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Hitzetest für Deutschlands Städte: So schneidet Görlitz ab

Die Deutsche Umwelthilfe hat erstmals einen Hitze-Check für Städte mit 50.000 Einwohnern erstellt. Aus Sachsen sind sechs Städte dabei, darunter Görlitz.

Von Matthias Klaus
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Der Stadtpark in Görlitz: Hier findet man ein schattiges Plätzchen.
Der Stadtpark in Görlitz: Hier findet man ein schattiges Plätzchen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Zu viele versiegelte Flächen, zu wenig kühlendes Grün in vielen Städten in der Republik - so fasst die Deutsche Umwelthilfe (DHU) eine Studie zusammen, die sie jetzt veröffentlicht hat. 190 Städte in Deutschland mit mehr als 50.000 Einwohnern wurden erstmals einem Hitze-Check unterzogen. Demnach schützt ein Großteil der Städte ihre Einwohner nicht ausreichend vor extrem hohen Temperaturen. Analysiert wurde mithilfe von Luftbildern.

Für Sachsen wurden sechs Städte unter die Lupe genommen, darunter Görlitz. Und die Stadt an der Neiße schlägt sich gut: Sie ist laut Studie die zum einen grünste Stadt im Freistaat, zum anderen weist sie eine vergleichsweise niedrige Versiegelung von Flächen auf. Damit lässt Görlitz Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau und Plauen hinter sich. Leipzig schneidet in Sachsen am schlechtesten ab.

Görlitz ist Sachsens grünste Stadt

Görlitz landet im deutschlandweiten Vergleich auf Platz 160 von 190. Die Umwelthilfe errechnete für die Stadt eine Versiegelung von 38,3 Prozent und im Schnitt einen Grünanteil von 2,34 Kubikmeter pro Quadratmeter Fläche.

Kann die Stadt nach so einem Ergebnis überhaupt noch etwas verbessern? "Natürlich gibt es immer noch Optionen", sagt Sebastian Wippel, Fraktionsvorsitzender AfD im Stadtrat. Aber Görlitz verfüge tatsächlich schon über viele Grünflächen und Windschneisen. "Man könnte bestimmte Stellen noch mehr beschatten, vielleicht Bänke aufstellen", sagt Sebastian Wippel. Er sehe allerdings "keinen Grund zur Panik und zu unüberlegten Handlungen", sagt er mit Blick auf den Hitze-Check.

Mike Altmann, Fraktionschef von Motor Görlitz/Bündnisgrüne hat einen konkreten Vorschlag für einen Ort, der grüner werden könnte: den Obermarkt. "Dort ist sicherlich noch etwas zu machen", sagt er. Die Stadt müsse resistente Bäume finden, die der Hitze gewachsen seien. Zudem könnten auf dem Obermarkt Grünflächen angelegt werden. "Jedenfalls nach und nach", so Mike Altmann.

Obermarkt ist ein Diskussionspunkt

Zudem gehe es darum, Bestehendes zu erhalten und bei Sanierungen und Neubauten schon von vornherein ans Grün zu denken, so der Fraktionschef.

Ähnlich sieht es Karsten Günther-Töpert. Er ist Fraktionsvorsitzender der Bürger für Görlitz im Stadtrat. Auch ihm fällt bei zusätzlichem Grün zuerst der Obermarkt ein - vor allem als Standort für Bäume. "Zudem sollte man Luftschleusen, die in die Stadt führen, entsiegeln und begrünen", sagt er. Damit könne verhindert werden, dass vorgeheizte Luft ins Zentrum geleitet wird.

Einfach nur Bäume hinstellen reicht nicht, findet Christiane Schulz, Fraktionschefin der CDU. "Einen Baum pflanzen ist das eine. Aber man muss auch an die spätere Pflege denken", sagt sie. Vor allem komme es auf resistente Gehölze an, gerade dann, wenn kein spezielles Bewässerungssystem vor Ort verfügbar ist.

Resistente Bäume gefragt

Wie das mit der Bewässerung funktionieren könnte, zeigt sich derzeit am Elisabethplatz. Am Marienplatz gibt es zwei zehn Kubikmeter große Zisternen, eine weitere am Übergang zum unteren Elisabethplatz. Alle drei sollen später für die Bewässerung der 46 Bäume sorgen, die nach historischem Vorbild auf dem Platz gepflanzt werden: Zwei Reihen Rosskastanien in der Mitte, zwei Reihen Linden an den Außenseiten des Platzes.

Besonders schlecht schneiden in der Studie der Deutschen Umwelthilfe übrigens Städte im Westen der Republik ab: Ludwigshafen am Rhein, Heilbronn, Regensburg, Worms, Mainz und Ludwigsburg. Sie seien besonders stark versiegelt und weisen wenig Grün auf. Auf der anderen Seite sind Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena die grünsten Städte im Land.

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, formuliert es so: "Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen." Sie fordert die Bundesregierung auf, "wirksame Maßnahmen" zu ergreifen.