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Diese Politiker kommen bei Görlitzer Gymnasiasten am besten an

An der Landtagswahl können die meisten Schüler noch nicht teilnehmen. Aber sie können mit den Kandidaten debattieren, wie jetzt am Curie-Gymnasium Görlitz.

Von Susanne Sodan
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Beeindruckend bis schonungslos fanden die Politiker die Debatte in der Aula des Curie-Gymnasiums. Den Hut auf hatten die Abiturienten Johanna Hasse und Constantin Schütz (re. im Bild).
Beeindruckend bis schonungslos fanden die Politiker die Debatte in der Aula des Curie-Gymnasiums. Den Hut auf hatten die Abiturienten Johanna Hasse und Constantin Schütz (re. im Bild). © Martin Schneider

31,8 Prozent - von solchen Zustimmungswerten können die Bündnisgrünen in Sachsen derzeit nur träumen. Aber bei den Zehnt- bis Zwölftklässlern am Joliot-Curie-Gymnasium Görlitz holte Carolin Renner tatsächlich den „Wahlsieg“. Zur Landtagswahl tritt sie für die Bündnisgrünen als Direktkandidatin im Wahlkreis Niesky/Weißwasser an. Am Donnerstag stellte sie sich mit Sebastian Wippel, Direktkandidat der AfD für den Görlitzer Wahlkreis, Toralf Einsle, der für die FDP in Löbau antritt, Harald Baumann-Hasske, SPD-Kandidat in Görlitz, den Fragen von 110 Schülern. Die CDU war mit Johann Wagner, Kreisvorsitzender der Jungen Union, vertreten. Die letzte Frage der Debatte ging an die Schülerinnen und Schüler: Wer hat sie am meisten überzeugt?

So überzeugend fanden die Schüler die fünf Kandidaten

Vor der Landtagswahl Schüler des Joliot-Curie-Gymnasiums diskutieren Schülerinnen und Schüler mit Carolin Renner (Grüne), Sebastian Wippel (AfD), Toralf Einsle (FDP), Harald Baumann-Hasske (SPD) und Johann Wagner (CDU).
Vor der Landtagswahl Schüler des Joliot-Curie-Gymnasiums diskutieren Schülerinnen und Schüler mit Carolin Renner (Grüne), Sebastian Wippel (AfD), Toralf Einsle (FDP), Harald Baumann-Hasske (SPD) und Johann Wagner (CDU). © Martin Schneider

Neben Carolin Renner waren das mit 24.5 Prozent Johann Wagner und Sebastian Wippel mit 23,6 Prozent. Knapp elf und neun Prozent fanden Harald Baumann-Hasske und Toralf Einsle überzeugend. Repräsentativ ist das nicht: Nach der Podiumsdebatte konnten die Jugendlichen in Gruppen die einzelnen Politiker befragen - Wippel und Renner hatten dabei den stärksten Zulauf. Organisiert hatten den Nachmittag Johanna Hasse und Constantin Schütz - trotz aller Arbeit für ihr Abi kommendes Jahr, beide sind in der 12. Klasse. Bereits vor den Sommerferien erzählen sie, begannen sie mit den Planungen.

Mehrere der eingeladenen Politiker treten zwar nicht im Görlitzer Wahlkreis an - und an der Landtagswahl am 1. September können nur wenige Gymnasiasten schon teilnehmen. Dennoch, solche Podien vor Wahlen, „sind inzwischen gute Tradition bei uns“, sagt Constantin Schütz.

Die Themen der Jugendlichen

Freilich haben die Jugendlichen am Curie-Gymnasium Politik-Unterricht, „aber wir wollen die Möglichkeit, sich anders zu informieren“, sagt Johanna Hasse. Die Möglichkeiten im Netz mögen dafür zwar endlos sein, aber die Chance, bei Kandidaten seine persönlichen Fragen ganz direkt loszuwerden, habe man nicht oft. Die Chance gaben die beiden ihren Mitschülern. Unterstützung bekamen sie dabei von Lehrern, mit denen sie die Fragen sammelten und ordneten. Hauptthema für die Jugendlichen: Jugendbeteiligung in Gemeinden und Städten, Schulpolitik. Lehrermangel oder auch Digitalisierung. Zum Beispiel: Seit vorigem Jahr ist am Curie-Gymnasium die Umrüstung auf digitale Tafeln abgeschlossen. Aber ob jetzt alles funktioniert, wie es soll und alle Lehrer damit zurecht kommen, steht noch mal auf einem anderen Blatt.

„Ich fand gut, dass viele Fragen zur Förderung von Schule und Universitäten gestellt haben“, sagt Johanna Hasse, „das betrifft uns als Zwölftklässler ja besonders, wie es dann nach der Schule auch weitergeht.“ Viele Fragen der Schüler treiben aber auch die Görlitzer Gesellschaft insgesamt um - Fragen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt, Integration von Migranten und Flüchtlingen, zu mehr Sicherheit im öffentlichen Raum bis hin zum Strukturwandel in Sachsen.

AfD-Mann findet Schülerfragen "schonungslos"

„Ich bin beeindruckt, wie tief die Jugendlichen in politischen Themen drinstecken“, so Johann Wagner nachher. Und Harald Baumann-Hasske sieht kein Problem mit einer Herabsetzung des Wahlalters - auch darüber wurde diskutiert. „Schonungslos“, fand Sebastian Wippel die Fragen der Jugendlichen, „bis dahin, dass es wehtut.“

Dass die Schüler nicht nur mit jenen Kandidaten sprechen wollten, denen sie ohnehin wohlgesonnen sind, erlebte auch Carolin Renner, die zum Beispiel gefragt wurde, warum die Grüne Waffenlieferungen in die Ukraine unterstützen. Oder was sie denn davon halte, dass sich die Nato nicht an angebliche Zusagen an Moskau gehalten habe, sich nicht nach Osten zu erweitern. Eine Frage , die seit Februar 2022 immer wieder auch vom rechten Spektrum aufgeworfen wird, im Grunde, um Russlands Angriff auf die Ukraine zu verteidigen. Und bei Toralf Einsle von der FDP stand gar das Thema Rente an. Das neue Rentenpaket II belastet Jüngere zu stark, sagen Kritiker. Viele, von der Heute-Show bis zu Politik-Youtubern, fragten, wo der Aufschrei bleibt. Mitbekommen haben junge Erwachsenen das Thema durchaus.