Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Görlitz
Merken

Fehlen im Landkreis Görlitz Wohnungen?

Bis 2028 müssten pro Jahr 200 Wohnungen neu gebaut werden. Zu diesem Schluss kommt ein Berliner Institut in einer Studie - trotz des Leerstandes im Kreis.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Blick in den Obermarkt Richtung Reichenbacher Turm und Georgsbrunnen: Fehlen im Landkreis und somit auch in der Stadt neue Wohnungen?
Blick in den Obermarkt Richtung Reichenbacher Turm und Georgsbrunnen: Fehlen im Landkreis und somit auch in der Stadt neue Wohnungen? © André Schulze

Bis 2028 braucht der Landkreis Görlitz den Neubau von rund 200 Wohnungen – und zwar pro Jahr. Diese Wohnungsbau-Prognose für die kommenden vier Jahre hat das Pestel-Institut aus Berlin in einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt ermittelt.

„Es führt kein Weg daran vorbei: Im Kreis Görlitz müssen Wohnungen neu gebaut werden. Schon allein, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen. Hier geht es insbesondere um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

Trotz Leerstand fehlen neue Wohnungen

An dem Wohnungsbedarf im Kreis Görlitz ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts: Der aktuelle Zensus registriert für den Landkreis Görlitz immerhin rund 18.090 Wohnungen, die nicht genutzt werden, so das Pestel-Institut. Das seien 12,2 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes im Landkreis. Ein Großteil davon – nämlich rund 12.430 Wohnungen – stehe jedoch schon seit einem Jahr oder länger leer.

„Das sind immerhin rund 69 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden“, sagt Matthias Günther.

Grundsätzlich sei ein gewisser Wohnungsleerstand aber immer auch notwendig. „Rund drei Prozent aller Wohnungen, in die sofort jemand einziehen kann, sollten frei sein. Schon allein, um einen Puffer zu haben, damit Umzüge reibungslos laufen können. Und natürlich, um Sanierungen überhaupt machen zu können. Aber es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen“, so Matthias Günther.

Hauseigentümer halten sich bei Sanierung zurück

Denn viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Pestel-Instituts mit einer Sanierung zurück: „In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen – wann kommen. Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit. Ein Hin und Her wie beim Heizungsgesetz darf es nicht mehr geben“, so der Leiter des Pestel-Instituts. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung.

Weitere Gründe, warum leerstehende Wohnungen nicht vermietet werden: „Immer wieder kommt bei Erbstreitigkeiten kein Mietvertrag zustande. Und oft scheuen sich Hauseigentümer auch, sich einen Mieter ins eigene Haus zu holen, mit dem sie sich am Ende vielleicht nicht verstehen“, sagt Matthias Günther. Für ihn steht deshalb fest: „Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Görlitz kein Weg vorbei.“

Das Pestel-Institut hat die Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt. (SZ/mk)