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Görlitzer bringen doch noch mal Spenden in die Ukraine

Eigentlich wollten die Helfer um Enrico Deege eine Pause einlegen. Doch nun machen sie sich nochmals auf den Weg.

Von Susanne Sodan
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Enrico Deege hat den siebenten Görlitzer Hilfstransport organisiert. Obwohl viele Helfer eine Pause brauchen.
Enrico Deege hat den siebenten Görlitzer Hilfstransport organisiert. Obwohl viele Helfer eine Pause brauchen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Am Dienstag fährt ein Ehepaar, das zu den ehrenamtlichen Helfern in Görlitz zählt, zur ukrainisch-polnischen Grenze, um Verbandsmaterialien und andere Spenden zu bringen. Das Ehepaar gehört zu dem Helferkreis um Enrico Deege, der das Jugendhaus Ca-Tee-Drale in Görlitz leitet. Dieses hat seit 30 Jahren Beziehungen zur Ukraine, vor allem zu Vereinen und der Verwaltung in Ternopil. "Wir haben aus Ternopil noch mal eine Liste mit Bitten erhalten", erzählt Enrico Deege.

Zivilschutz braucht Sprit

Dazu zählen zum Beispiel Verbandsmaterial und Unterwäsche, außerdem 20 Kanister mit Diesel. Diese sind für den Zivilschutz in Ternopil, der unter anderem hilft, ältere Personen in ländlichen Bereichen zu versorgen. "Das Problem ist, dass derzeit nur 20 Liter Kraftstoff an Privatpersonen abgegeben wird." Doch für die Versorgungsfahrten des Zivilschutzes braucht es mehr.

Für das Krankenhaus Ternopil haben die Görlitzer Lebensmittel-Konserven eingekauft, zur Patientenversorgung. Es sei nicht unüblich in der Ukraine, dass Krankenhaus-Patienten in erster Linie von ihren Angehörigen mit Lebensmitteln versorgt werden, schildert Deege. "Bei 90 Prozent der Patienten in Ternopil handelt es sich inzwischen um Kriegsverwundete", erzählt Deege. "Sie kommen aus der ganzen Ukraine." Eine Versorgung durch die Angehörigen sei dadurch kaum möglich.

Schmerzhafte Bitten aus der Ukraine

Für die Feuerwehr von Ternopil hat die Ca-Tee-Drale ein Metallsuchgerät und eine Wärmebildkamera besorgt. Ersteres, um Gelände vor Einsätzen besser auf Munition prüfen zu können. Zweites, um im Einsatz in brennenden oder verrauchten Gebäuden Personen ausmachen zu können.

Bislang haben die Helfer von der Ca-Tee-Drale sechs Hilfstransporte in die Ukraine gefahren. Unterstützung erhielten sie dabei von zahlreichen Görlitzer Privatpersonen und Firmen: Über die Crowdfunding-Plattform der Stadtwerke, "Görlitz Crowd" gingen für die Ukraine-Hilfe fast 29.000 Euro ein, direkt an die Ca-Tee-Drale spendeten Görlitzer rund 10.000 Euro. Ein Großteil des Geldes nutzen die Helfer für Medikamente und Verbandsmaterial, Lebensmittel, Schutzausrüstung, die Transportkosten bis hin zu Leichensäcken und Gasmasken unter anderem für das Krankenhaus Ternopil, den Zivilschutz und die Feuerwehr, aber auch für Institutionen in anderen Städten. Die Leichensäcke etwa gab die Ternopiler Feuerwehr letztlich an Kiew weiter.

Vor etwa drei Wochen ging der vorerst letzte Görlitzer Transport in die Ukraine. Das Lager mit den Spenden, die nach Bedarf gesammelt und gekauft wurden, war leer. Neue Bitten aus Ternopil, Deege arbeitete vor allem mit dem stellvertretenden Bürgermeister zusammen, waren nicht eingegangen. Wartestellung in der westukrainischen Stadt. Zum anderen, erklärte Deege im SZ-Gespräch, brauchten auch viele Helfer in Görlitz eine Pause, weil sie an ihre Grenzen gelangt waren.