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16-Jährige zum Görlitzer Ehrenamtler: "Du wirst immer mein Opa bleiben"

Nicht nur die leiblichen, sondern Wunsch-Omas und -Opas kümmern sich im Kreis Görlitz um Kinder und Jugendliche. Es ist auch eine Antwort auf den demografischen Wandel.

Von Carla Mattern
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Sie sind Wunsch-Oma und Wunsch-Opa: Sabine Weidlich und Benno Barthel (rechts).  Vor wenigen Tagen zeichnete sie Uwe Martin Fichtmüller, der ASB-Hauptgeschäftsführer, für ihren ehrenamtlichen Einsatz beim ASB Zittau/Görlitz aus.
Sie sind Wunsch-Oma und Wunsch-Opa: Sabine Weidlich und Benno Barthel (rechts). Vor wenigen Tagen zeichnete sie Uwe Martin Fichtmüller, der ASB-Hauptgeschäftsführer, für ihren ehrenamtlichen Einsatz beim ASB Zittau/Görlitz aus. © ASB-Landesverband Sachsen

Das Windeln wechseln übernimmt Sabine Weidlich. Die 66-Jährige und ihr 73 Jahre alter Lebensgefährte Benno Barthel kümmern sich gemeinsam um eine Eineinhalbjährige. Die Mama des Mädchens ist berufstätig, der Papa auch und auf Montage. Da ist es gut, dass die Kleine in Görlitz einen Wunsch-Opa und eine Wunsch-Oma hat. Einmal in der Woche essen sie gemeinsam Mittag, macht das Mädchen bei ihnen Mittagsschlaf, dann gehen sie spazieren, auf den Spielplatz oder in den Garten, erzählt der 73-jährige Wunsch-Opa Benno Barthel.

Sie sind zwei von 15 Senioren, die beim ASB Regionalverband Zittau/Görlitz als ehrenamtliche Großeltern Familien unterstützen. Wie leibliche Omas und Opas auch beschäftigen sie sich immer mal mit den Kindern und Jugendlichen, verbringen mit ihnen Zeit. Sabine Weidlich und Benno Barthel wurden jetzt dafür geehrt. Uwe Martin Fichtmüller, der ASB-Hauptgeschäftsführer, zeichnete die Görlitzer vor wenigen Tagen als "Freiwillige des Monats" aus. Neben einer Urkunde gab es für die beiden auch einen Gutschein für den Baumarkt.

2013 hat der ASB das Mehrgenerationenprojekt aus der Taufe gehoben. So lange sind die Görlitzer Sabine Weidlich und Benno Barthel dabei. Ihr erstes gemeinsames Enkelkind war vier, als sie es kennenlernten. Bis zum 13. Geburtstag schenkten die beiden dem Mädchen viel Zeit.

Das Projekt ist auch eine Antwort auf den demografischen Wandel. Durch die Abwanderung leben die Enkel mancher Großeltern weit entfernt. Sabine Weidlichs Enkel beispielsweise, Benno Barthel hat kein leibliches Enkelkind. "Wer gerne was weitergeben will an Kinder, für den ist das genau richtig", erzählt die Wunsch-Oma. Was ihr auch wichtig ist: Beim ASB ist man als Ehrenamtler auch versichert, schließlich sei es auch eine große Verantwortung, ein fremdes Kind zu betreuen, sagt sie.

Zusammen haben sie bereits vier Mädchen und Jungen mit großgezogen - als Wunsch-Opa und Wunsch-Oma. Für die Kleine jetzt ist es wertvolle Familienzeit, für ihre Mama eine Entlastung. Nicht alle 15 Wunsch-Omas und Wunsch-Opas, 13 davon sind Görlitzer, eine Nieskyerin und ein Zittauer sind dabei, betreuen zurzeit Enkelkinder. Aber wie kommen die Ehrenamtler und die Kinder zusammen? Familien melden sich beim ASB und fragen an. Dann gibt es ein Vermittlungsgespräch zwischen den Eltern und möglichen ehrenamtlichen Großeltern, erklärt Henri Burkhardt, beim ASB Zittau/Görlitz zuständig für die Verbandsarbeit. Es folgt eine Probezeit.

Wer sich für diesen tollen Dienst interessiert, soll sich unbedingt beim ASB melden, sagt Henri Burkhardt. Nicht nur für die Eltern ist es eine Entlastung und für die Mädchen und Jungen eine schöne Abwechslung und Bereicherung, mit den zusätzlichen Großeltern gemeinsam etwas zu unternehmen, von ihnen zu lernen. Auch für die Wunsch-Omas und Wunsch-Opas ist die Enkel-Zeit eine schöne Zeit. Ihre erste Wunsch-Enkelin, die mittlerweile 16 Jahre alt ist, treffen Sabine Weidlich und Benno Barthel hin und wieder zufällig in Görlitz. "Dann sagt sie zu mir: Du wirst immer mein Opa bleiben", erzählt Benno Barthel stolz.

Es gibt auch eine Probezeit

"Wir prüfen und testen erst das Zusammensein. Das macht jede Seite so", sagt Sabine Weidlich. Und wenn es dann nicht passt, dann kann das auch jeder sagen - die Eltern, die Kinder und auch die ehrenamtlichen Omas und Opas. So ist es möglich, dass mehr Familien nach Wunsch-Omas und Wunsch-Opas fragen als der ASB vermitteln kann und trotzdem nicht alle ein Kind betreuen. Um das Projekt kümmert sich beim ASB Kerstin Kreibich - übrigens auch als Ehrenamtlerin. Dienstags von 13 bis 17 Uhr ist sie in der Görlitzer Jakobstraße 5 erreichbar. Das nächste Mal am 24. September.