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Was vom Görlitzer Wasserspiel übrig blieb

Der Leipziger Platz sorgt wegen seiner Gestaltung für Unmut. Seit Jahren sind die Wasserspiele versiegt, das Becken ist nur noch Unfallquelle.

Von Gabriela Lachnit
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Die Wasserspiele auf dem Leipziger Platz in Görlitz sind marode und bedürfen einer grundhaften Sanierung.
Die Wasserspiele auf dem Leipziger Platz in Görlitz sind marode und bedürfen einer grundhaften Sanierung. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Er bietet einen traurigen Anblick - der Wasserlauf auf dem Leipziger Platz in Görlitz. Etliche Fliesen des Bodens fehlen. Seit zwei Jahren kann die Anlage, die um die Jahrtausendwende errichtet wurde, nicht in Betrieb genommen werden. Sie bleibt trocken.

Damals sollte das Wasserspiel Kindern aus den umliegenden Wohnhäusern ein Spielangebot machen und die Freiraumqualität in dem Viertel verbessern. Beides ist nicht mehr der Fall.

Aufpassen, Stolpergefahr!

Steffi - ihren Nachnamen mag sie nicht sagen - gefällt der Platz an und für sich. Bis vor einiger Zeit lebte die Görlitzerin unmittelbar an diesem Platz, jetzt ein Stück weiter entfernt. Aber sie kommt immer noch manchmal her. Die 40-Jährige erinnert sich, dass ihre Kinder, als sie kleiner waren, sehr gern an dem Wasserlauf gespielt haben. "An besonders heißen Tagen wollten sie sogar abends noch mal raus zum Abkühlen", berichtet sie.

René, der in Sichtweite des Platzes auf der Leipziger Straße wohnt, erinnert sich ebenfalls daran, dass immer viele Kinder hier gespielt haben, als die Anlage neu war. Doch das ist längst vorbei, die Anlage ist kaputt, der Bauzustand desolat. Wer hier entlangläuft, müsse aufpassen, dass er nicht stolpert, sagt er.

Auch in diesem Jahr wird sich offenbar daran nichts ändern, auch wenn im Stadthaushalt für 2021/2022 die Reparatur des Wasserspiels eingeplant ist und sogar die Option auf zusätzliche Wasserdüsen besteht, falls das die finanziellen Möglichkeiten der Stadt hergeben. Der Beckenboden ist hinüber. Bis vor zwei Jahren wurden regelmäßig mehrere Fliesen des Fußbodens erneuert. Mittlerweile lassen sie sich nicht mehr ersetzen, wie Stadtsprecherin Juliane Zachmann informiert. Von 2015 bis 2018 beispielsweise fielen für den Unterhalt des Wasserspiels auf dem Leipziger Platz jedes Jahr Kosten von rund 2.400 Euro für Strom und Wasser und noch einmal reichlich 2.200 Euro für Leistungen von Mitarbeitern des Städtischen Betriebshofes an.

Diesen Blick durch den Wasservorhang fing der SZ-Fotograf noch im Sommer 2016 ein.
Diesen Blick durch den Wasservorhang fing der SZ-Fotograf noch im Sommer 2016 ein. © Pawel Sosnowski/80studio.net
Im Juli 2016 war das Wasserband noch intakt. Aber schon viel eher waren die Meinungen zur Platzgestaltung geteilt.
Im Juli 2016 war das Wasserband noch intakt. Aber schon viel eher waren die Meinungen zur Platzgestaltung geteilt. © Pawel Sosnowski/80studio.net
Im Juli 2021 präsentieren sich die Wasserspiele so: kaputt, ohne Wasser, beschmiert.
Im Juli 2021 präsentieren sich die Wasserspiele so: kaputt, ohne Wasser, beschmiert. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Der untere Teil des Leipziger Platzes bietet eine Skateranlage. Oft wird sie angesichts der Verdreckung wohl nicht bespielt, die Sitzbank ist beschädigt.
Der untere Teil des Leipziger Platzes bietet eine Skateranlage. Oft wird sie angesichts der Verdreckung wohl nicht bespielt, die Sitzbank ist beschädigt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Gewollte Graffiti und Schmierereien bestimmen die Wände, die die Straße abschirmen.
Gewollte Graffiti und Schmierereien bestimmen die Wände, die die Straße abschirmen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Grundhafte Sanierung ist unumgänglich

