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"Basta!" holt zum 30. die Punks von früher nach Görlitz

Das Jugendkulturzentrum ist inzwischen älter als viele seiner Gäste. Zum langen Geburtstagswochenende haben sich auch einige der früheren Hausbesetzer angemeldet.

Von Ines Eifler
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Benjamin Schubert, ehrenamtlicher Vorsitzender des „Basta!“ im Hof des 1994 gegründeten Jugendkulturzentrums.
Benjamin Schubert, ehrenamtlicher Vorsitzender des „Basta!“ im Hof des 1994 gegründeten Jugendkulturzentrums. © Martin Schneider

Die Gründung des Jugendzentrums "Basta!" in der Hotherstraße fällt in eine Zeit, in der es heiß herging.

Die frühen 1990er, das waren Jahre, in denen auch in Görlitz hin und wieder Autos brannten, in denen Neonazitrupps linke Jugendliche mit Baseballschlägern verfolgten, in denen ein subventioniertes "Haus der Begegnung" in der Kränzelstraße entstand, wo ausschließlich Rechte verkehrten, und in denen, auch aus Protest dagegen, eine kleine Hausbesetzerszene entstand.

Alle Basta-Generationen sollen sich treffen

Das damals ungenutzte Scharfrichterhaus am Finstertor besetzten junge Leute, um einen linksalternativen Treffpunkt daraus zu machen. Weil die Stadt Görlitz ihnen dieses wertvolle Gebäude 1994 nicht überlassen konnte, verpachtete sie ihnen die Hotherstraße 25, einen der schattigsten Plätze der Stadt, nach Erbbaurecht, als noch nicht absehbar war, dass auch diese Gegend einmal eine attraktive Wohnlage werden würde.

Drei Jahrzehnte liegt die Gründung des "Basta!" nun zurück, das über Jahre eine Heimat für viele junge Görlitzer war und teilweise bis heute ist. "Die Altersstruktur hat sich natürlich gewandelt und es ist nicht immer einfach, Leute für den laufenden Betrieb zu finden", sagt Vorstandsvorsitzender Benjamin Schubert, der mit seinen 25 Jahren jünger ist als das Basta selbst.

Jugendliche wie er, der als 16-Jähriger mit Bardiensten begann und über Jahre in den Basta-Trägerverein "Holzwurm" hineinwuchs, sind heute seltener als in den Anfangsjahren, aber es gibt sie noch: einige Schüler, die an langen Abenden bei Konzerten hinter der Bar stehen. Ebenso junge Erwachsene, die sich neben Job und Familie im Verein engagieren. Und solche, die seit vielen Jahren dabei sind, obwohl sie nicht mehr ganz jung sind. Alle Generationen, die mit dem Basta groß wurden, sollen ab 15. August wieder einmal zusammentreffen.

DDR-Punk spricht über Hausbesetzungen

Für den 30. Geburtstag hat das Basta ein viertägiges Programm vorbereitet – mit viel Musik von Rap über Punk bis Metal sowie DJs, mit mehreren Workshops, einem Vortrag des "Augen auf"-Vereins, Lesung und Podiumsdiskussion. Einer der Hauptgäste ist der heute 60-jährige Geralf Pochop, Punk und Hausbesetzer in der DDR, der schon einmal im Basta sein Buch "Untergrund war Strategie" über die Punk-Szene in der DDR vorgestellt hat. Am Sonnabend liest er ab 15 Uhr aus seinem zweiten Buch "Zwischen Aufbruch und Randale: Der wilde Osten in den Wirren der Nachwendezeit". Sowohl darin als auch in seiner Ausstellung "Aus Grau wird Bunt" geht es um die Hausbesetzungen in den 1990ern, ihren Zweck und die damit verbundene Kultur.

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Im Anschluss plant der Verein eine Podiumsdiskussion mit Vertretern dreier Basta-Generationen. Mit dabei ist Hagen Wiesner, früher Kreisel, aus der Generation der in den 1970ern geborenen Basta-Gründer. Dazu die frühere Vorstandsvorsitzende Jule Löschner, heute 36 Jahre alt. Und der 17-jährige Florenz Vater. "Wir freuen uns auf dieses Gespräch", sagt Benjamin Schubert, "und hoffen, dass auch viele andere ihre Erinnerungen beisteuern." Vier der insgesamt fünf Erbbaupächter von 1994 haben ihre Teilnahme angekündigt. Während des Festes wird ein interaktiver Zeitstrahl entstehen: eine Wäscheleine, an der bis zum Sonntag möglichst viele persönliche Erinnerungen ans Basta, Anekdoten und Fotos hängen sollen.

Bis 22 Uhr finden Konzerte und Angebote zwischen Altstadtbrücke und Basta im Freien und auf der großen Bühne statt, die Straße wird dafür gesperrt. Danach zieht das Fest nach drinnen.

Basta!, Hotherstraße 25, Festbeginn Donnerstag, 15. August, 18 Uhr, mit veganem Essen gegen Spende und 20 Uhr Kickerturnier.