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Dorf ruft zum Wettbewerb auf: Wer macht die leckerste Limonade?

Auf den Dörfern steht Selbstgemachtes traditionell hoch im Kurs. Die Jänkendorfer machen daraus seit 22 Jahren einen Wettbewerb. Und denken auch an jene, denen es nicht gut geht.

Von Constanze Junghanß
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Iris und Andreas-Helmut Spengler kennen selbst Limonadenrezepte. Der frühere Pfarrer von Waldhufen freut sich mit seiner Frau auf das große Erntedankfest.
Iris und Andreas-Helmut Spengler kennen selbst Limonadenrezepte. Der frühere Pfarrer von Waldhufen freut sich mit seiner Frau auf das große Erntedankfest. © Constanze Junghanß

Ein Schuss selbstgemachter Brombeersirup, dazu die hellgrünen Blätter der Verbene aus dem Kräutertopf, ein paar Spritzer Zitronensaft und Sprudelwasser: Fertig ist die selbstgemachte Limonade. Die kommt bei Familie Spengler in Waldhufen auf den Tisch. "Brombeeren gibt es zurzeit im Garten jede Menge", sagt Iris Spengler und ihr Mann Andreas-Helmut, ehemaliger Pfarrer, nickt. Auch der Holler trug im Frühsommer reichlich Blüten. Iris Spengler hat Holunderblütensirup hergestellt.

Limonadenrezepte gibt es auf den Dörfern viele, wissen Spenglers. Überliefert von der Großmutter, aus alten Rezeptbüchern hervorgeholt und mündlich weitergegeben. Selbstgemachtes boomt. Zahlreiche Seiten im Internet befassen sich mit Rezepten und Ratschlägen, was aus der eigenen Ernte für den Eigengebrauch hergestellt werden kann.

Auch die Limo aus dem Garten, frisch verarbeitet und jenseits sämtlicher Geschmäcker von Getränken aus dem Supermarkt, spielt da eine Rolle. Doch wer macht sie eigentlich, die leckerste Limonade ganz regional und rund um Niesky?

Und so sieht die selbstgemachte Limo dann aus.
Und so sieht die selbstgemachte Limo dann aus. © Constanze Junghanß

Das wollen die Jänkendorfer herausbekommen. Zum Erntedankfest im Oktober findet unter diesem Motto ein Mitmachwettbewerb statt. Iris Spengler hofft auf reichlich Teilnehmer. Limonaden und Sirupe sollen vor Ort verkostet und bewertet, Rezepte getauscht werden.

Themen vergangener Wettbewerbe waren Marmelade, Brot, Einwecken

Es ist nicht der erste Wettbewerb von Selbstgemachtem im Rahmen des Erntedankfestes. Selbstgemachtes gewinne an Wert, schätzt Iris Spengler ein. Als das erste Erntedankfest vor 22 Jahren ins Leben gerufen wurde, ging es bei der Mitmachaktion rund um die Marmelade, erinnert sich Andreas-Helmut Spengler. Auch Schnaps war schon ein Thema, ebenso sauer Eingewecktes oder selbst gebackenes Brot.

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Um die 15 Teilnehmer kommen jedes Jahr, wie Iris Spengler weiß. Kosten dürfen aber alle, "und das kostet nichts", schiebt die 62-Jährige schmunzelnd hinterher. Ihr Mann, der 32 Jahre lang als Pfarrer in Jänkendorf arbeitete und seit 2022 im Ruhestand ist, tauscht sich mit Pfarrer Andreas Fünfstück von der neuen Gesamtkirchgemeinde Waldhufen-Vierkirchen schon mal gern zu einem besonderen Trinkrezept aus, was bei Bedarf mit Sprudel wie Limo aufgefüllt werden kann. "Ingwershot", sagen die beiden Männer unisono. Ein scharfes Getränk, bei dem Honig der einheimischen Imker eine wichtige Rolle spielt. Spengler und Fünfstück erzählen, dass "ein kleines Schnapsglas täglich" gut für die Stärkung des Immunsystems sei.

Erntegaben auf Jänkendorf gehen an die Nieskyer Tafel

Vielleicht gibt es davon auch eine Kostprobe zum Erntedankfest. Das Fest ist in Jänkendorf im Laufe der Jahre zu einer Großveranstaltung geworden. Alle bringen sich ein. Gemeinde, Kindergarten, Vereine, Feuerwehr, Nachbarn und Kirche sowieso. Das ganze Dorf feiert und lädt die Einwohner rundherum herzlich ein. Am 1. Oktober werden "mindestens 50 Kita-Kinder vom Kinderschloss die Erntekörbchen bringen", sagt Pfarrer Fünfstück. Mit Erntegaben aus den Hausgärten, mit Haltbarem wie Nudeln und Reis und Eingewecktem.

Die Erntegaben kommen der Nieskyer Tafel zugute. Die Gemeindeverwaltung stellt für den Festgottesdienst den Gewerbehof bereit, auf den Straßen mitten im Ort sind Marktstände aufgebaut, wo die Einwohner selbst gefangenen und geräucherten Fisch, eigenen Honig, eigenhändig Genähtes und Gestricktes und mehr anbieten. Die Agrargenossenschaft lädt zur Kartoffelverkostung mit frisch geernteten Kartoffeln von den heimischen Feldern ein, die Feuerwehr macht Rundfahrten. Und neben einer Kleintierschau, einem bunten Bühnenprogramm und Fahrradparcours zeigen Landwirte ihre Traktoren.

Fest ist ein Beispiel für mehr Gemeinsinn

Das Fest stärkt die Gemeinschaft. "Ein Miteinander", wie Alt-Pfarrer Spengler sagt. Und auch das viele Selbstgemachte verbindet, der Austausch von Erfahrungen zu den Herstellungsmöglichkeiten, die Weitergabe familiärer Traditionen in Form von Rezepten, Tipps und kleinen Zubereitungskniffen. Im Ländlichen, da sind die Familien vielleicht ein Stück weit näher zusammen, "die Enkel übernehmen noch einiges von den Großeltern", so die Erfahrung von Andreas-Helmut Spengler.

Beispielsweise, dass heruntergefallene Äpfel nicht einfach entsorgt, sondern zu Apfelmus oder Saft verarbeitet werden können. Und ja, auch den Löwenzahn sammeln die Menschen auf dem Dorf noch öfter, weiß Pfarrer Fünfstück zu berichten. Zu Schnaps, Likör, Marmeladen, Salaten werde heute noch vieles aus dem Garten und der Flur verarbeitet.

Das Rezept für Pfarrers Immuntrank aus Waldhufen:

  • 400 Gramm Ingwer
  • Saft von 5 unbehandelten Zitronen (wer mag auch Saft einer Orange)
  • ein wenig Kurkuma und ein wenig Pfeffer
  • 500 Gramm Honig vom Imker

Bis auf den Honig die Zutaten etwa 20 Minuten bei maximal 80 Grad erhitzen, danach alles abseihen durch ein Sieb. Flüssigkeit auffangen. In die noch warme Flüssigkeit den Honig gut einrühren. Fertig. Im Kühlschrank für den schnellen Verbrauch aufbewahren, höchstens 4 Wochen haltbar.

Erntedankfest Jänkendorf: 6. Oktober, ab 14 Uhr mit Wettbewerb „Wer macht die leckerste Limonade?“, buntem Bühnenprogramm, Markttreiben, Gottesdienst in der Bauhofhalle.