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Blütenexpress fährt, Landskron-Express nicht: Freude in Kromlau, Enttäuschung in Görlitz

Am Sonnabend sollte der Landskron-Express planmäßig fahren und auch der Biergarten öffnen. Der Landeskrone-Pächter verschob das - wegen der Genehmigung. Was die Stadt Görlitz dazu sagt.

Von Sebastian Beutler & Ingo Kramer
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In Kromlau wurde der Start des Blütenexpress gefeiert. Der Görlitzer Landskron-Express startete jedoch noch nicht planmäßig am Wochenende.
In Kromlau wurde der Start des Blütenexpress gefeiert. Der Görlitzer Landskron-Express startete jedoch noch nicht planmäßig am Wochenende. © Sabine Larbig

Die Bahn fuhr gemütlich ihrem Ziel entgegen. Ministerpräsident Michael Kretschmer war genauso gekommen wie Landrat Stephan Meyer. Auch sonst hatte der Ort alles aufgeboten, was für dieses Ereignis wichtig war. Die Freude war groß, eine Parkbahn wird den Tourismus unterstützen.

Kromlau hat am Sonntag etwas erlebt, was auch am Sonnabend in Görlitz hätte stattfinden sollen. Landeskrone-Pächter Stefan Menzel hatte angekündigt, erstmals seinen Landskron-Express vom Obermarkt auf die Görlitzer Landeskrone fahren zu lassen - sofern die städtische Genehmigung vorliegt. Doch am Freitagabend verschob er erneut die Jungfernfahrt, ihm liege keine Genehmigung vor, sagte er. Gegenüber der SZ hatte Pressesprecherin Annegret Oberndorfer bestätigt, dass die Genehmigung am Freitagnachmittag erteilt werden konnte. Was stimmt denn nun?

Auch am Montag blieben beide Seiten bei ihrer Darstellung. "Die M-Resort-GmbH erhielt am Freitagnachmittag den Bescheid zur Befahrung der Landeskrone", sagt Annegret Oberndorfer. Er könne damit ab sofort auf die Landeskrone fahren, aber er müsse nicht. "Mit Herrn Menzel befinden wir uns in einem ständigen Austausch zu seinen Projekten", sagt sie - geht aber auf keinerlei Details ein und verrät auch nicht, welche Auflagen Menzel einhalten muss.

Genehmigung kam am Freitag erst nach Dienstschluss

Genau das verrät auch Menzels Sprecher Dirk Porn nicht. "Wir erhielten die Genehmigung am Freitag um 18.17 Uhr", sagt er. Das sei jedoch bereits nach Dienstschluss der Mitarbeiter und Gewerke gewesen. Somit sei ein kurzfristiger Start des Fahrbetriebes des Landskron-Express nicht mehr realistisch möglich gewesen.

"Als Team und Unternehmen, das die Landeskrone bewirtschaftet, war es eine gemeinsame Entscheidung, den Start im Sinne der noch nicht vorliegenden Genehmigung aufzuschieben", sagt Porn. Im Zuge der erteilten Genehmigung, die natürlich auch mit Auflagen verbunden sei, werde es mit der Stadt Görlitz noch weitere Gespräche geben. "Über den Inhalt können aus rechtlichen Gründen keine Informationen weitergegeben werden", sagt der Sprecher.

Dass Menzel auf seiner Facebook-Seite der Landeskrone zum Start des Landskron-Express etwas anderes schreibt als auf seiner Homepage der Landeskrone, begründet Porn so: "Wo Menschen arbeiten, da werden Fehler gemacht. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Verschiebung konnte noch nicht alles entsprechend aktualisiert werden. Aber wir arbeiten daran." Neuer Starttermin für Biergarten und Landskron-Express sei nun der 24. August.

Durch das Durcheinander vom Freitag konnte der Kontrast zwischen der Freude in Kromlau und der Enttäuschung in Görlitz nicht größer ausfallen. Klar kann immer mal was dazwischen kommen. Erst war es die Bahn, die nicht rechtzeitig fertig wurde. Jetzt sollen es die Behörden sein.

