat benannten. Bei der Uhrenschule fehlen die Griffe an den Fenstern ebenso, wie Rollos, die die Hitze abweisen. Wasserhähne und Gasanschlüsse für das Chemiekabinett gebe es nicht. Dabei ist die Uhrenschule erst vor wenigen Jahren Ziel größerer Sanierungsarbeiten gewesen. Eine Feuertreppe wurde errichtet, die Feuchtigkeitsschäden in den Werkräumen im Keller beseitigt, die Unterrichtsräume sind renoviert.

Alicja und Frieda aus der 8. Klasse und Jenni aus der Klassenstufe 9 nahmen den jüngsten Stadtrat zum Anlass, um Probleme aus Sicht der Schüler aufzuzeigen. Die September-Ratssitzung wurde in die Oberschule verlegt, damit sich die Räte dabei gleich selbst ein Bild vor Ort machen konnten. Vor allem die Toilettensituation ist unbefriedigend, wurde deutlich. Das bestätigt Martin Cichon, der Schulleiter. Für die 334 Schüler in den 13 Klassen stehen gerade mal sechs Waschbecken zur Verfügung, davon nur zwei für alle Jungen der Schule. Im Sanitärbereich gibt es teils kein Warmwasser.

Wasserprobleme im Sommer

Martin Cichon berichtet, dass das Gesundheitsamt bei einer Wasserüberprüfung nach den Sommerferien festgestellt hatte, mit dem Wasser sei etwas "nicht so ganz in Ordnung", wie er sagt. In den Ferien wurde die Leitung nicht genutzt, das Gesundheitsamt habe deshalb gefordert, das Wasser durchlaufen zu lassen. Bei einer erneuten zweiten Überprüfung sei alles wieder in Ordnung gewesen, bestätigt Martin Cichon.

Bereits vor einem Jahr habe es kurzzeitig eine Empfehlung gegeben, das Wasser in der Schule eine zeitlang nicht zu trinken. "Das Wasser riecht komisch", berichten die Schülerinnen im Stadtrat. Sie schlagen vor, dass die Stadt als Schulträger Wasserspender aufstellt, damit Wasser in den Pausen bedenkenlos getrunken werden kann. Es sind auch noch andere Wünsche, die an die Ratsmitglieder herangetragen werden: Überdachte Fahrradständer und Verbesserung der Umkleidesituation in der Turnhalle beispielsweise sollten ermöglicht werden.

An der sanitären Ausstattung der Oberschule Reichenbach muss sich dringend einiges ändern.
An der sanitären Ausstattung der Oberschule Reichenbach muss sich dringend einiges ändern. © Foto: SZ/Constanze Junghanß
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"Wir werden keine neue Schule bauen können", stellt Bürgermeisterin Carina Dittrich klar. Dem Rathaus sei bewusst, dass an vielen Stellen der notwendige Standard fehlt. Vor allem bei den Sanitäranlagen sieht die Stadt dringenden Handlungsbedarf, schätzt die Kosten einer Erneuerung auf etwa 200.000 Euro ein.

Fördermittelantrag liegt in Dresden

Dazu sind außerdem ein Fahrstuhl, die Trockenlegung des Westflügels, die Umstellung auf LED-Beleuchtung und möglicherweise Verbesserungen für den Schulhof angedacht. Für den Pausenhof gebe es eine zehn Jahre alte Planung, die Schüler sollen künftig mit entscheiden, was beim Hof verändert werden könnte. Warum die Planung so lange in der Schublade lag, dazu wurde nichts gesagt.

1,7 Millionen Euro waren ursprünglich für die Sanierung eingeplant, wie Carina Dittrich sagte. Beim Fördermittelantrag sei die Oberschule aber nicht mit berücksichtigt worden, so die Rathauschefin. Ein erneuter Antrag an den Freistaat über die Schulinvest-Förderung ist Carina Dittrichs Angaben zufolge gestellt. Eigenständig finanzieren kann die Stadt ein solches Projekt nicht. "Uns ist bewusst, dass erst die Regierungsbildung ansteht", sagt Carina Dittrich. Das heißt, kurzfristig ist nicht mit einem Geldsegen zu rechnen.