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Görlitzer Wurstmanufaktur Hein bringt "Echte Görlitzer" Wurst in Einkaufsmärkte

Das Unternehmen beliefert einen Großteil der deutschen Tankstellen mit Salami und Schinken. Doch das sehen die Kunden nicht. Zumindest in Görlitz ändert sich das jetzt.

Von Sebastian Beutler
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Claus Hein an der Wurst-Frischetheke bei Kaufland in Weinhübel mit seiner neuen Markenlinie "Echte Görlitzer".
Claus Hein an der Wurst-Frischetheke bei Kaufland in Weinhübel mit seiner neuen Markenlinie "Echte Görlitzer". © Martin Schneider

Es kann gut sein, dass Sie schon herzhaft in ein Brötchen mit Salami oder Schinken von der Wurstmanufaktur Hein aus Görlitz gebissen haben. Das Unternehmen beliefert einen großen Teil der Tankstellen-Bistros, Tank & Rast und Aral- und Total-Tankstellen mit Salami und Schinken, der Mutterbetrieb aus Hasbergen (Niedersachsen) steuert Kochschinken und Frikadellen zu.

Doch taucht der Name Hein an den Tankstellen nirgends auf. Als mittelständischer Betrieb liefert Hein die Ware, gelabelt wird sie schließlich von anderen. Anders ist das im Ausland, wo der internationale Vertrieb auch unter Wurstwaren Dieter Hein läuft, in Italien, Portugal, Spanien oder Skandinavien sind die Produkte zu finden - der Export macht ein Drittel des Gesamtumsatzes von Hein aus. In Deutschland produziert Hein auch für die Eigenmarken von Rewe und Edeka. In Görlitz ist es ein reiner Produktionsbetrieb mit rund 23 Mitarbeitern. Die gesamte Unternehmensgruppe hat gut 300 Angestellte.

Doch ist der Wettbewerb hart. Zwar sind die Bestellmengen ausreichend, aber die Preis-Spielräume eng. Zumal Hein weder mit den ganz Großen der Branche mithalten kann noch will. Claus Hein, der seit 2015 in Görlitz lebt, beschreibt die Rolle seines Betriebs so: "Wir wollen ein mittelständisches Unternehmen bleiben, das flexibel als Dienstleister auftritt, neue Produkte entwickelt und eine hohe Qualität absichert. Daraus ziehen wir unsere Daseinsberechtigung gegenüber den Konkurrenten".

So sieht es nun in der Auslage im Kaufland-Markt in Görlitz-Weinhübel mit den Salami- und Schinkenangeboten der Wurstmanufaktur Hein aus.
So sieht es nun in der Auslage im Kaufland-Markt in Görlitz-Weinhübel mit den Salami- und Schinkenangeboten der Wurstmanufaktur Hein aus. © Martin Schneider

Auf der anderen Seite muss auch Hein auf den Bio-Hype reagieren. Angesichts der angebotenen Mengen von Bio-Wurstwaren in den Supermärkten und Discountern, ist Hein überzeugt, dass ein Großteil des Fleisches nicht aus Deutschland kommt, weil hier gar nicht so viel Bio-Fleisch produziert wird. Importe gleichen die Lücke aus, die können zwar Bio sein, aber legen weite Strecken zurück, bevor sie beim Kunden landen.

Dagegen setzt Hein nun die neue Marke "Echte Görlitzer", die seit einigen Monaten europaweit geschützt ist. Zunächst gibt es Schinken und Salami unter dieser Marke in den Görlitzer Kaufland-Märkten, Edeka soll im Herbst folgen. Bratwürste, die bislang unter Hein in den Marktkauf-Regalen in Görlitz lagen, werden jetzt ebenso Zug um Zug umgelabelt auf "Echte Görlitzer". Trotz des Sommers und der Hitze, in denen der Absatz von Wurstwaren erfahrungsgemäß niedriger ist als im Herbst oder Winter, seien die ersten Verkaufstage ermutigend gewesen, sagt Hein.

Sein Unternehmen bezieht sein Fleisch zu 100 Prozent aus Deutschland. Der Großteil werde in Sachsen zerlegt und fast täglich aus Leipzig angeliefert. Weitere Lieferanten kämen aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.

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Hein verwirklicht damit jetzt eine Absicht, die er schon hegte, als er 2015 nach Görlitz kam. Doch andere Prioritäten verhinderten eine schnelle Umsetzung seiner Pläne. Er knüpft mit dem neuen Markennamen auch an die Tradition der Wurstmanufaktur an. Denn Fleischermeister Georg Hein gründete hier seinen Betrieb in den 1930er Jahren, war später an der Moltkestraße zu finden und ging dann mit der Familie nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westen, wo Sohn Dieter Hein 1961 in Osnabrück ein kleines Geschäft gründete.

Seit 1996 produziert Hein wieder in Görlitz, musste seine Pläne für den Standort im Gewerbe- und Industriegebiet Ebersbach aber bereits mehrfach ändern. So gibt es jetzt nur noch zur Weihnachtszeit mit den Weihnachtsbratwürsten einen Werksverkauf in der Stadt. Überlegungen den Standort auszubauen, vier Millionen in das Schneiden und Verpacken der Wurst zu investieren, wurden zurückgestellt. Die Branche macht schwierige Zeiten durch. Dennoch lanciert Claus Hein gerade jetzt seine neue Markenstrategie. Der erfahrene Vertriebs- und Marketingprofi ist sich sicher, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Die Leute wollen schließlich wissen, woher das Essen kommt, das sie kaufen.