Aber die Erfahrungen mit den Plänen von Stefan Menzel könnten auch einfach dafür sprechen, dass der Unternehmer mitunter einfach viel ankündigt und verspricht, womöglich, weil er zu vieles gleichzeitig mit zu wenigen Mitarbeitern machen will. Deswegen sind seine Zeitangaben stets mit Vorsicht zu genießen.

Beispiel 1: Das SZ-Interview von Anfang November vergangenen Jahres. Damals kündigte er an, die Bikini-Bar zum 31. Januar zu schließen und sie nicht in dem Geschäft Ecke Salomonstraße/Hospitalstraße in größerem Maßstab zu eröffnen. Tatsächlich war die Bikini-Bar dann zwei Monate länger offen und jetzt kündigt er für Januar/Februar die Wiedereröffnung der Bikini-Bar an der Salomonstraße/Hospitalstraße an.

In dem Interview erklärte er ebenso, dass er sein Ausflugsschiff aus dem Berzdorfer See zur neuen Saison herausnehmen und an einem anderen See zum Einsatz bringen wird. Tatsächlich schippert die EMS Berzdorf nach wie vor über den See bei Görlitz. Auch erklärte er damals, die Landeskrone zu schließen und den Gipfel abzuzäunen. Geschlossen hat er den Biergarten zwar, aber abgezäunt wurde der Gipfel nicht. Und jetzt soll der Biergarten sogar größer wieder eröffnet werden. Für Görlitz ist all das kein Nachteil, aber was bedeutet es für die Glaubwürdigkeit des Unternehmers, wenn das Gesagte nur einen kurzen Bestand hat.

Beispiel 2: Bei Radio Lausitz kündigte er im Juni an, dass bald ein Fahrgastboot auf der Neiße zwischen Obermühle und Altstadtbrücke verkehren wird. Im Niederschlesischen Kurier wurde er wenig später damit zitiert, ab Juli werde das Boot fahren. Es ist zwar da, aber fahren tut es auch Mitte August noch nicht.

Angekündigt: Ein Schiff für den Bärwalder See

Beispiel 3: Der Niederschlesische Kurier berichtete in demselben Beitrag, dass Menzel auch "bald die Fahrgastschifffahrt auf dem Bärwalder See betreiben werde". Das war keine Ankündigung, sondern eine Tatsachenbehauptung. Als am Montagabend der Gemeinderat Boxberg über die Vergabe entschied, war Menzel nicht mehr im Rennen.

Wie gesagt, es kann immer mal was dazwischenkommen. Und es ist nicht so, dass Menzels Aktivitäten bei den Menschen nicht auf Gegenliebe stoßen. Das Ausflugsschiff hat nach seinen Angaben im ersten Jahr 40.000 Passagiere gehabt, die Wiedereröffnung des Biergartens auf der Landeskrone würde viele Görlitzer freuen, zumal, wenn sie mit einer Bahn bis zum Gipfel fahren könnten. Die Bikini-Bar war bis zu ihrer Schließung gut besucht und stand vor allem bei Jüngeren hoch im Kurs. Und im Juni startete er zusammen mit Christian Pawelczyk von Christian-Reisen in Wroclaw die "Tour de Wroclaw": Ein Doppeldecker-Bus wie in Görlitz fährt durch die Altstadt von Breslau.

Aber Menzel wäre nicht Menzel, wenn er nicht schon die nächsten Ankündigungen in die Welt gesetzt hätte. Anfang September, so erklärte er im Wochenkurier, soll die Sanierung der Gaststätte auf der Landeskrone zu einem Landskron-Brauhaus beginnen. "Die Eröffnung des Brauhauses ist für November geplant", zitiert die Wochenzeitung Menzel.

Und im Sommer 2025 will er ein dieselbetriebenes Schiff auf den Bautzener Stausee zu Wasser lassen. Aber hier stehen die behördlichen Prüfungen ganz am Anfang. Nach einem Gespräch mit dem Bautzener OB erklärte dessen Sprecher: "Zur Prüfung der Machbarkeit hat Stefan Menzel die im Nachgang erbetenen Unterlagen zu seinem Vorhaben geliefert. Auf deren Grundlage wird von den zuständigen Stellen nun die Realisierbarkeit seines Vorhabens beurteilt."

Es bleibt also spannend. Zunächst einmal an der Landeskrone.