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Verein Stadtforum lobt Görlitzer Kopfsteinpflaster

Der Denkmalverein weist auf die Vorteile gegenüber Asphalt hin. Und er kritisiert den Görlitzer Lärmaktionsplan scharf.

Von Ingo Kramer
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Hans Dieter Mey ist Anwohner der Goethestraße in Görlitz. Er fühlt sich vom Verkehrslärm gestört. Der Verein Stadtforum hingegen lobt das uralte Kopfsteinpflaster.
Hans Dieter Mey ist Anwohner der Goethestraße in Görlitz. Er fühlt sich vom Verkehrslärm gestört. Der Verein Stadtforum hingegen lobt das uralte Kopfsteinpflaster. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Der kürzlich beschlossene Lärmaktionsplan der Stadt Görlitz scheint nicht endabgewogen zu sein. Zu diesem Schluss kommt der im Denkmalschutz engagierte Verein Stadtforum Görlitz. Auf der einen Seite sollten nach dem Plan Pflasterflächen verschwinden, die in den Sandfugen Niederschlag speichern und später wieder an die Umgebung abgeben können, auf der anderen Seite solle das Gleisbett der Straßenbahn mit viel Geld durch Grüngleise ersetzt werden, um Regenwasser aufzunehmen, behauptet Thomas Göttsberger, stellvertretender Vorstand des Stadtforums.

Korrekt ist zumindest Letzteres nicht. Tatsächlich soll das Schotterbett der Straßenbahn nicht durch Grüngleise ersetzt werden, um Regenwasser aufzunehmen, sondern um für mehr Ruhe zu sorgen. Die Wirkung sei hoch, heißt es im Lärmaktionsplan. Hintergrund: Schotter streut den Lärm, Bewuchs hingegen schluckt ihn.

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Göttsberger setzt sich für Kopfsteinpflaster ein. Pflastersand könne im verdichteten Zustand 25 bis 30 Prozent Wasser, also bei einem Quadratmeter Mosaikpflasterfläche rund 22 Liter Niederschlag, aufnehmen und später an heißeren Tagen wieder als Verdunstungskälte an die Umwelt abgeben, schreibt er. Eine Pflasterfläche habe darüber hinaus bei heißeren Trockenphasen auch den Vorteil, dass sie sich weniger stark als eine Asphaltfläche erhitzt. „Pflasterstraßen mit Regendurchlass tun auch den nebenstehenden Bäumen gut“, sagt er – und verweist auf die Elisabethstraße. Vor der Wende war die Straße mit Wildbasalt gepflastert, in den 1990er-Jahren wurde sie asphaltiert. Inzwischen mussten viele alte Bäume gefällt werden. Göttsberger glaubt, dass die Bäume noch vital wären, wenn die Straße nicht asphaltiert worden wäre.

Zudem seien Pflasterflächen auch ökologischer. Das Material, einmal vorhanden, sei lange nutzbar. „Eine gut gesetzte Pflasterfläche hält gut und gern 100 und mehr Jahre“, so Göttsberger. Asphaltflächen hingegen hätten eine nur kurze Lebensdauer und seien ressourcen- und, auf die Gesamtnutzungsdauer gesehen, kostenintensiver.“ Das aktuell beste Beispiel sei die Promenadenstraße. Dort wurde vor rund 20 Jahren das Granitpflaster entfernt, die Straße asphaltiert. Jetzt muss die Deckschicht wegen Verschleiß erneuert werden. Das frühere Pflaster hingegen habe gut und gern 80 Jahre gelegen. Hinzu komme, dass Pflasterflächen einfach schöner und natürlicher seien. „Aber ästhetische Fragen spielen bei den heutigen Entscheidern offenbar keine so große Rolle mehr, wie es noch vor Jahren der Fall war“, so Göttsberger.