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Görlitz

Lausitzer Fischwochen: Schauen und schmecken ausdrücklich erwünscht

Start der Lausitzer Fischwochen: Tradition trifft auf Naturschutz. Warum die Teichwirtschaften für das Ökosystem der Region wichtig sind.

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Beim Abfischen - hier ein Foto aus Rietschen - sind Zuschauer bei vielen Teichwirtschaften willkommen.
Beim Abfischen - hier ein Foto aus Rietschen - sind Zuschauer bei vielen Teichwirtschaften willkommen. © Michael Bärisch

Die „Lausitzer Fischwochen“ haben begonnen. Im Rahmen des Deutsch-Sorbischen Herbst-Naturmarkts am „Haus der Tausend Teiche“ in Wartha (Kreis Bautzen) startete die Veranstaltungsreihe erneut. Bis zum 3. November finden verschiedene Events statt. Die „Lausitzer Fischwochen“ feiern die traditionsreiche Fischkultur der Region und laden ein, die kulinarischen Schätze der heimischen Gewässer zu entdecken. Sie rücken auch eine wichtige Berufsgruppe ins Rampenlicht, die das hiesige Ökosystem engagiert unterstützt. Das teilt eine Sprecherin der Marketinggesellschaft Oberlausitz mit, die die Lausitzer Fischwochen organisiert.

Die Teiche des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft sind ein Naturjuwel. Seit dem 13. Jahrhundert betreiben die Menschen hier Fischzucht. Hinter der idyllischen Kulisse steckt jedoch harte Arbeit. Die ortsansässigen Teichwirtschaften pflegen die Teiche. Das ist wichtig, denn sie bieten nicht nur Karpfen, Schleie und Stör ein Zuhause. „Trotz der geringen durchschnittlichen Tiefe von 80 Zentimetern tragen die über tausend Lausitzer Teiche zur Grundwasserneubildung und zum Wasserrückhalt in der Landschaft bei“, erklärt André Tiemann vom Internationalen Hochschulinstitut Zittau der TU Dresden. „Sie können damit, abhängig vom Füllstand, Hochwasserereignisse abmildern.“ Der Teichbewirtschafter steuert die Wasserhaltung durch regulierbare Zu- und Abflüsse. „Angesichts zunehmender Wetterextreme, wie Trockenheit und Starkregen, sind diese Leistungen der Teiche für das Ökosystem und uns Menschen wichtiger denn je“, ergänzt der Mitarbeiter an der Professur für Ökosystemare Dienstleistungen.

Die „Lausitzer Fischwochen“ rücken den Beruf des Fischers in den Vordergrund – ein Handwerk, das tief in der Geschichte der Region verwurzelt ist. Doch der Berufsstand braucht Nachwuchs. Dietmar Mühle leitet die Kreba-Fisch GmbH, die größte Teichwirtschaft der Region, mit mehreren hundert Teichen. Früher lag der Fokus auf der Fischproduktion, heute spielen auch Natur- und Umweltschutz eine größere Rolle. Mit der Pflege der Teiche im Biosphärenreservat übernimmt die Firma eine große Verantwortung. Viele Teiche stehen unter Naturschutz. Im Gebiet leben über 5.000 Pflanzen- und Tierarten. „Unsere Arbeit ist essenziell für das hiesige Ökosystem“, betont er. „Wenn wir die Teiche nicht pflegen, werden sie flacher und wachsen zu.“ Mühle freut sich, dass das Unternehmen aktuell zwei Auszubildende hat. Kommen die Azubis aus der Region, ist die Chance groß, dass sie auch nach ihrer Ausbildung im Betrieb bleiben. Das ist wichtig für die Zukunft des Unternehmens und der Teichlandschaft.

„Fischer zu sein, muss man fühlen“

Emma Kittner kennt die vielfältigen Aufgaben ihres Berufs genau. Ihre Familie betreibt in Petershain, einem Ortsteil von Quitzdorf am See, eine Teichwirtschaft mit 46 Teichen, einige davon im Biosphärenreservat. Die junge Frau liebt die Abwechslung und das Arbeiten in der Natur. Kein Tag gleicht dem anderen. Doch auch sie weiß: Es wird schwerer, die jüngere Generation für diesen Beruf zu begeistern. „Es ist kein Bürojob mit festen Arbeitszeiten, man muss flexibel sein.“ Außerdem ist die Arbeit körperlich anstrengend. „Fischer zu sein, muss man fühlen“, sagt sie. Emma Kittner will künftig Verantwortung übernehmen. Sie plant, ihren Meister zu machen und den Familienbetrieb eines Tages zu führen. Sie sieht sich auch als Botschafterin für den „Lausitzer Fisch“, den sie bekannter machen will. „Er ist rundum Bio und wird von klein auf bei uns gefüttert“, sagt sie. Regionaler geht es nicht.

„Fisch und Lausitz gehören zusammen“, betont auch Sachsens Landwirtschafts- und Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen). Die Fischwirtschaft sei seit Jahrhunderten Teil der sächsischen Kulturlandschaft und Tradition. Sie stehe für nachhaltiges Wirtschaften. Er bedankt sich deshalb bei den Teichwirten für ihren aktiven Beitrag zum Naturschutz und zur Kulturlandschaftspflege. „Unsere Teiche sind wertvolle Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig sind sie Arbeitsplatz und Lebensgrundlage für rund 150 Unternehmen im Freistaat.“

Fischgenuss mit Tradition

Die „Lausitzer Fischwochen“ bieten die perfekte Gelegenheit, in die Welt der Teichwirtschaft einzutauchen, den Fischern bei der Arbeit zuzusehen und mehr über ihre Bedeutung zu erfahren. Zahlreiche Teichwirtschaften laden in den nächsten Wochen dazu ein, das Abfischen der Teiche live mitzuerleben und einen Einblick in die jahrhundertealte Tradition zu gewinnen. Während der Fischwochen servieren Restaurants kreative Fischgerichte, die die Vielfalt der regionalen Küche betonen. Besucher können frisch zubereitete Spezialitäten wie Karpfen, Schleie und Hecht genießen.

Neben kulinarischen Genüssen bietet die Fischwochenzeit auch die Möglichkeit, die beeindruckende Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft zu erkunden. Bei Naturführungen mit Rangern erfahren Besucher Spannendes über das wertvolle Ökosystem, die Karpfenzucht und die heimische Tierwelt.

Weitere Informationen zu den „Lausitzer Fischwochen“ sowie das diesjährige Programm gibt es unter: www.lausitzer-fisch.de