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Görlitz/Zgorzelec: Zwillingsstädte zeichnen zwei Jacob-Böhme-Experten aus

Im November jährt sich der 400. Todestag von Jacob Böhme, Schuster und Philosoph, der weltweit bekannt ist. Die Vertreter beider Städte nehmen das zum Anlass für Auszeichnungen.

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Der Görlitzer Verleger Michael Prochnow legte eine kleine Buchreihe mit Texten von Jacob Böhme auf. Es ist nur ein Beispiel für sein Böhme-Engagement, für das er nun geehrt wird.
Der Görlitzer Verleger Michael Prochnow legte eine kleine Buchreihe mit Texten von Jacob Böhme auf. Es ist nur ein Beispiel für sein Böhme-Engagement, für das er nun geehrt wird. ©  Archivfoto: Nikolai Schmidt

Der Schuster und Philosoph Jacob Böhme gilt zwar als berühmtester Sohn von Görlitz, aber seine Bücher gelesen haben ganz wenige. Seine Sprache ist heute nur noch schwer zu verstehen. Vor ein paar Jahren begann der Görlitzer Michael Prochnow kleine Bücher mit Böhme-Texten herauszugeben, Böhme für die Jackentasche sozusagen. Beispielsweise über die wahre Gelassenheit oder von den vier Temperamenten oder über ein Gespräch eines Meisters mit seinem Schüler. 40 bis 50 Seiten umfassen die Hefte im A-6-Format. Das ist schon bekömmlicher - vom Umfang her, aber auch von der Verständlichkeit der Texte.

Das ist aber noch nicht alles, was Prochnow geleistet hat, um Böhme unter die Menschen zu bringen. Er hat Stadtführungen unternommen, organisiert ein Böhme-Festival und erarbeitete eine Wanderausstellung zusammen mit Kunsthistoriker Arne Franke und dem Theologen Thomas Maruck, die bereits an verschiedenen Orten in Deutschland und Polen zu sehen war. Er beteiligt sich an Tagungen über Böhme und zuletzt regte er Jacob-Böhme-Pralinen zu den vier Temperamenten an. Und das alles in den letzten Jahren, obwohl er binnen sechs Wochen das Augenlicht durch eine Erkrankung verlor. Seinen Böhme-Aktivitäten hat das keinen Abbruch getan.

Nun winkt Prochnow für sein Engagement für Böhme an diesem Dienstag eine besondere Auszeichnung: Die Europastadt Görlitz/Zgorzelec verleiht ihm dafür die Europastadtmedaille. Das geschieht am Dienstag, ab 16.30 Uhr, im kleinen Saal der Stadthalle. Die Görlitzer Stadträte stimmten dem Vorschlag im August einstimmig zu.

Der Zgorzelecer Filmemacher Lukasz Chwalko hat eine Dokumentation über Jacob Böhme gedreht.
Der Zgorzelecer Filmemacher Lukasz Chwalko hat eine Dokumentation über Jacob Böhme gedreht. © Archivfoto: Pawel Sosnowski

Zusammen mit Prochnow wird auch der Zgorzelecer Filmemacher Lukasz Chwalko mit der Medaille ausgezeichnet. Der Regisseur ist der Zgorzelecer Vorschlag für die Medaille. Jedes Jahr schlagen beide Städte jeweils eine Persönlichkeit oder einen Verein für die Auszeichnung vor.

Chwalko hatte vor einigen Jahren einen Jacob-Böhme-Film gedreht. Eine klassische Dokumentation über das Leben und Werk des Mystikers ist dabei herausgekommen. Chwalko ist Kunstwissenschaftler, studierte auch Regie in Brighton und hatte während seines Studiums beobachtet, wie wenig bekannt Böhme in Polen ist, obwohl der Schuster den berühmtesten polnischen Dichter Adam Mickiewicz inspiriert hatte. Für seinen Film, der 2016 fertig vorlag, erhielt Chwalko bereits eine Medaille der Internationalen Böhme-Gesellschaft.

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Dass die Beiden jetzt geehrt werden, ist kein Zufall. Am 17. November jährt sich der 400. Todestag von Böhme. Ausstellungen in den Museen, Vortragsreihen und Filmvorführungen gehören zu einem umfangreichen Programm in diesen Wochen. Chwalkos Film beispielsweise wird am 18. Januar, 17 Uhr, im Schlesischen Museum gezeigt.