Im Görlitzer Rathaus geht man nun davon aus, das Becken grundhaft zu sanieren. "Dafür muss man prüfen, ob der Brunnenaufbau so bleiben soll", sagt die Sprecherin. Vor allem müsse ein anderes Material für den Beckenboden gewählt werden. Ob das dann Edelstahl, Naturstein oder Kunstharz in neuer Farbe und neuer Oberflächenbeschaffenheit sein wird, das sei noch zu prüfen und zu planen. Der Unterbau müsse erneuert werden, zusätzliche Dehnungsfugen sind nötig.

Vor 20 Jahren sei der Wasserlauf nach den damals geltenden technischen Regeln gebaut worden. "Heute würden wir einiges anders machen", erklärt Frau Zachmann, "allerdings steht eine wesentliche Veränderung der Gestaltung des Leipziger Platzes nicht auf der Tagesordnung."

Mehr Bänke, mehr Abfallkörbe, mehr Spielgeräte

Gerade das aber wünschen sich so manche Anwohner rund um den Platz. Künftig werden das sogar noch mehr, denn mehrere Wohnhäuser um den Platz herum werden saniert. Hier ziehen bald auch Familien mit Kindern ein. Einige Häuser direkt an dem Platz sind jedoch unbewohnt, weil sie der Sanierung bedürfen.

Das Görlitzer Wohnungsunternehmen Kommwohnen saniert am unteren Teil des Leipziger Platzes gleich drei Häuser. "Die Aufwertung eines solch zentralen Platzes ist wünschenswert", sagt Kommwohnen-Prokuristin Lisa Ludewig auf Nachfrage. "Dieses Wohnquartier birgt so viel Potenzial, die Aufenthaltsqualität zu stärken. Mit neuen Sitzmöglichkeiten zum Beispiel." Auch wenn der Stadt Görlitz die Modernisierung des Wasserspiels obliegt, würde das Kommwohnen sehr begrüßen.

Einen speziellen Wunsch hat das Unternehmen: Abfallbehälter, darunter auch für Hundekotbeutel. "Häufig stellen wir an unserer Baustelle und in unmittelbarer Umgebung Hundehaufen fest. Das ist für alle sehr unangenehm", erklärt Frau Ludewig.

Steffi und René, deren Kinder schon größer sind, wünschen sich einen ansehnlicheren Platz. "Und er sollte sauberer gehalten werden", betont Steffi. Abends treffen sich Jugendliche unter dem Baum, unter dem die einzige Bank des oberen Platzes steht. Hinterher bleibt Müll liegen. Ein Angebot zur Müllentsorgung wird gar nicht erst unterbreitet - einen Abfallbehälter sucht man vergebens, übrigens auch an der Skateranlage auf dem unteren Teil des Leipziger Platzes.

Vor allem kindgerechter soll der Platz werden. "Vielleicht mit einer Schaukel, einem Sandkasten und einer Matsch-Strecke, wenn sowieso schon Wasser anliegt", erklärt die 40-Jährige. René, der 47-Jährige, gibt zu bedenken, dass die Reparatur baldigst erfolgen sollte, "wegen der Unfallgefahr", sagt er.

Den desolaten Zustand mahnte SZ schon vor Jahren an

Es besteht akuter Handlungsbedarf. Den allerdings gab es bereits vor sechs Jahren. Mitte Juli 2015 hatte die SZ schon einmal angemahnt, dass der Leipziger Platz weder ein Hingucker noch ein sinnvoller Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas, sondern wegen kaputter Fliesen eine Unfallquelle sei. Außerdem verstopften regelmäßig Laub und Dreck die Abflüsse, sodass das Wasser über den niedrigen Beckenrand floss. Die ganze Anlage funktionierte nicht richtig, auch der Wasservorhang nicht.

Vor allem deswegen gab es viel Kritik von erwachsenen Anwohnern des Leipziger Platzes, manche missbilligten auch die Platzgestaltung an sich. Doch an eine veränderte Gestaltung des Wasserlaufs dachten die Stadträte trotz allem Unmut schon im Jahr 2015 nicht.