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Görlitzer Großvermieter sichert sich riesiges Grundstück am Berzdorfer See

Kommwohnen hat ein Industrieareal bei Tauchritz erworben. Welche Pläne verfolgt die städtische Gesellschaft damit?

Von Ingo Kramer
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Kommwohnen hat oberhalb des Berzdorfer Sees die vier Hallen bei Tauchritz gekauft, die im Vordergrund zu sehen sind.
Kommwohnen hat oberhalb des Berzdorfer Sees die vier Hallen bei Tauchritz gekauft, die im Vordergrund zu sehen sind. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Das Grundstück oberhalb des Berzdorfer Sees bei Tauchritz ist rund 30.000 Quadratmeter groß. Das entspricht vier Fußballfeldern. Knapp die Hälfte davon ist bebaut mit vier Industriehallen. Sie gehörten früher zu den Tagesanlagen des Tagebaus Berzdorf und waren Werkstatthallen mit dazwischenliegenden Kranbahnen. Die Hauptwerkstatt befand sich zum Beispiel dort. Zuletzt gehörten die Gebäude einer Firma, die bis vor Kurzem auch noch darin gearbeitet hat. Zudem wurden die Hallen als Unterstellmöglichkeiten für Boote, Trailer und Wohnmobile genutzt.

Doch nun hat der Görlitzer Großvermieter Kommwohnen Grundstück und Hallen gekauft. Das bestätigt Arne Myckert, Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaft. Warum? „Wir haben festgestellt, dass die Hallen zum Verkauf ausgeschrieben sind“, sagt Myckert. Daraufhin habe Kommwohnen einerseits überlegt, ob ein Kauf sinnvoll sein könnte, weil es Nutzungsideen gibt. Und zum anderen stand die Frage, ob Kommwohnen es vielleicht später bedauern würde, das Grundstück jetzt nicht gekauft zu haben.

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Nachdem beide Fragen mit „ja“ beantwortet waren, griff das Unternehmen zu. Ein Schnäppchen sei das nicht gewesen, aber auch nicht überteuert. Stattdessen spricht Myckert von einem „angemessenen Preis“. Die Hallen seien in einem recht guten baulichen Zustand. Bisher gebe es keinen Bedarf, irgendetwas dringend zu reparieren. Aber natürlich müsse regelmäßig geprüft werden, ob sich Einregenstellen bilden. Allerdings: Keines der Nachbargrundstücke gehört Kommwohnen. Die Firma hat sich also an dieser Stelle nicht erweitert, sondern ein solitäres Grundstück erworben. Das muss aber nichts heißen, sagt Myckert. Vielleicht stehe ja später auch mal ein Nachbargrundstück zum Verkauf – und es gebe dort eine Nutzungsidee.

Doch was hat Kommwohnen nun konkret mit den Hallen vor? „Wir prüfen gerade, welche Konzepte wir umsetzen können“, sagt Myckert. Er denkt an den Tourismus am Berzdorfer See. Die wohl am schnellsten umsetzbare Idee: Die Hallen könnten als Winterlager für Boote vom Hafen und dem Segelstützpunkt an der Blauen Lagune genutzt werden. Erste Anfragen dafür haben Kommwohnen schon erreicht.

Ausflugsschiff stand jahrelang hier

Diese Nutzung gab es schon früher. Das Ausflugsschiff des Unternehmers Stefan Gläsel beispielsweise stand jahrelang in einer der Hallen, bevor es im vorigen Jahr ins Wasser gelassen wurde. Kommwohnen hat die Hallen aber komplett leer – also ohne solche Einmietungen – gekauft. „Der vorherige Eigentümer hat alle Nutzungsverträge gekündigt“, sagt Myckert.

Ob künftig wieder Boote im Inneren parken können, wird bei Kommwohnen derzeit geprüft. Beim Unterstellen von Fahrzeugen von Mietern sei ein gewisser Sicherheitsstandard wichtig. Dazu müssten zuerst Vorkehrungen getroffen werden. Myckert geht davon aus, dass das bis zum Saisonende geklärt ist. Geht die Prüfung positiv aus, dann könnten die Boote schon in diesem Winter in den Hallen untergestellt werden. „Das geht aber nur ohne Haftung“, sagt Myckert: „Eine 24-Stunden-Überwachung der Hallen gab es bisher nicht und wird es auch künftig nicht geben.“

Eine zweite Idee von Kommwohnen: Die Hallen könnten als Werkhallen genutzt werden für die Montage von Ferienbungalows für den Berzdorfer See. „Es gibt dort große Kräne, die auch noch funktionieren“, sagt Myckert. Eine dritte Idee zielt eher in eine langfristige Richtung: Falls Familien zur Hauptzielgruppe am See werden, könnte in den Hallen vielleicht auch ein Indoor-Spielplatz das touristische Angebot erweitern. „Es würden alle davon profitieren, wenn es am See mehr Vielfalt gäbe – auch das Hotel Insel der Sinne, das Gut am See und der Campingplatz an der Blauen Lagune“, sagt Myckert.

Aber entschieden sei noch nichts von alledem. Genauso wenig wie die Frage, ob die großen Dächer für Photovoltaik genutzt werden könnten. Kommwohnen hat da auch überhaupt keinen Zeitdruck. Einzig die Prüfung, ob die Hallen als Winterlager für Boote infrage kommen, soll schnell erledigt werden: „Alles andere wird sich nicht kurzfristig umsetzen lassen.“