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Jugendarbeit: Görlitzer Esta-Verein und Ca-Tee-Drale zittern um Finanzierung

Wird in der Jugendarbeit weiter gekürzt, muss die evangelische Stadtjugendarbeit 2025 alle Angebote im Jugendhaus Wartburg zurückziehen. Auch für die Ca-Tee-Drale kann es eng werden.

Von Marc Hörcher
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Christian Hüther, Geschäftsführer des Esta-Vereins, im Garten der Wartburg Görlitz
Christian Hüther, Geschäftsführer des Esta-Vereins, im Garten der Wartburg Görlitz © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Anfang Juli durfte wieder gekraxelt werden. Mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen war der Verein „Ca-Tee-Drale e. V.“ in den Königshainer Bergen unterwegs zu der „wahrscheinlich letzten Kletterfreizeit unseres Vereins“. Das teilten die Akteure selbst Mitte Juli auf ihrer eigenen Facebook-Seite mit. „Wir sind in der Prioritätsliste (im Jugendhilfeausschuss, Anm. d. Red.) nach unten gerutscht und demzufolge aus der Förderung für 2025 rausgefallen“, machte der Verein, der in der offenen Kinder- und Jugendarbeit tätig ist und das Jugendhaus an der Christoph-Lüders-Straße unterhält, öffentlich.

Die „Ca-Tee-Drale“ ist kein Einzelfall, bei vielen Anbietern in der Jugendarbeit im Kreis Görlitz ist die Situation derzeit ähnlich ungewiss. Zwar handelt es sich um eine Pflichtaufgabe der Kommunen, doch in Zeiten des Haushaltslochs wird deren Finanzierung zur Herausforderung - das ist nichts Neues, die entsprechende Zitterpartie für die Akteure gab es bereits in den vergangenen Jahren.

Endgültige Sicherheit, ob sie den Zuschuss bekommen, erhalten alle Organisationen erst mit Beschluss des Kreis-Haushaltes - und das wird noch dauern. Im Juni hat der Jugendhilfeausschuss aber schon mal die Angebote priorisiert - und hier landet die „Ca-Tee-Drale“ in ihrem Teilplan im hinteren Bereich auf Platz sieben von acht. Damit sitzt sie zwischen der evangelischen Stadtjugendarbeit (esta-Verein) mit Angeboten im Haus Wartburg (Platz sechs) und einem Projekt der Kultur- und Weiterbildungsgesellschaft im Mehrgenerationenhaus Görlitz (Platz acht). Für die letzteren beiden Projekte fiel die Förderung bereits für das Jahr 2024 hinten rüber - einfach, weil das Geld nicht reichte. Für das Jahr 2025 waren es insgesamt 30 Initiativen, die Anträge für die Jugendhilfe-Gelder beim Landratsamt einreichten. Über den Jugendhilfeausschuss stehen insgesamt drei Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Die Gelder kommen als Jugendpauschale zu einem knappen Drittel vom Freistaat, mehr als zwei Millionen Euro gibt der Landkreis dazu.

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Wenn die Förderung über den Jugendhilfeausschuss nicht klappt, gäbe es noch die Möglichkeit, dass der Kreis noch einmal Unterstützung vom Freistaat erhält - für eine Übergangslösung in der Jugendhilfe. Vereinfacht gesagt wäre das eine Verlängerung des bestehenden Haushalts. SZ-Informationen zufolge gibt es für den entsprechenden Förderantrag aber bislang keine positiven Signale.

Was würde es für die betroffenen Vereine bedeuten, wenn deren Förderung auch 2025 wegfiele? Der Esta-Verein könnte seine seit Jahren bestehenden Angebote im Jugendhaus Wartburg und Teile seiner mobilen Jugendarbeit dann nicht weiter fortsetzen, sagt Esta-Geschäftsführer Christian Hüther. „Bereits in den vergangenen Jahren haben wir gemerkt, dass es schwierig ist, diese Arbeit mit weniger Personal und weniger Stunden aufrechtzuerhalten“, sagt er. 2023 habe der Esta-Verein „weniger als die Hälfte“ der damals beantragten Fördersumme erhalten. 2024 fiel die Förderung dann komplett weg - doch da habe es noch geklappt, das Angebot durch Einsparungen beim Personal sowie durch Spenden aufzufangen. Zwar arbeiten beim Esta haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter gleichberechtigt zusammen, doch ganz ohne die Hauptberuflichen funktioniert es eben nicht.

Andere Angebote des Esta stehen nicht auf der Kippe. Dazu gehören verschiedene Jugendgruppen-Angebote in den Kirchengemeinden Friedersdorf und Gersdorf und im Ebersbacher Pfarrhaus. Auch den Lebenshof im Görlitzer Ortsteil Ludwigsdorf unterstützt der Verein.

Außenansicht des Jugendhauses Ca-Tee-Drale an der Christoph-Lüders-Straße 47 in Görlitz. Das Haus gehört seit einigen Jahren dem Verein.
Außenansicht des Jugendhauses Ca-Tee-Drale an der Christoph-Lüders-Straße 47 in Görlitz. Das Haus gehört seit einigen Jahren dem Verein. © Martin Schneider

Hüther hat Verständnis für die finanzielle Situation des Landkreises, wünscht sich aber selbstverständlich ebenfalls Gewissheit darüber, wie es für sie 2025 finanziell weitergeht. Andere Vereine mussten aufgrund der Unsicherheiten ihren Mitarbeitern schon zum Ende des Jahres zu kündigen. Diesen Schritt hat etwa der Jugendring Oberlausitz bereits vor einigen Wochen gehen müssen - nicht zum ersten Mal. Aus Hüthers Sicht verständlich. Nicht zuletzt üben die Vereine damit auch einen gewissen Druck auf den Landkreis aus. Für den Esta komme ein solches Vorgehen aber nicht infrage, mit eventuell nötigen Kündigungen wolle man „warten, bis wir den Bescheid für 2025 haben“.

Ca-Tee-Drale hofft auf Anhörung beim Jugendamt

Und wie steht es nun um die Zukunft der „Ca-Tee-Drale“? Fragt man den Vereinsvorsitzenden Edwin Schneider danach, hält sich dieser zurück. Erst im November habe er zu diesem Thema einen Termin beim Jugendamt. Diese Anhörung wolle er abwarten, vorher äußere er sich dazu nicht öffentlich, sagt er dieser Zeitung.

Der Verein „Ca-Tee-Drale e. V.“ ist seit rund 32 Jahren in der Jugendarbeit tätig. Vor zwei Jahren gab es angesichts des damals runden Geburtstags für Edwin Schneider und den Leiter des Hauses Enrico Deege noch Grund, in Erinnerungen zu schwelgen und auf die Anfänge der Jugendsozialarbeit in der Stadt zurückzublicken. Die "Ca-Tee-Drale", welche in ihrer Anfangszeit mit zu den ersten Angeboten dieser Art in Görlitz gehörte, unterstützt Jugendliche neben den Kletterfreizeiten mit weiteren Angeboten wie Café, einem Kletterschacht im Haus, das dem Verein gehört, und einer sozialen Fahrradwerkstatt und ist seit Jahren ein fester Akteur in der Jugendhilfe. Neben zahlreichen ehrenamtlichen Helfern sind derzeit drei hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt.