Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Görlitz

Findet das Landratsamt Görlitz zu wenig neues Personal?

20 Stellen sind derzeit im Görlitzer Landratsamt ausgeschrieben. Was das für die Bürger und die Wartezeiten bedeutet.

Von Matthias Klaus
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Kreisverwaltung des Kreises (hier das Gebäude an der Görlitzer Bahnhofstraße) beschäftigt  etwa 1.800 Mitarbeiter, ca. 20 Stellen sind derzeit unbesetzt.
Die Kreisverwaltung des Kreises (hier das Gebäude an der Görlitzer Bahnhofstraße) beschäftigt etwa 1.800 Mitarbeiter, ca. 20 Stellen sind derzeit unbesetzt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Geht dem Landratsamt das Personal aus? Aktuell werden 20 neue Mitarbeiter gesucht, die Spanne reicht vom Klimamanager über den Arbeitsvermittler bis hin zu einem neuen Amtstierarzt. So steht es im Internetauftritt des Landkreises. Offensichtlich fehlendes Personal im öffentlichen Dienst - was bedeutet das für den Bürger? Müssen wir uns auf längere Wartezeiten einstellen?

Beispiel Führerscheinumtausch: Die Umschreibung des Papierdokuments auf eine Plastikkarte läuft auf vollen Touren. Aktuell sind die Geburtsjahrgänge ab 1971 mit Papierführerscheinen aufgerufen, ihren Führerschein bis zum 19. Januar 2025 umzutauschen und sich rechtzeitig einen Termin bei der zuständigen Behörde zu sichern. Wie schnell geht das? Relativ zügig, wie ein SZ-Test ergibt.

Antrag zum Führerscheinumtausch geht schnell

Bei einer Buchung über das entsprechende Portal des Landratsamtes im Internet am Freitag könnte man in Weißwasser, Zittau und Niesky bereits am Montag mit allen notwendigen Unterlagen im Amt den Umtausch beantragen. Etwas länger, bis Dienstag, müsste man in Löbau warten und in Görlitz sind erst am Mittwoch Termine frei.

"Die Termine variieren je nach Standort und angefragter Dienstleistung", so Kevin Schlei, Sprecher des Landratsamtes. Die freien Stellen, sie wirken sich offensichtlich in diesem Fall zumindest nicht aus. "In einer großen Organisation wie der Landkreisverwaltung, mit mehr als 1.800 Mitarbeitenden, ist es normal, dass es stets offene Vakanzen gibt", so der Landkreissprecher. Ausgeschriebene Stellen würden nicht unmittelbar auf fehlendes Personal hinweisen.

Die Personalplanung des Landkreises Görlitz erfolge mit Weitsicht, dadurch könnten unbesetzte Stellen für einen gewissen Zeitraum kompensiert werden, ohne dass dies Einfluss auf das Service-Level habe. Gut für die Kunden, aber was macht das mit den Mitarbeitern? "Wir kennen Kommunen, in denen mehrere Stellen in der Zulassung nicht besetzt sind. Das führt auf Dauer zu längeren Wartezeiten. Und: Die Zahl der Krankenscheine nimmt zu, dadurch verschärft sich die Situation weiter, die Wartezeiten steigen weiter", sagt Daniel Herold. Er ist Bezirksgeschäftsführer bei der Gewerkschaft Verdi, unter anderem für den Kreis Görlitz zuständig.

Gewerkschaft sieht mehrere Probleme

Unbesetzte Stellen - sie führen zu einer höheren Arbeitsbelastung der verbliebenen Mitarbeiter. "Zudem kommt es zu einer ungleichen Verteilung der Arbeitsbelastung", so Daniel Herold. Vor allem im ländlichen Raum sei das ein Problem. Es bestehe zudem eine Lohnungleichheit zu den größeren Kommunen.

"Generell haben wir es mit zwei Problemen zu tun", sagt der Gewerkschafter. Zum einen das fehlende Personal, das gerade in kleinen Verwaltungen gesucht wird, zum anderen die zuweilen doch prekäre finanzielle Ausstattung der Kommunen, die daraus folgende Eingruppierung der Mitarbeiter.

"Wenn es schon bei einfachen Sachen klemmt, dann wächst der Frust - bei den Beschäftigten und bei den Bürgern", sagt Daniel Herold. Geld sei durchaus vorhanden, es müsse nur dafür gesorgt werden, dass es dort ankommt, wo es gebraucht wird.

Aktuell fehlen im Landratsamt unter anderem ein Amtstierarzt, ein Arzt im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst sowie ein Arzt im sozialmedizinischen Dienst. So steht es in der Liste der freien Stellen des Amtes. Für das ist das aber offensichtlich kein Problem. Es fehlen keine Ärzte, heißt es auf SZ-Nachfrage. Die Bearbeitungszeiten für "Amtshandlungen" durch die Ärzte sollen sogar reduziert werden. Wie das angesichts des fehlenden Personals geschehen soll und warum dann überhaupt Personal gesucht wird, lässt das Landratsamt offen.

Amtsärzte werden gesucht, fehlen aber nicht

Ähnlich optimistisch zeigt sich das Landratsamt Görlitz für das Jobcenter. "Für den Bereich der Arbeitsvermittlung werden Termine in der Regel von den Bearbeitern mit einem Vorlauf von mindestens vier Tagen für die Bürger vereinbart", so Kevin Schlei. Zusätzlich habe jeder Bürger die Möglichkeit, an den Sprechtagen innerhalb der Sprechzeiten ohne vorherige Terminvereinbarung mit seinem Bearbeiter zu sprechen. Dabei könne es dann aber zu Wartezeiten kommen.

"Darüber hinaus kann jeder Bürger bei Bedarf eigenverantwortlich telefonisch einen Termin mit seinem Bearbeiter vereinbaren", so der Kreissprecher. In der Regel erhalte man kurzfristig einen Termin. Aktuell wird im Landratsamt ein Arbeitsvermittler und ein Sachbearbeiter für Bürger unter 25 Jahren gesucht.

Die Gewerkschaft Verdi wiederum bereitet sich schon auf das kommende Jahr vor: Dann steht die nächste Tarifrunde an.