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Görlitzer CDU bleibt unter Frauen-Führung

Nach dem plötzlichen Wegzug von Sylke Jennewein stellte sich bei der Görlitzer CDU die Frage, wer führt die Partei ins Super-Wahljahr 2024. Die Mitglieder hatten die Wahl.

Von Sebastian Beutler
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Christiane Schulz ist die neue Vorsitzende der Görlitzer CDU. Am Tag der nach der Wahl stellte sie sich dem Fotografen im Görlitzer Birkenwäldchen.
Christiane Schulz ist die neue Vorsitzende der Görlitzer CDU. Am Tag der nach der Wahl stellte sie sich dem Fotografen im Görlitzer Birkenwäldchen. © Martin Schneider

Spannung wie selten lag über der Vorsitzenden-Wahl bei der Görlitzer CDU am Donnerstagabend. Seit Sylke Jennewein als Vorsitzende zurückgetreten war, da sie Görlitz in Richtung Hannover verlassen wird, war es in der Union bei der Nachfolge so lebendig zugegangen wie seit Jahren nicht mehr.

Am Ende bewarben sich zwei Kandidaten um den Vorsitz: Martin Kulke, 39 Jahre, schon Vize-Vorsitzender der CDU, beruflich an der Polizeihochschule in Rothenburg in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Viele kennen ihn noch aus seiner jahrelangen Tätigkeit beim SAEK-Ausbildungskanal. Und Christiane Schulz, 46 Jahre, Mitglied im Stadt- wie Kreisvorstand der CDU, beruflich als Qualitätsmanagerin bei Sysmex Partec tätig.

Doch sie warteten nicht einfach den Donnerstag ab, sondern schickten den rund 150 Mitgliedern jeweils Briefe, in denen sie sich selbst als auch ihre politischen Anliegen vorstellten. Und mobilisierten damit die Mitglieder so stark, dass 54 von ihnen schließlich an der Abstimmung teilnahmen.

Martin Kulke wollte CDU-Vorsitzender in Görlitz werden. Doch er unterlag in der entscheidenden Abstimmung, bleibt aber Vize-Vorsitzender der Union in der Stadt.
Martin Kulke wollte CDU-Vorsitzender in Görlitz werden. Doch er unterlag in der entscheidenden Abstimmung, bleibt aber Vize-Vorsitzender der Union in der Stadt. © privat

Am Ende fiel die Entscheidung eindeutig aus. Mit 36 Stimmen gewann Christiane Schulz die Wahl, Martin Kulke erhielt 18. Versöhnlich endete der Abend aber auch für ihn: Bei der Stellvertreterwahl trat er als einziger Bewerber anschließend an und wurde mit 44 Stimmen gewählt. Beide erklärten am Tag nach der Wahl gegenüber der SZ, dass sie gemeinsam gut zusammenarbeiten werden und dass der Bewerbungsprozess sowie die Abstimmung selbst keine gegenseitigen Blessuren hinterlassen haben.

Christiane Schulz hat eine rasante Karriere in der CDU hingelegt. 2019 beigetreten, ist sie auch schon Vorsitzende der Frauen-Union im Kreis. Doch ihre Ambitionen sind über die CDU hinaus gerichtet. Die Rauschwalderin ist im Bürgerrat ihres Stadtteils aktiv und wirkt als ehrenamtliche Prüferin der IHK sowie im Präsidium des Sächsischen Jugendherbergswerk mit, früher war die Katholikin auch bei der Malteser Jugend aktiv. Zuletzt wurde sie in den Aufsichtsrat des "Lausitz-Festivals" gewählt. Und sie liebt nach eigenen Angaben Wahlkampf, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sie für die CDU zu gewinnen.

Das Argument wog schwer. Denn die CDU hat als Ziel ausgegeben, stärkste Kraft sowohl bei der Stadtrats- als auch der Kreistagswahl 2024 zu werden. Eine große Aufgabe, denn diesen Rang hatte sie bei den letzten Wahlen vor fünf Jahren an die AfD verloren. Im Herbst 2024 folgt dann noch die Landtagswahl, bei der die CDU nach den Worten von Kreisvorsitzenden Florian Oest alle vier Direktmandate im Kreis gewinnen und damit die AfD in die Schranken weisen will.

Inhaltlich liegt Christiane Schulz auf einer politischen Wellenlänge mit Oberbürgermeister Octavian Ursu. Dass sie künftig auch die verschiedenen Gruppen in der CDU integrieren muss, zeigte ein Beitrag von Anselm Hofmann, der bislang dem Vorstand angehörte und 2019 schon mal für den Stadtrat kandidiert hatte. Er wünscht sich von der CDU, stärker auf die wert-konservativen Wurzeln der Partei zu achten und nicht nur anschlussfähig in Richtung linkes Politikspektrum zu sein.

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Stärker mit Themen in die Öffentlichkeit will Christiane Schulz nun drängen, das Gespräch zwischen den Mitgliedern beleben mithilfe von Stammtisch-Formaten und auch verstärkt zu Veranstaltungen einladen. Schon bislang war sie für die Informationen der CDU in den sozialen Netzwerken zuständig. Ende Juni beispielsweise treffen sich auf Einladung der CDU der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein und DZA-Gründungsdirektor Günter Hasinger in der Görlitzer Synagoge, um über Glauben und Wissenschaft gemeinsam nachzudenken.

Programm und Liste für die Görlitzer Stadtratswahl sind nun die wichtigste Aufgabe für den zehnköpfigen Vorstand um Christiane Schulz. Dass sie selbst antreten wird, bestätigte sie der SZ. Es wäre das zweite Mal nach 2019. Damals war sie für die Wähler noch zu unbekannt.