Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Görlitz

Für das Lausitz Festival in der Heimat geblieben: Toni Jährig gestaltet es mit

Der Kulturmanager aus dem Oberland hätte die Oberlausitz beinahe aus Job-Gründen verlassen. Eine Perspektive bot ihm das Lausitz Festival, das jetzt in Cottbus endet.

Von Ines Eifler
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Toni Jährig hat schon viele Orte in Sachsen und Brandenburg als Spielstätten des Lausitz Festivals erschlossen und zahlreiche Künstler kennengelernt. Ursprünglich kommt er aus Neugersdorf.
Toni Jährig hat schon viele Orte in Sachsen und Brandenburg als Spielstätten des Lausitz Festivals erschlossen und zahlreiche Künstler kennengelernt. Ursprünglich kommt er aus Neugersdorf. © Martin Schneider

Drei eindrucksvolle Woche liegen hinter Toni Jährig und seinen Kollegen – mit Konzerten, Theateraufführungen, Ausstellungen, einer chinesischen Oper und weiteren Veranstaltungen in der gesamten Lausitz, viele davon ausverkauft.

Der 30-jährige Kulturmanager trägt seit 2020 zur Vielfalt des Lausitz Festivals bei – vor allem durch die Erschließung oftmals ungewöhnlicher Spielstätten für Auftritte von Künstlern, die teilweise weltweit in Konzerthallen und Theatern vor großem Publikum stehen. Neben Intendant Daniel Kühnel und Geschäftsführerin Maria Schulz gehört er zu denjenigen, die das Festival gegenüber Partnern vertreten und auch im direkten Kontakt mit den Künstlern stehen.

Im Oberland und in Görlitz zu Hause

Toni Jährig stammt aus Neugersdorf, ging in Seifhennersdorf zur Schule, ist Teil einer privaten Zittauer Musikschule und hat in Görlitz Kultur und Management studiert. Da er seit seiner Jugend in zwei Bands spielt, kennt er viele Veranstaltungsorte in der Oberlausitz sowie deren Betreiber. Daran konnte er immer wieder anknüpfen, wenn er Orte für Ensembles, Sängerinnen und Sänger, Chöre oder Tanz- und Theaterinszenierungen suchte.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

"Manche Gegenden und Orte kannte ich aber vorher noch gar nicht", sagt Toni Jährig. Vor allem den Norden der Lausitz hat er sich zunächst selbst erschlossen, bevor er die Künstler mit ihren Auftrittsorten vertraut machte. Gebirge, Teichlandschaften, Kohleabbaugebiete, Spreewald, sorbische Dörfer, historische und erst nach 1945 gewachsene Städte – diese Vielfalt der Lausitz sei einem manchmal gar nicht bewusst, wenn man hier geboren und aufgewachsen sei.

Noch nie erlebt, dass ein Künstler enttäuscht war

"Für mich ist es immer wieder unheimlich toll, wenn ich den Künstlern meine Heimat zeigen und darüber erzählen kann", sagt Toni Jährig. Manchmal sei er sich vor Ankunft der Gäste zwar nicht sicher, ob sie wüssten, was sie erwartet, wenn sie in einer ehemaligen Fabrik, einer Dorfkirche, einer Sparkasse oder an Orten der Soziokultur auftreten. Oft seien die Bedingungen ganz andere als an einem Theater. In Kirchen etwa gebe es keine Künstlergarderobe, Maske und fest installierte Konzerttechnik.

"Aber ich habe noch nie erlebt, dass ein Künstler mal enttäuscht war", sagt Toni Jährig. Im Gegenteil, die unkonventionelle Atmosphäre und die Nähe zum Publikum gefalle vielen besonders. Er erinnert sich zum Beispiel an einen Musiker, der in der großen Barockkirche Cunewalde auftrat und danach gleich wieder heimfahren wollte. "Stattdessen hörte er nicht auf zu schwärmen und kündigte an, demnächst mit seiner Familie Urlaub in der Oberlausitz zu machen." Oder die Pianistin Martha Argerich, die er nach einem Auftritt zum Flughafen brachte und die sagte: "Eigentlich würde ich am liebsten noch ein bisschen bleiben."

Hunderte Künstler in die Lausitz geholt

Toni Jährig übernimmt diesen Kontakt zwischen Festivalprogramm und Spielorten schon seit dem ersten Lausitz Festival 2020. Begonnen hatte er noch im Studium bei der Europa-Chor-Akademie, wo er gern seine Zeit mit vielen Sängern aus verschiedenen Ländern verbrachte und ihre Vorhaben organisierte. In der Corona-Zeit war er eine Zeitlang beim Kulturraum beschäftigt, wo er Förderanträge bearbeitete, was für ihn als Kulturveranstalter lehrreich, aber nichts fürs Leben war.

Zum Lausitz-Festival, wo er anfangs nur zeitweise arbeitete, kam er über eine Zusammenarbeit mit der Europa-Chor-Akademie, die bis heute besteht. Als er sich schon außerhalb der Lausitz beworben hatte, um einen erfüllenden Job zu finden, begann das Festival sich gerade zu etablieren. Und als sich für Toni Jährig die Chance bot, fest einzusteigen, sagte er zu.

Hunderte Ensemble- und Solokünstler hat das Festival bisher gebucht. Viele davon hat Toni Jährig persönlich betreut und ist sich sicher, dass sie woanders nur Gutes über die Lausitz berichten. Diese Nähe zur großen Welt direkt vor der Haustür: "So etwas wäre mir nicht vergönnt gewesen, wenn ich weggegangen wäre."

Das Lausitz Festival endet am 13./14. September sowie zwei Nachveranstaltungen am 21. und 28. September in Cottbus: lausitz-festival.eu/de/programm