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Landkreis Görlitz: Wie sicher sind die Brücken?

Nach dem Einsturz eines Teils der Carolabrücke in Dresden: Wie geht es den Brücken im Kreis? Offensichtlich gibt es hier Nachholbedarf.

Von Matthias Klaus
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Viel befahren: Diese Stadtbrücke in Görlitz erhielt  vom Zgorzelecer Stadtrat den Namen "Papst Johannes Paul II. Brücke". Die Brücke befindet sich in polnischer Hoheit und Baulast.
Viel befahren: Diese Stadtbrücke in Görlitz erhielt vom Zgorzelecer Stadtrat den Namen "Papst Johannes Paul II. Brücke". Die Brücke befindet sich in polnischer Hoheit und Baulast. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Der Landkreis Görlitz hat in diesem Jahr drei Brücken auf dem Plan. Zwei davon stehen in Rotstein und werden neu gebaut, eine in Dittelsdorf ebenfalls ein Neubau. Die beiden in Rotstein kosten jeweils über eine Million Euro, die in Dittelsdorf samt Stützwand über zwei Millionen Euro.

Wie es mit Brücken- und Straßenbauarbeiten in den kommenden Jahren seitens des Kreises finanziell weitergehen wird, ist derzeit noch unbekannt. "Die Maßnahmenliste für das Jahr 2025 wird derzeit im Zusammenhang mit der Haushaltsplanung zum Doppelhaushalt 2025/26 erarbeitet", so Landratsamt-Sprecher Kevin Schlei. Hierzu müssten teilweise noch Kostenberechnungen aktualisiert und Abstimmungsgespräche mit anderen Vorhaben und beteiligten Medienträgern geführt werden.

Neue Liste im November

Im November sollen die Maßnahmenlisten dann zur internen Abstimmung vorliegen. Das Investitionsvolumen für das kommende Jahr, Kreisstraßen inklusive Ingenieurbauwerken - also auch Brücken, wird dabei in gleicher Höhe wie im Jahr 2024 angenommen und somit bei rund zehn Millionen Euro liegen, so der Landratsamt-Sprecher.

Brücken über Kreisstraßen sind das eine, aber fast noch wichtiger im Landkreis sind die Brücken über Bundes- und Staatsstraßen. Davon gibt es an Bundesstraßen 125 und an Staatsstraßen 168. Seit 2012 hat das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) elf Bundes- und 28 Staatsstraßenbrücken erneuert, Stand Ende 2023.

In der Oberlausitz waren demnach rund zwei Drittel der Bundes- und Staatsstraßen in einem guten oder sehr guten Zustand. Das bedeutet, an diesen Brücken sind nur Wartungsarbeiten nötig. Ein Viertel der Brücken wurde zum Jahresende 2023 so bewertet, dass Unterhaltungsarbeiten notwendig sind. Weniger als ein Zehntel der Brücken befand sich in einem Zustand, in dem Instandsetzungs- und Erneuerungsarbeiten erforderlich sind.

Bau am bekannten Autobahnzubringer

Eine der bekanntesten Brücken in der Oberlausitz ist die an der S 112 in Wasserkretscham. Wer aus dem Raum Löbau, aber auch Zittau auf die Autobahn will, fährt darüber. Momentan ist sie noch dicht. Pkw - und zuweilen trotz Verbotes auch Lkw - nehmen meist die Strecke über Weißenberg.

Aktuell wird an der Brücke noch gebaut. Letzter Stand der Dinge: Ende des Jahres soll die Strecke wieder freigegeben werden. "An die Fertigstellung der Brücke schließen Ausbauarbeiten an der S 112 an. Dabei soll ein grundhafter Straßenausbau auf rund 140 Metern bis zur Ortsmitte sowie daran anschließend eine Erneuerung der Asphaltdeckschicht auf weiteren rund 400 Metern bis zur Einmündung der K 7229 erfolgen", so das Lasuv in seiner jüngsten Mitteilung zum Baugeschehen. Im Zuge der Ausbauarbeiten werden auch zwei Haltestellen regelkonform hergestellt.

Ende 2023 wurden eine Bundesstraßen- und fünf Staatsstraßenbrücken im Landkreis Görlitz als Erneuerungsbedarf gekennzeichnet. Für weitere neun Bundessstraßen- und elf Staatsstraßenbrücken bestand Instandsetzungsbedarf. Das bedeutet, die Brücken sind zwar nicht in gutem Zustand aber auch nicht so schlecht, dass sie erneuert werden müssen.

Grünes Licht für Autobahnbrücken

Insgesamt bewertete das Lasuv den Zustand der Brücken Ende vergangenen Jahres als gut oder sehr gut. Das betrifft etwa zwei Drittel. An diesen Brücken sind in der Regel nur Unterhaltungsarbeiten notwendig. Als nicht ausreichend oder ungenügend wurden zu diesem Zeitpunkt in der Oberlausitz nur ein Prozent der Bundesstraßenbrücken und vier Prozent der Staatsstraßenbrücken bewertet.

Ganz anders sieht es mit den Autobahnbrücken an der A4 aus. Hier gibt Autobahn-Sprecher Tino Möhring generell Entwarnung. "Wir müssen unterscheiden zwischen Brücken, die die Autobahn selbst betreffen und solchen, die darüberführen", sagt er. In beiden Fällen gebe es keinerlei Probleme. "Alle Brücken an den Autobahnen in Sachsen sind in einem guten Zustand", sagt Tino Möhring. Der Grund: Viele der Bauwerke sind relativ neu, wurden erst in den 1990ern errichtet. "Wenn etwas erneuert wird, dann sind es klassische Verschleißteile", sagt Tino Möhring.

Die Brücken über die Neiße teilen sich Deutschland und Polen in der Verantwortung. Die Stadtbrücke Görlitz beispielsweise ist in polnischer Hoheit. Bei den Brücken in Hagenwerder sieht es anders aus. Seit die Bundesstraße 99 wegen Bauarbeiten oberhalb von Ostritz gesperrt ist, benutzen viele Autofahrer von und nach Zittau die polnische Parallelstraße zwischen Sieniawka und Zgorzelec entlang der Neiße. Um dabei die Grenze zu wechseln, fahren viele Autofahrer über den Grenzübergang Hagenwerder-Radmeritz. Die B 99 soll erst Mitte Oktober dieses Jahres wieder freigegeben werden.

Inzwischen werden die angekündigten Instandsetzungsarbeiten an den beiden Brückenbauwerken durchgeführt. Während dieser Arbeiten bis voraussichtlich November ist die Brücke für den Autoverkehr passierbar, wenn auch durch eine halbseitige Verkehrsführung nur eingeschränkt.