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Warten auf Treff mit einer 94-jährigen Görlitzer Jüdin aus Brasilien

Die zweite jüdische Gedenkwoche beginnt. Nachdem Schüler den Jüdischen Friedhof gepflegt haben, treffen sie eine der letzten aus Görlitz geflohenen Jüdinnen.

Von Ines Eifler
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31 Schüler waren auf dem Jüdischen Friedhof im Einsatz. Sie begleiten die zweite von Lauren Leiderman (l.) initiierte jüdische Gedenkwoche. Rafal Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec, war mit vor Ort.
31 Schüler waren auf dem Jüdischen Friedhof im Einsatz. Sie begleiten die zweite von Lauren Leiderman (l.) initiierte jüdische Gedenkwoche. Rafal Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec, war mit vor Ort. © Matthias Wehnert

Zum zweiten Mal hat die in Görlitz lebende US-Amerikanerin Lauren Leiderman eine jüdische Gedenkwoche organisiert – mit 50 bis 60 jüdischen Gästen aus der ganzen Welt, mit der Verlegung weiterer Stolpersteine, mit Konzerten, einem Film, einer Führung über den jüdischen Friedhof und zahlreichen Begegnungen.

Wie bereits 2021 kommen Nachfahren von Görlitzer Juden, die rechtzeitig aus Nazi-Deutschland fliehen konnten, in die Heimatstadt ihrer Familien. Haben 2021 Kinder, Enkel und Urenkel früherer Görlitzer vom Schicksal ihrer Angehörigen erzählt, ist diesmal eine 94-jährige Frau dabei, die noch selbst von ihrer Kindheit in Görlitz erzählen kann.

Durch Ahnenforschung zur Verwandtschaft

Renate Muhr Legeani wurde 1929 in Görlitz geboren und wuchs als Tochter des Kaufmanns Johannes Muhr in einer herrschaftlichen Wohnung in der Moltkestraße 44 auf.

Im vergangenen Jahre erzählten im Kulturforum Görlitzer Synagoge Sabine und Laura Landsberger aus Berlin, wie sie durch Ahnenforschung herausfanden, dass sie vom jüdischen Religionsreformer Abraham Muhr (1781 bis 1847) abstammen und mit der in Brasilien lebenden Renate Muhr aus Görlitz verwandt sind. Lauren Leiderman hat es nun mit der Unterstützung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft geschafft, dass Renate Muhr selbst nach Görlitz kommt.

Bei der Gedenkwoche 2021 berichteten Sabine (r.) und Laura (4. v. r.) Landsberger von ihrer Verwandtschaft mit Renate Muhr aus Görlitz, die diesmal 94-jährig zur Gedenkwoche kommt.
Bei der Gedenkwoche 2021 berichteten Sabine (r.) und Laura (4. v. r.) Landsberger von ihrer Verwandtschaft mit Renate Muhr aus Görlitz, die diesmal 94-jährig zur Gedenkwoche kommt. © Martin Schneider

Am Montag werden die Stadtoberhäupter der Europastadt Octavian Ursu und Rafal Gronicz im Kreis geladener Gäste die 94-Jährige im Kulturforum Görlitzer Synagoge begrüßen, am Freitag kommen 250 Schüler an den gleichen Ort, um Renate Muhr zu treffen.

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Zur ersten öffentliche Veranstaltung lädt Lauren Leiderman am Dienstag, dem 20. Juni, ein. Um 19 Uhr beginnt im Kulturforum ein Podiumsgespräch, in dem drei Nachfahren jüdischer Görlitzer vom Ankommen ihrer Verwandten in Argentinien, Australien und den USA erzählen.

Stolpersteinverlegung in der Görlitzer Innenstadt

Am Mittwoch wird im Literaturhaus Alte Synagoge um 19 Uhr ein Film über Lebenswege deutscher Juden in der DDR gezeigt. Am 22. Juni verlegt Gunter Demnig Stolpersteine für die Familien Loewy, Rauch, Wallach, Feldmann, Fränkel, Nürnberger und Schalscha vorwiegend in Straßen rund um den Wilhelmsplatz. Abends erklingt dann ein Konzert nach einem Programm des "Jüdischen Jugendbunds Görlitz" von 1928 im Messiaen-Zentrum in Zgorzelec.

Den Jüdischen Friedhof, den Anfang Juni über 30 Schüler aus Görlitz/Zgorzelec, Löbau, Neuzelle und den USA gereinigt haben, lernen die Gäste am Sonntag kennen. An diesem Tag endet die Woche mit dem Synagogenfest ab 15 Uhr, zu dem der Förderverein Görlitzer Synagoge unter anderem die jüdisch-norwegische Sängerin Bente Kahan eingeladen hat.

Programm: jrwgoerlitz.com